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Am 1. Januar 2017 eröffnete die National Hockey League mit dem Eröffnungsbully zum Scotiabank NHL Centennial Classic die Feierlichkeiten zur Jahrhundertsaison. Seit ihrer Gründung im Jahr 1917 sah die Liga zahlreiche Kultpersönlichkeiten.
Während der Saison 2017 wird euch NHL.com/de jeden Samstag mit zahlreichen Geschichten über die vergangenen 100 Jahre versorgen.
In dieser Rubrik werfen wir das Licht auf diejenigen, welche die deutsche, österreichische oder Schweizer Fahne in der Geschichte der Liga hoch gehalten haben. In dieser Ausgabe: Olaf Kölzig

Olaf Kölzig war ein absoluter Spätstarter in seiner Karriere. Der ehemalige Torhüter der Washington Capitals gab zwar im Alter von 19 Jahren sein NHL Debüt, aber es dauerte weitere acht Jahre, ehe er sich zum Stammtorhüter entwickelte, der schließlich bis zu seinem Karriereende 719 NHL-Spiele absolvierte. Er liegt damit an 23. Stelle der ewigen Bestenliste und mit 303 Siegen immerhin an Position 28 dieser historischen Rangfolge.
Selbst in Deutschland ist Kölzig ein Begriff, weil der Deutsche Eishockey-Bund durch einen Tipp vom damaligen Nationalspieler und Weggefährten bei den Capitals Stefan Ustorf irgendwann Mitte der 90er Jahre auf den Sohn deutscher Eltern aufmerksam wurde. Er wurde zwar in Südafrika geboren und wuchs seit seinem dritten Lebensjahr in Kanada auf, allerdings hatte er deutsche Staatsbürgerschaft nie abgelegt.
Einige Einsätze für die deutsche Nationalmannschaft bei den Olympiaden 1998 in Nagano und 2006 in Turin, sowie beim World Cup of Hockey 2004 und den IIHF Weltmeisterschaften 1997 und 2004 waren die Folge, obwohl er lange Zeit wenig Bindung zum Heimatland seiner Eltern hatte und auch die Sprache nicht beherrschte.

Olaf Kolzig Washington Capitals

Seine gesammelten Erfahrungen im Lebenslauf und Karriere haben ihm nicht nur bei seiner Aufgabe nach dem Ende der aktiven Laufbahn im Jahr 2010 als Torwarttrainer bei den Capitals geholfen, sondern auch ab 2014 als er in eine besondere Arbeit im Bereich des Managements wechselte. Er nennt sich, frei übersetzt, "professioneller Entwicklungstrainer". Seine Aufgabe besteht darin, junge Talente aus dem Farmteam oder Juniorenmannschaften der Washingtoner im Leben zu begleiten, Hilfestellungen zu geben und sie auf den rechten Weg zu führen.
"Meine Rolle und was wir damit erreichen wollen, ist es, diesen Jungs im Übergang zu helfen", erläuterte Kölzig seine Aufgabe damals. "Ich zeige ihnen den richtigen Weg ins Lebensmittelgeschäft, so dass sie nicht nach dem Ende des Trainings zu McDonald's fahren und einen schnellen Burger essen. Es geht darum, wie man sich richtig ernährt, wie man zur Ruhe kommt, wie man einem Hobby nachgeht, um seine freie Zeit effektiv zu nutzen und nicht nur Videospiele spielt oder nach Hause kommt und sich drei Stunden aufs Ohr haut. Es geht darum ein Profi zu werden und ein Profi zu sein, heißt nicht nur einen dicken Gehaltsscheck zu bekommen. Es geht darum sich Tag ein und Tag aus vorzubereiten, so dass du jemand bist, der auf einem konstanten Level spielt und jemand, auf den sich ein Trainer, ein Mannschaftskollege und eine Stadt Tag ein und Tag aus verlassen können."
Kölzig selbst weiß wovon er spricht, denn er hat selbst genug solche Phasen durchgemacht. "Es braucht einige Zeit eine gewisse Routine zu entwickeln und etwas zu entwickeln, das für dich passt", sagt er. "Es ist eine riesige Umstellung. Ich glaube nicht, dass die Leute verstehen, wie schwierig das ist. Was man einfach versucht ist, sie zu beschäftigen, dass sie nicht immer nur über das Spiel nachdenken. Man braucht Pausen. Es gibt schließlich sehr viel Druck im professionellen Eishockey."
Kölzigs Ziel war es von Anfang an weniger als Trainer zu arbeiten, sondern irgendwann im Management tätig zu werden. Insofern kam ihm das Angebot gerade recht, denn es ist ein erster Schritt in diese Richtung. Sein ehemaliger Mannschaftskamerad Craig Billington hatte eine ähnliche Stelle inne, ehe er Assistent des General Managers bei der Colorado Avalanche wurde.
Es wird gerne heiß und innig darüber diskutiert, wie Deutsch Kölzig in Wirklichkeit ist und ob er als deutscher Eishockeyspieler angesehen werden kann. Durch die deutsche Staatsbürgerschaft ist er politisch gesehen ein Deutscher und darf daher in deren Reihe genannt werden.
Im Jahr 1989 wurde Kölzig von den Washington Capitals in der ersten Runde an insgesamt 19. Stelle gedraftet. Dieser Franchise sollte er 19 Jahre lang treu bleiben und dort seine persönlichen Erfolge feiern. Zwischen 1989 und 1996 stand Kölzig sowohl bei den Capitals wie auch bei deren AHL-Farmteam, den Rochester Americans/Portland Pirates, im Kasten. Mit den Pirates gewann er im Jahre 1994 auch den Calder Cup.
Den Posten als Nummer 1 der Capitals im Tor eroberte sich Kölzig in der Saison 1997/98 aufgrund mehrerer verletzungsbedingter Pausen von Bill Ranford. Der Deutsche nutzte seine Chance und schloss die Spielzeit mit einer Bilanz von 33-18-10 bei einer Fangquote von 92,0 Prozent und einem Gegentrefferschnitt von 2,20 ab.
Im gleichen Jahr nahm Kölzig zum ersten Mal an einem NHL All-Star Game teil. Zwei Jahre später im Jahre 2000 wurde er noch einmal in die Auswahl der Besten berufen. Am Ende der Saison 1999/2000 gewann 'Olie the Goalie' die Vezina Trophy als bester Torwart der Liga.

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Auch für sein soziales Engagement, er gründete die Carson Kolzig Foundation for Youth Autism, die sich für die Erforschung des Authismus einsetzt, und unterstützte zusätzlich das Washingtoner Kinderkrankenhaus, wurde Kölzig mehrmals geehrt. Im Jahre 2001 wurde ihm der NHL Foundation Player Award überreicht und 2006 wurde ihm die King Clancy Memorial Trophy verliehen.
Seine Karriere beendete Olaf Kölzig nach der Saison 2008/09 bei den Tampa Bay Lightning für die er acht Spiele bestritten hatte. In insgesamt 719 NHL-Partien kam Kölzig auf eine Bilanz von 303-297-63. Er konnte 35 Shutouts für sich verbuchen und brachte es auf einen Gegentrefferschnitt von 2,71 bei einer Fangquote von 90,6 Prozent.
Kölzig ist der einzige deutsche Spieler in der Geschichte der NHL, der mindestens eine der großen NHL-Trophäen für besondere persönliche Leistungen verliehen bekommen hat.