seidenberg

Dennis Seidenberg hat als Höhepunkt seiner Karriere im Jahr 2011 als zweiter Deutscher den Stanley Cup gewonnen. Der heutige Entwicklungstrainer der New York Islanders wird in einer monatlichen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.
Hier die vierte Ausgabe 22/23:

Das Discover NHL Winter Classic 2023 zwischen den Boston Bruins und Pittsburgh Penguins am Montag fand ich ganz unterhaltsam, dafür dass nur drei Tore geschossen wurden. Das Spiel war auf einem hohen Niveau mit vielen Chancen, doch die Torhüter waren sehr gut und haben nur wenig zugelassen. Die Fans waren, wie es aussah, begeistert, was mich von Boston nicht unbedingt überrascht hat. Die Partie war ausverkauft und sie im Fenway Park durchzuführen, ist natürlich immer eine große Sache. Von daher war das gesamte Event ein großer Erfolg für die NHL.

Spielbericht: BOS 2, PIT 1

Interessant und lustig fand ich, dass das Siegtor von Jake DeBrusk fast aus der gleichen Position erzielt wurde, wie es damals beim Winter Classic 2010 zwischen den Bruins und den Philadelphia Flyers durch Marco Sturm in der Verlängerung der Fall war. Der Torjubel fand dann ebenfalls in der gleichen Ecke statt.
Der Verlauf und Ausgang des Spiels waren wieder eine Machtdemonstration der Bruins. Brad Marchand hat auch beim Interview gemeint: Egal, wie der Spielstand wäre, ob sie vorne lägen oder hinten, sie hätten einen unbändigen Glauben an den Sieg. Sie haben ein großes Selbstvertrauen und das zeigen sie auf dem Eis in beeindruckender Weise. Wenn sie ihrem Spiel treu bleiben, werden sie Erfolg haben. Die Heimserie von 19-0-3 ist überragend und nicht nur die macht sie definitiv zu einem der, wenn nicht sogar zu dem Top-Favoriten auf den Gewinn des Stanley Cups in diesem Jahr.
Das NHL Winter Classic 2024 findet am kommenden Neujahrstag in Seattle zwischen den Seattle Kraken und den Vegas Golden Knights statt. Nachdem es die beiden jüngsten Mitglieder der NHL sind, ein geschickter Schachzug, um diesen beiden etwas Publicity zu geben, nicht nur in ihren Märkten. Mit dem Stadion der Seattle Mariners haben sie auch wieder eine schöne Spielstätte ausgewählt, wo bestimmt eine gute Stimmung herrscht. Wir können uns also jetzt schon darauf freuen.
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Mit Philipp Grubauer ist hoffentlich wieder ein deutscher Spieler am Start. Derzeit fehlt Grubi nach seiner Verletzung noch etwas die Konstanz in seinem Spiel. Ich habe es an dieser Stelle bereits öfters erwähnt. Es ist unglaublich schwierig in dieser Liga, wenn man ein paar Wochen ausfällt, wieder ins Geschehen einzugreifen und seinen Rhythmus zu finden. Egal, ob Stürmer, Verteidiger oder eben Torwart. Man braucht einfach etwas Zeit und das gilt auch für Philipp. Ich bin aber überzeugt davon, dass er sich steigern und dann wieder sein stärkstes Spiel abrufen wird. Er ist inzwischen erfahren genug, das zu meistern.
Moritz Seider hat bei den Detroit Red Wings offensiv noch nicht das Niveau wie in der vergangenen Saison erreicht. Ich denke, es ist etwas, worauf natürlich viele schauen. Man sollte ihn jedoch nicht nur an seinen Punkten messen. Er ist immer noch sehr jung und muss jetzt lernen mit solchen Situationen umzugehen. Der Druck ist durch den Gewinn der Calder Trophy größer geworden und dem muss er jetzt standhalten. Womöglich macht er sich selbst etwas zu viel Druck.

TOR@DET: Seider Seider versenkt den freien Puck

Es könnte aber auch sein, dass die Gegner ihn stärker pressen und es dadurch schwieriger wird. Wir wissen es nicht. Die Trainer und die Teamkollegen wird es weniger stören, dass die Punkte von Seider fehlen. Denen ist wichtig, dass er seine Abwehrarbeit verrichtet und immer mehr zum Leader wird. Aber auch bei ihm bin ich überzeugt, dass er aus der Talsohle herausfinden und wieder seine Punkte machen wird.
Die Mannschaft der Stunde sind die Carolina Hurricanes mit jüngst elf Siegen in Folge. Stürmer Max Pacioretty ist von seiner Verletzung zurückgekehrt und macht sie noch stärker. Sie haben zwar am Dienstag mal wieder verloren, doch sie spielen seit ein paar Jahren ein schnelles und erfolgreiches Eishockey. Man darf dabei nicht vergessen, dass sie einen nicht unwesentlichen Wechsel im Kader hatten. Trotzdem sind sie weiter erfolgreich.
Das gilt derzeit nicht für die Florida Panthers, die anscheinend ihre Veränderungen im Kader nicht so ganz verkraftet haben. Zwar spielte ihnen das Verletzungspech böse mit, aber selbst seitdem zum Beispiel Aleksander Barkov wieder dabei ist, hinken sie den Ansprüchen hinterher und drohen die Stanley Cup Playoffs zu verpassen. Ein großer Verlust ist, meiner Meinung nach, der Abgang von Verteidiger MacKenzie Weegar im Sommer gewesen, der nicht kompensiert werden konnte. Er hatte eine große körperliche Präsenz auf beiden Seiten des Eises.
Wenn man so einen Spieler verliert und dann noch Verletzungspech hat, kann man sich schnell unter dem Strich wiederfinden. Sie haben sicher das Potenzial, das jetzt noch wettzumachen, aber es wird ein schwerer Weg. Speziell in der Metropolitan Division geht es sehr eng zu und da könnte es sein, dass die beiden Wildcards dorthin gehen. Dann müssten die Panthers unbedingt Dritter in der Atlantic werden. Dafür fehlen ihnen allerdings bereits jetzt elf Punkte.
Bei der Junioren-Weltmeisterschaft hat sich die deutsche Mannschaft gut geschlagen und mit der Teilnahme am Viertelfinale das Minimalziel erreicht. Im ersten Spiel gegen Schweden waren die Deutschen fast schon sensationell gut. Danach hat ihnen gegen die Großen irgendwie die Power gefehlt. Zum Glück haben sie gegen Österreich gewonnen und die Relegation vermeiden können. Gegen Kanada und Tschechien in der Vorrunde und im Viertelfinale gegen die USA hat sich wieder gezeigt, wie groß die Diskrepanz zu diesen Nationen ist. Gerade läuferisch und in der Schnelligkeit haben wir Defizite.
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Äußerst beeindruckend waren die Auftritte von Stürmer Connor Bedard mit Kanada. Er ist der absolute Superstar der WM und die NHL darf sich schon jetzt auf ihn freuen, wenn er im Sommer gedraftet wird. Er ist technisch unheimlich versiert und besitzt enorm viel offensive Kreativität. Dazu kommen seine Fähigkeiten im Abschluss. Alles in allem spielt er ein sehr explosives Eishockey. Er hat viel Übersicht, sucht aber auch selbst den Abschluss. Das macht es für den Gegner schwer. Er hat ein fast perfektes Paket. Das sieht man auch an den Statistiken. Er dominiert das Turnier.