seider bettman

Moritz Seider wurde in der Nacht von Freitag auf Samstag an sechster Stelle von den Detroit Red Wings gedraftet. Unerwartet war die frühe Position des Verteidigers, der von vielen Experten erst später erwartet wurde. Für das deutsche Eishockey ist es das erste Mal, dass in zwei aufeinanderfolgenden Jahren ein Spieler in der ersten Runde ausgewählt wurde. Seider folgt auf Dominik Bokk, der im Draft 2018 an 25. Stelle von den St. Louis Blues selektiert wurde.

Es scheint die goldene Generation des deutschen Eishockeys zu sein. Seider und Bokk folgen auf den 2014 an dritter Stelle gezogenen Leon Draisaitl, der sich in der vergangenen Saison mit 105 Punkten (55 Tore und 50 Assists) zum absoluten Superstar entwickelt hat. Für den vergangenes Jahr ausgewählten Bokk reichte es noch nicht zum ersten NHL spiel. Die Blues wollen ihr Talent in der schwedischen SHL reifen lassen. Vergangene Saison konnte sich der in Schweinfurt geborene Flügelspieler erstmals im Kader der Växjö Lakers festspielen. In 47 Auftritten traf er achtmal selbst und legte 15 Treffer auf. Bokk ist auf dem Sprung in die NHL und wird sicher seinen Weg gehen. Für das deutsche Eishockey ist der Angreifer eines der Talente der Zukunft, die auch im Nationaldress den Unterschied ausmachen können.

Red Wings draften Verteidiger Moritz Seider als Nr. 6

Seider selbst ist der seit langer Zeit beste deutsche Verteidiger. Das sahen auch die Red Wings um Manager Steve Yzerman so und wählten ihn an sechster Stelle. Seider wurde auf den meisten Listen um den 15. Rang erwartet. Für den Defender selbst ist die frühe Auswahl eine Bestätigung seiner Leistungen in der vergangenen Spielzeit. Sowohl im Mannheimer, als auch im deutschen Trikot konnte der 18-jährige überzeugen und sich von Match zu Match verbessern. Auf internationaler Bühne beeindruckte er mit Ruhe und Abgeklärtheit. Seider ist ein weiteres Puzzleteil für die goldene Ära im deutschen Eishockey.
Auch wenn die Nachwuchsförderung in Deutschland noch nicht auf dem Top-Level angekommen ist, geben die Drafts 2018 und 2019 doch Hoffnung. Die Professionalisierung in der Arbeit mit Talenten zahlt sich mittlerweile aus. Bokk wechselte von Schweinfurt nach Köln und durfte bereits 2015/16 in der besten deutschen Nachwuchsliga auflaufen. Der Wechsel zu den Växjö Lakers nach Schweden folgte nach drei Jahren in Köln und war der nächste Schritt in der Entwicklung. Seider entschied sich für den Wechsel aus Erfurt zu den Jungadlern aus Mannheim, wo er die U16 und U19 Mannschaften durchlief, ehe er in den Profikader aufgenommen wurde. Auch Draisaitl entspringt dem Kölner und Mannheimer Nachwuchs. Es zeigt sich, dass die gewissenhafte Arbeit mit Talenten eben diese auf ein neues, höheres Level hebt und regelmäßig Erstrunden-Picks hervorbringt. Ein in Deutschland neues Erlebnis.
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Die Quelle deutscher Spieler, die Chancen auf die erste Runde haben wird auch im kommenden Jahr nicht versiegen. Ein absoluter Top-Prospect für den Draft 2020 ist Tim Stützle, der nach aktuellen Einschätzungen auch den Sprung in die Top-Ten schaffen kann. Stützles Weg ist ähnlich dem von Seider. Der Angreifer lief in den vergangenen beiden Spielzeiten für die DNL Mannschaft der Mannheimer auf und punktete in 46 Partien 102 Mal. Entgegen Seider wird Stützle jedoch vermutlich nicht für die Adler Mannheim auflaufen, da er sich so den Weg über die NCAA (College Liga in den USA) verbauen würde. Dort dürfen nur Spieler auflaufen, die noch kein Profispiel absolviert haben.
Neben dem am hellsten strahlenden deutschen Stern für den Draft 2020 ist auch mit John-Jason Peterka zu rechnen. Der geborene Münchner stammt aus der RB Hockey Akademie und ist für die kommende Saison beim EHC München eingeplant. Eine Wahl in der ersten Runde scheint auch für Peterka möglich zu sein, doch entgegen Stützle wird der Angreifer sich in der DEL beweisen müssen, um am ersten Draft-Tag aufgerufen zu werden. Mit Lukas Reichel ist ein weiterer deutsche Stürmer aussichtsreich positioniert.
Die goldene Ära des deutschen Eishockeys geht auch beim Draft 2020 in Montreal weiter, soviel ist bereits klar. Sollte nichts Außergewöhnliches passieren, so dürfte es das dritte Jahr hintereinander werden, in dem ein deutscher Akteur in der ersten Runde auf die Bühne geht und sich das Trikot seines NHL-Teams überstreift.