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Der Startschuss zur NHL-Saison 2017/18 steht zwar noch nicht unmittelbar vor der Tür, doch die Nachwuchs-Camps sind absolviert und die Trainingscamps in Sichtweite. Wir denken, dass es das Beste ist, die Sommerhitze im August mit Analysen eurer Lieblingsteams zu bekämpfen. Jeden Tag liefert NHL.com/de im Rahmen der Serie 31 in 31 fundierte Einschätzungen zu einer Mannschaft.
Wo geht die Reise für den Liganeuling Vegas Golden Knights hin? Können die Pittsburgh Penguins ihre dritte Meisterschaft in Folge feiern? Welche Teams sind für eine Überraschung gut? All diese Fragen werden in den täglichen Artikeln beantwortet.
Heute analysieren wir die Vancouver Canucks.

Bilanz 2016/17: 30-43-9, 7. Platz in der Pacific Division
Playoffs 2017:nicht qualifiziert
Trainer: Travis Green, seit April 2017
Neuzugänge: Alexander Burmistrov, Michael Del Zotto, Sam Gagner, Anders Nilsson, Patrick Wiercioch
Abgänge: Philip Larsen, Ryan Miller, Luca Sbisa, Nikita Tryamkin
Wo sie herkommen:
Mit ihrer sportlichen Bilanz in der vergangenen Saison konnten die Vancouver Canucks keineswegs zufrieden sein. 69 Punkte (30-43-9) fuhren sie in den 82 Partien der Spielzeit 2016/17 ein. Die Canucks belegten damit den vorletzten Platz im ligaweiten Ranking. Nur die Colorado Avalanche erzielten noch weniger Tore als die Mannen aus der Westküstenmetropole, die 178 Mal das Spielgerät im gegnerischen Kasten versenken konnten. Die Special Teams (Powerplayquote Platz 29 mit 14,1%; Penalty Killing Platz 28, 76,7%) ließen es ebenfalls an Effektivität vermissen.
Zum ersten Mal seit der Jahrtausendwende konnten sich Sedin&Co. in zwei aufeinanderfolgenden Jahren nicht für die Stanley Cup Playoffs qualifizieren. Anders als ihre Nachbarn aus Calgary und Edmonton, die während ihrer Phase der Erfolglosigkeit einen Neuanfang mit jungen Spielern wagten, und nun langsam die Früchte dieses eingeschlagenen Weges ernten können, unterließen es die Canucks seit ihrem Finaleinzug 2011 einen großen Schnitt zu machen. Einer strikten Verjüngungskur verordneten sie sich nicht. Auch weil es der Organisation an Perspektivspielern fehlte? Henrik und Daniel Sedin, die beiden Stürmer feiern am 26. September ihren 37. Geburtstag, waren mit 50 und 44 Scorerpunkten hinter Bo Horvat (52 Punkte), vor dem Schweizer Sven Baertschi (35 Punkte), Vancouvers zweit- und drittbester Scorer.
Cheftrainer Willie Desjardins leitete in den vergangenen Jahren die sportlichen Geschicke der Westkanadier. Ihm gelang es nicht ausreichend Talente an die Stammbelegschaft heranzuführen. Der als Restricted Free Agent noch in Vertragsverhandlungen stehende Center Horvat blieb Vancouvers einziger Stürmer unter 25 Jahren, der in den drei Spielzeiten unter Desjardins' Regie zu mehr als 100 Einsätzen kam. Am 10. April 2017 musste Desjardins seinen Hut ziehen.

Was sie änderten:
Travis Green übernahm 16 Tage nach der Beurlaubung von Desjardins den nicht einfachen Posten hinter der Bande des erfolgsverwöhnten Klubs, der zwischen 2007 und 2013 sechsmal die damalige Northwest Division als Tabellenerster abschließen konnte. Am 1. Juli konnte sich Vancouver die Dienste einer Handvoll Spieler sichern, die sich im besten Eishockeyalter befinden.
Sollte Center Sam Gagner an die Leistungen des Vorjahres bei den Columbus Blue Jackets anknüpfen können, ihm gelangen 50 Zähler in 81 Partien, dann dürften die Angriffsreihen der Canucks wieder mehr Schrecken beim Gegner verursachen als noch in der Vorsaison. Auch Vancouvers Überzahlspiel sollte von der Verpflichtung des 27-Jährigen profitieren können. Alexander Burmistrov war nach nur zwei Assists in 23 Spielen bei den Winnipeg Jets in Ungnade gefallen und wurde auf die Waiverliste gesetzt. Für die Arizona Coyotes bestritt der 25-jährige Angreifer 26 Partien. Der Russe brachte es dabei auf ansehnliche fünf Tore und neun Vorlagen. Er könnte sich als wertvoller Mann für die vierte oder sogar dritte Sturmformation der Canucks erweisen. Die beiden Flügelstürmer Brock Boeser, 20, und Nikolay Goldobin, 21, kamen zum Saisonende der vergangenen Spielzeit zu ihren ersten Einsätzen im Trikot der Canucks und bewiesen dabei Torinstinkt. Boeser traf in neun Spielen viermal und Goldobin in zwölf Begegnungen dreimal ins Schwarze.

Nach den Abgängen der Verteidiger Philip Larsen und Nikita Tryamkin, die ihr Glück in der KHL versuchen, sowie von Luca Sbisa, der Schweizer wurde beim NHL Expansion Draft von den Vegas Golden Knights ausgewählt, sahen die sportlich Verantwortlichen der Canucks Handlungsbedarf ihre Defensive zu verstärken. Einigung konnten sie mit Michael Del Zotto und mit Patrick Wiercioch erzielen, die zuletzt für die Philadelphia Flyers und Colorado Avalanche ihre Schlittschuhe schnürten. Mit dem 21-jährigen US-Amerikaner Jalen Chatfield und dem Finnen Olli Juolevi, Vancouvers Erstrundenpick beim NHL-Draft 2016, stehen zwei Nachwuchskräfte in den Startlöchern, um sich mittelfristig einen der begehrten Stammplätze in der Defensive zu ergattern.
Die Aufgaben im Kasten der Canucks werden in der kommenden Saison zwei 27-jährige Schweden übernehmen. Anders Nilsson kann mit einer Fangquote von 92,3 Prozent und einem Gegentrefferschnitt von 2,67 in 26 Partien für die Buffalo Sabres auf seine erfolgreichste NHL-Spielzeit zurückblicken. In Vancouver wird er Unterstützung von Landsmann Jacob Markstrom bekommen, der 2016/17 als Backup von Ryan Miller zu 26 Einsätzen kam (91,0%; 2,63). Der 37-jährige Miller verließ die Canucks in Richtung Orange County, wo er als Unrestricted Free Agent einen 2-Jahresvertrag bei den Anaheim Ducks unterschrieb.
Wie sie abschneiden könnten:
Angesichts der Leistungsdichte an der Tabellenspitze dürfte es den Canucks, trotz ihrer Neuverpflichtungen, schwer fallen sich einen Platz unter den besten Acht der Western Conference zu sichern. Doch es ist ihnen zuzutrauen, dass sie den Abstand zu den vor ihnen platzierten Teams wieder minimieren. Mit den Golden Knights tritt die neueste Expansionsfranchise der NHL in der gleichen Division wie Vancouver an. Die Vergangenheit hat gezeigt, eine neugegründete Mannschaft tut sich in ihrer ersten Saison besonders schwer. Den Canucks könnte es kommende Saison erspart bleiben das Tabellenende der Pacific Division zu bilden. Im Vergleich zum Vorjahr kann es definitiv nur besser werden!