Blackhawks87

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Chicago Blackhawks

Zum dritten Mal in Folge und zum fünften Mal in den letzten sechs Jahren haben die Chicago Blackhawks (26-49-7) die Stanley Cup Playoffs verpasst. Nach einer erfolgreichen Ära zuvor, mit drei Stanley Cup Siegen (2010, 2013, 2015) in sechs Jahren, hofft das Team, die Talsohle allmählich durchschritten zu haben. Der große Hoffnungsträger für den Aufschwung ist Ausnahme-Talent Connor Bedard, der als First-Overall-Pick beim NHL Draft 2023 in Chicago gelandet ist. Hinzu kamen weitere vielversprechende Neuzugänge.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Zwei langjährige Gesichter der Blackhawks werden zur neuen Saison nicht mehr mit dabei sein: Patrick Kane wechselte bereits zur NHL Trade Deadline zu den New York Rangers und ist mittlerweile Free Agent. Darüber hinaus wurde der Vertrag von Kapitän Jonathan Toews nicht mehr verlängert.

Vielversprechend sind dafür Neuzugänge wie Scharfschütze Taylor Hall (31 Jahre), Zwei-Wege-Stürmer Nick Foligno (35, beide zuletzt Boston Bruins), Rollenspieler Corey Perry (38, Tampa Bay Lightning) und der mobile Angreifer Ryan Donato (27, Seattle Kraken).

Halls Top-5-Tore der Saison 2022/23

Die wichtigste Veränderung aber akquirierte Chicago beim Draft 2023: An allererster Stelle entschieden sich die Blackhawks wenig überraschend für das Ausnahme-Talent Connor Bedard, der an seinem 18. Geburtstag einen Entry-Level-Kontrakt über drei Jahre unterzeichnete. "Spieler mit Star-Potenzial sind nur schwer zu bekommen. Ein First-Overall-Pick ist eine gute Gelegenheit, diese Stelle zu besetzen. Ich habe das Gefühl, dass Connor genau dieser Spielertyp für uns sein wird", sagte General Manager Kyle Davidson.

Schlüsselspieler

Der Schlüsselspieler schlechthin ist natürlich Connor Bedard. Der Stürmer ist schnell, technisch versiert und hat einen außergewöhnlichen Torriecher. Für die Regina Pats sammelte er in 57 WHL-Spielen unglaubliche 143 Scorerpunkte (71-72-143). Um Bedard herum soll in den nächsten Jahren eine Mannschaft gebaut werden, die wieder um den Stanley Cup mitspielen kann. Eine sofortige Wirkung sollen die erfahrenen Neuzugänge Hall (822 NHL-Spiele, 264-429-693; 39 Playoff-Spiele, 14-15-29), Foligno (1081 NHL-Spiele, 215, 310-525; 68 Playoff-Spiele, 10-17-27) und Perry (1257 NHL-Spiele, 417-466-883; 196 Playoff-Spiele, 53-71-124) haben. Als Abwehrchef ist Seth Jones (28) gesetzt. Die Achse komplettiert Torwart Petr Mrazek (31), der als Nummer 1 in die Saison geht.

Spieler aus DACH

Im Blackhawks-Kader finden sich zwei Spieler aus dem DACH-Raum: Der deutsche Stürmer Lukas Reichel (21) sowie der Schweizer Angreifer Philipp Kurashev (23). Reichel begann die Vorsaison beim Farmteam Rockford IceHogs in der AHL, wo er auch die meiste Zeit verbringen sollte (55 AHL-Spiele, 20-31-51). Insbesondere zwischen Anfang März und Anfang April durfte der gebürtige Nürnberger mehrfach in der NHL ran, absolvierte 23 Spiele für Chicago (7-8-15) und empfahl sich dabei für höhere Aufgaben. Zur neuen Saison könnte der schnelle und spielstarke Reichel direkt eine Top-6-Rolle einnehmen. Kurashev verbrachte das komplette Jahr bei den Blackhawks und kam in 70 Spielen auf 25 Punkte (9-16-25). Am 23. Juli unterschrieb der in Münsingen geborene Stürmer einen neuen Zweijahresvertrag mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 2,25 Millionen US-Dollar.

CGY@CHI: Kurashev trifft nach 35 Sekunden im 2.

Stärken

Mit Bedard weiß Chicago schon jetzt einen neuen Superstar in seinen Reihen, dessen Talent mit dem von Sidney Crosby oder Connor McDavid verglichen wird. Die Blackhawks dürften zur neuen Saison über einen schnellen und hungrigen Kader verfügen, der sich an einem Gerüst an neuen Routiniers orientieren kann. Insbesondere die Offensivabteilung wirkt im Vergleich zur Vorsaison (2,46 Tore/Spiel, Rang 32) stark verbessert.

Verbesserungspotenziale

Anders als die Offensive konnte die Defensive über den Sommer nicht verstärkt werden. Dabei war die Verteidigung angesichts von 3,65 Gegentoren/Spiel sehr anfällig. Sturm-Neuzugänge wie Foligno und Perry könnten dank ihres Zwei-Wege-Spiels für zusätzliche Stabilisierung sorgen, doch fehlt es in der Verteidigung trotzdem an Qualität in der Spitze und in der Tiefe. Torwart Mrazek spielte zuletzt eine unterdurchschnittliche Saison (39 Spiele, 38 Starts, zehn Siege, 3,66 Gegentore/Spiel, 89,4 Prozent Fangquote) und muss sich steigern.

Vielversprechende Talente

Durch das schlechte Abschneiden in den letzten Jahren konnte Chicago bei den Drafts einen großen Stamm an Talenten aufbauen. Die größten Schritte neben Reichel werden den Verteidigern Kevin Korchinski (19) und Alex Vlasic (22) sowie Goalie Arvid Soderblom (23) zugetraut. In der Hinterhand halten die Blackhawks noch weitere früh gedraftete Prospects wie Nolan Allan (20, Draft 2021, 1. Runde, 32. Stelle) oder Colton Dach (20, Draft 2021, 2. Runde, 62. Stelle), die sich über das AHL-Farmteam empfehlen könnten. In der College-Liga NCAA sollen Talente wie Frank Nazar (19, 2022, 1. Runde, 13. Stelle), Sam Rinzel (19, Draft 2022, 1. Runde, 25. Stelle), Ryan Greene (19, Draft 2022, 2. Runde, 57. Stelle), Oliver Moore (18, Draft 2023, 1. Runde, 19. Stelle) oder Adam Gajan (19, Draft 2023, 2. Runde, 35. Stelle) reifen.

Playoff-Chancen

Die Qualifikation für die Postseason ist drin, wenn absolut alles klappt und Bedard die NHL im Sturm erobert. Die Mängel in der Defensive aber dürften zu eklatant sein, um ein ernsthaftes Wörtchen im Playoff-Rennen mitreden zu können. Chicago braucht noch ein paar Jahre Geduld, um ein schlagkräftiges Team aufzubauen. Die heutigen Superstars Crosby und McDavid schafften es in ihrem ersten NHL-Jahr übrigens nicht in die Stanley Cup Playoffs - Bedard muss also nicht bange sein.