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Jeden Samstag ermöglicht Euch nhl.com/de mit dem wöchentlichen Advanced Analytics Feature einen Blick hinter die Zahlen. Von Schüssen über Tore bis hin zu Eiszeit und darüber hinaus möchten wir Euch die statistischen Trends und Themen näherbringen, um Euer NHL-Wissen zu erweitern. In dieser Ausgabe analysieren wir den Einfluss von Checks auf den Erfolg der Teams.

Eishockey ist wohl der schnellste Mannschaftssportart der Welt und auch eine der härtesten. Viele Mannschaften setzten auf eine physische Komponente in ihrem Spiel und sind gefürchtet für ihre harten Bodychecks. Doch führen viele Hits auch automatisch zum Erfolg?
2013/14: Physische Kings holen den Stanley Cup
In der Saison 2013/14 war es genau die physische Komponente, die den Los Angeles Kings zum Stanley-Cup-Sieg verhalf. Schon in der regulären Saison hatten die Kings mit 2609 Hits den besten Wert aller 30 NHL-Klubs. Ihr körperbetontes Spiel setzte L.A. dann auch in den Play-offs fort.
Doch war Härte in dieser Saison keineswegs eine Garantie für Erfolg: Die checkfreudigsten Teams nach Los Angeles waren die Columbus Blue Jackets (2609) und die Toronto Maple Leafs (2592). Erstere schieden bereits in der ersten Play-off-Runde aus, Letztere qualifizierten sich gar nicht erst für die Endrunde. Die erfolgreichsten Teams nach der regulären Saison, die Boston Bruins (2008, 12.), Anaheim Ducks (2024, 11.) und Colorado Avalanche (2035, 10.) lagen in Sachen Checks eher im Mittelfeld und schieden in den späteren Play-offs in der ersten oder zweiten Runde aus. Auch Finalist New York Rangers befand sich in der Hit-Liste eher im Mittelfeld (1913,19.).

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2014/15: Chicago beweist das Gegenteil
Ein Jahr später stellten die Chicago Blackhawks das Meister-Rezept der Kings komplett auf den Kopf: Die Blackhawks teilten die zweitwenigsten Checks der Liga aus (1357), kürten sich aber trotzdem zum Meister. Los Angeles, das die zweitmeisten Hits verteilte (2603), schaffte es dagegen nicht einmal in die Play-offs.
Es sollte ohnehin nicht das Jahr der physisch starken Teams sein: Die New York Islanders (2685, 1.) machten bereits in Runde 1 die Grätsche, Toronto (2545, 3.) qualifizierte sich erneut nicht. Die sportlich erfolgreichen Mannschaften wie etwa Finalist Tampa Bay Lightning (1682, 24.) oder die Hauptrunden-Besten New York Rangers (1913, 19.) und Montreal Canadiens (1696, 23.) lagen in Sachen Körperspiel eher im unteren Mittelfeld der Liga.

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2015/16: Die Mischung macht's für Pittsburgh
In der Saison 2015/16 schien eine gute Mischung den Unterschied zu machen. Mit den beiden Stanley-Cup-Finalisten Pittsburgh Penguins (1947, 12.) und San Jose Sharks (1686, 23.) sowie den besten Hauptrunden-Teams Washington Capitals (1994, 11.), Dallas Stars (1556, 26.) und St. Louis Blues (1937, 13.) ragte kein Klub in Sachen Checking wirklich heraus. Schlussendlich setzte sich die höhere individuelle Qualität und die Erfahrung der Penguins durch - der Stanley Cup ging nach Pittsburgh.

2016/17: Nashville legt zu - ohne Erfolg
Gleiches galt auch in der Folgesaison, als sich Pittsburgh (2060, 23.) und die Nashville Predators (1660, 10.) im Finale gegenüber standen. Zwar steigerten sich die Preds während der Play-offs noch einmal in Sachen Härte, Aggressivität und Schnelligkeit, am Ende jubelten allerdings erneut die Penguins. Das checkstärkste Team der NHL war - wie schon im Vorjahr - Los Angeles (15/16: 2495, 16/17: 2323), doch die Kings schrammten zum zweiten Mal in Folge an der Play-off-Qualifikation vorbei.

2017/18: Checkende Coyotes am Tabellenende
In der laufenden Saison stehen bislang kurioserweise die Arizona Coyotes ganz oben bei den Hits (360, 1.). Eine Parallele zum sportlichen Erfolg existiert bislang aber nicht - die Wüstenhunde sind mit erst drei Punkten aus 14 Spielen das abgeschlagene Schlusslicht in der NHL. Dass Physis dennoch wichtig ist, beweisen St. Louis (351, 2.) und Pittsburgh (338, 3.), die sich ligaweit auf den Rängen drei und sechs wiederfinden.

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Fazit: Eishockey ist mehr als nur Härte
Unterm Strich lässt sich der sportliche Erfolg von Eishockey-Klubs also nicht ausschließlich auf die physische Komponente reduzieren. Zwar erhält die Physis mit dem Start der Play-offs noch einmal eine wichtigere Rolle, doch lebt dieser Sport neben der Härte auch von Geschwindigkeit, individueller Klasse, Erfahrung und Momentum. Gerade in den letzten Jahren ist das Spiel noch dynamischer und schneller geworden. Das beste Beispiel dafür liefert aktuell der blitzschnelle Tampa Bay Lightning, der in der NHL von ganz oben grüßt - trotz eher geringerer Checking-Zahlen (269, 17.).