NYI@NYR: Greiss hält sehenswert mit der Fanghand

Während der regulären Saison 2019/20 bringt NHL.com/de jeden Donnerstag eine Story aus der Rubrik "Breaking the Ice". Darin stellen wir jeweils einen Spieler vor und holen von ihm in fünf abschließenden Fragen seine Meinung zu verschiedenen Themen rund ums Eishockey und auch darüber hinaus ein.

In dieser Folge: Thomas Greiss (New York Islanders)
Für Torhüter Thomas Greiss ist die Marschrichtung klar: Er will mit den New York Islanders zum zweiten Mal hintereinander in die Stanley Cup Playoffs einziehen. Dass dies kein leichtes Unterfangen wird, ist dem 34 Jahre alten Füssener bewusst. "Es ist Wahnsinn, wie eng alles zusammen ist", sagte er im Gespräch mit NHL.com/de über die Tabellenkonstellation in der Metropolitan Division und der Eastern Conference nach zwei Dritteln der laufenden Saison.
In der vergangenen Spielzeit waren die Islanders als Underdog ins Rennen gegangen. Doch vor allem dank einer stabilen Defensive und starker Leistungen ihres Torhüter-Duos Greiss und Robin Lehner landeten sie am Ende mit 103 Punkten auf Platz zwei in ihrer Gruppe. In der ersten Playoff-Runde schalteten sie die Pittsburgh Penguins mit einem Sweep in der Serie aus. Anschließend mussten sie sich den Carolina Hurricanes nach vier Duellen geschlagen geben.
Dennoch konnte Greiss einen Titel einheimsen. Er sicherte sich zusammen mit Lehner die Williams M. Jennings Trophy für das Goalie-Gespann mit den wenigsten Gegentreffern (196) in der regulären Saison. Damit war der Allgäuer der erste deutsche NHL-Spieler, der eine der begehrten individuellen NHL-Trophäen überreicht bekam.

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Obwohl Greiss mit seinem neuen Partner Semyon Varlamov erneut aussichtsreich im Rennen liegt, genießt für ihn die Titelverteidigung in Sachen William M. Jennings Trophy nicht die oberste Priorität. "Klar würde ich mich darüber freuen, aber da gibt es zunächst einmal Wichtigeres", meinte er. "Wir müssen schauen, dass wir einen direkten Playoff-Spot bekommen und uns am besten zusätzlich das Heimrecht sichern. Aber das wird noch ein langer Weg. Allein im Februar haben wir insgesamt 15 Spiele und der März ist nicht einfacher."
Zwei Hauptfaktoren sind es, die nach Ansicht von Greiss die Islanders besonders auszeichnen und für das gute Abschneiden in der jüngsten Vergangenheit ursächlich waren. "Wir arbeiten hart und treten als Mannschaft auf. Bei uns gibt es keine Superstars oder Leute, die versuchen, alles alleine zu machen. Wenn alle im Team an einem Strang ziehen, bist du erfolgreich. Wenn du dagegen hier und da ein paar Passagiere hast, klappt das nicht mehr so gut", hob er hervor.
Fünf Fragen an Thomas Greiss:
Ist eine Tandem-Lösung im Tor mit einer Nummer 1A und einer Nummer 1B ein Vorteil, weil es so viele Spiele in der regulären Saison gibt?
Das kommt natürlich darauf an, wie die personelle Situation im Team gerade aussieht. Im Großen und Ganzen geht es aber fast überall in diese Richtung. Die Spiele werden immer enger. Die zahlreichen Back-to-Backs und die Reiserei schlauchen ungemein. Wenn dann noch Playoffs dazukommen, ist es ein langes Jahr. Da hilft es auf jeden Fall, wenn man sich im Tor abwechseln kann.
Spiegelt sich in deinen Statistiken der letzten anderthalb Jahre der beste Thomas Greiss aller Zeiten wider?
Mit dem Eishockey, das ich voriges Jahr gespielt habe, war ich natürlich sehr zufrieden. Aber jetzt haben wir eine neue Saison. Und zu verbessern gibt es ständig etwas. Man sollte Statistiken nicht überbewerten. Ich finde, sie sind schwer zu lesen, weil sie nie die ganze Wahrheit enthalten. Wichtig ist, dass man das gesamte Spiel in Augenschein nimmt und einen Torwart auf dieser Grundlage beurteilt. Erst dann sieht man, was genau los ist und ob man wirklich der Beste ist.

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Dein bestehender Dreijahresvertrag läuft zum Saisonende aus. Machst du dir bereits jetzt Gedanken, wie die Zukunft über den Sommer hinaus aussehen könnte?
Ja, ab und zu schon. Aber man muss abwarten und sehen, welche Optionen im Sommer da sind. Im Eishockey kann viel passieren. Von daher lasse ich mir Zeit. Wenn ein konkretes Angebot vorliegt, werde ich mich damit befassen.
Du bist ein Naturliebhaber und begeisterter Mountainbiker. Mit beidem sieht es in New York eher schlecht aus, oder? Gibt es an anderer Stelle in den USA einen Trail, den du besonders spektakulär findest?Ich wohne ja auf Long Island. Da ist es nicht so, wie man sich New
York in der Regel vorstellt, also nur Häuser oder Großstadt. Wir haben hier viel Natur und etliche Parks. Außerdem ist es von mir aus nicht weit zum Meer. Ich kann direkt über einen Fußweg hinlaufen. Möglichkeiten für einen besonderen Mountainbike-Trail in den USA gibt es eine ganze Menge. Moab (Utah - d. Red) gefällt mir, Sedona (Arizona) ist super. Dazu noch Colorado oder Kalifornien, da findet man praktisch überall tolle Strecken.
Du bist neben deinem Sport auch im Charity-Bereich aktiv. Wie wichtig ist dir dieses soziale Engagement und welchen Projekten widmest du dich aktuell?
Wir Eishockey-Spieler haben viel Glück in unserem Leben gehabt und dürfen dankbar dafür sein. Aus diesem Grund ist es für mich selbstverständlich, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. In diesem Jahr habe ich mehrmals autistische Kinder bei Spielen dagehabt. Sie bekommen extra ein Trikot und es ist schön zu sehen, wie sie sich freuen, dass sie so einen Tag erleben können. Im Sommer mache ich jedes Jahr mit ein paar NHL-Spielern und guten Trainern ein einwöchiges Camp für Kinder von Militärangehörigen. Da haben wir immer viel Spaß zusammen.