Pouliot_EDM

ANAHEIM -- Am Mittwoch stiegen die Edmonton Oilers und die Anaheim Ducks zum Auftakt in die zweite Playoffrunde in den Ring. Die Gäste aus Edmonton behielten mit 5-3 die Oberhand und gehen mit einer 1-0 Führung in der best-of-7 Serie der Western Conference in die zweite Runde am Freitag (10:30 p.m. ET).

Die Ducks mussten sich am Mittwochabend im heimischen Honda Center in eine bislang ungewohnte Rolle Schlüpfen. Während sie in der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs gegen die Calgary Flames tonangebend waren und ihr gewohntes physisches Spiel durchbrachten, spielte am Mittwoch jemand anderes die Musik.
In der ersten Runde bezwangen die Ducks die Flames in nur vier Spielen. Ohne Playoffniederlage und mit einer bis in die NHL-Hauptrunde zurückreichenden Siegesserie, eilte ihnen ihr Ruf als unermüdlich und leidenschaftlich kämpfende Truppe im Vorfeld der zweiten Stanley Cup Playoffrunde voraus.
Für Edmonton sollte dies nicht nachteilig sein. Das Team aus dem Norden Kanadas wusste genaustens darüber Bescheid, was im Western Conference Halbfinale auf sie zukommt.
"Ich denke, sie werden versuchen, uns mit Körperspiel zu begegnen", sagte McDavid am Mittwoch nach dem Morning Skate in Anaheims Honda Center. "Ich denke, die Sharks wollten unsere großen Jungs nicht reizen und sie damit ins Spiel bringen. Ich denke, das werden die Ducks etwas anders angehen. Ich denke, sie werden ihr typisches großes, physisches Spiel spielen, für das sie bekannt sind."

Dirty_Getzlaf

McDavid sollte recht behalten. Die Anaheim Ducks versuchten auch am Mittwoch, ihr gewohntes Spiel aufzuziehen. Doch die Edmonton Oilers taten gut daran, sich davon nicht aus ihrem Konzept bringen zu lassen.
Schon in der ersten Runde präsentierten sich die Ducks kampfstark und brachten eine gehörige Portion Physis ins Spiel. Die Calgary Flames, die keine Kinder von Traurigkeit sind und -- noch vor den Anaheim Ducks -- die NHL-Hauptrunde als Strafbankkönige der Liga abschlossen, machten munter mit. Sie versuchten dem rauhen Spiel der Ducks mit noch mehr Härte zu begegnen.
Diesen Fehler machen die Edmonton Oilers nicht. Sie wissen, dass sie die Anaheim Ducks nicht in ihrer Paradedisziplin schlagen können. Stattdessen tüftelten sie sich einen eigenen Plan aus, der aufgehen sollte.
Ein Baustein dieses Planes war es, Pat Maroon wieder in der ersten Sturmformation neben McDavid und Draisaitl zu bringen. Maroon ersetzte den kleineren Drake Caggiula, der noch gegen die San Jose Sharks die linke Außenbahn der ersten Sturmformation beackern durfte.

Für Oilers Headcoach Todd McLellan stand fest, dass er in der ersten Reihe vor allem Größe braucht.
"Das ist wohl die einfachste Paarung. So wie es aussieht wird Ryan Kesler gegen McDavid spielen", erzählt McLellan. "Aber es gibt in solchen Serien immer noch weitere Möglichkeiten."
McLellan bewies ein glückliches Händchen. Tatsächlich verteidigte die von Center Kesler angeführte nominell defensivstarke zweite Sturmreihe der Ducks gegen Edmontons erste Angriffsformation.
Ryan Getzlaf hingegen wartete mit seinen Sturmpartnern auf den Ryan Nugent-Hopkins Block der Oilers.
"Die Dinge laufen etwas seltsam", antwortete Oilers Außenstürmer Maroon auf die Frage, wieso so viele Spieler aus den hinteren Reihen die Tore gegen San Jose gemacht haben. "Das sind die typischen Playofftore. Sie kommen aus der dritten und vierten Reihe, weil die zweite Reihe normalerweise die gegnerische erste Reihe ausschaltet und die Topreihe von der gegnerischen zweiten Reihe ausgeschaltet wird."
"Es ist etwas wie Schach."
Es ist sehr physisches Schach. So recht gelang es den beiden Teams nicht, die gegnerischen Topreihen auszuschalten. Immerhin machte zum Beispiel Draisaitl vier Punkte. Besser wurde da Getzlaf aus dem Spiel genommen.

"Er ist ihr Herz, er ist der Kopf der Schlange", schilderte Edmontons Coach McLellan Getzlafs Rolle im Team der Ducks. Die Oilers hielten die Schlange im Schach.
Während der Ducks-Kapitän die Spiele der ersten Runde noch nach Belieben dominierte und der schillernde Mann im Ring war, wurde ihm am Mittwoch die Show gestohlen. Adam Larsson und Draisaitl hießen die Männer des Abends.
Es verwunderte also nicht, dass sich bei Getzlaf, der in der ersten Runde stets Coolness ausstrahlte, Frust breitmachte. Als Oilers Stürmer Zack Kassian in der letzten Spielminute Anaheims Kesler einen Crosscheck mitgab, lagen die Nerven blank. Kesler und Getzlaf bekamen sich mit Kassian und Andrej Sekera in die Haare.
Letztendlich hatten die Oilers das passende Rezept parat, um den Ducks den Zahn zu ziehen. Ein Blick auf den Videowürfel schmerzte Getzlaf mehr als einhundert Checks.