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Pauli Jaks schrieb am 29.1.1995 NHL-Geschichte

Der Schweizer Torhüter lief vor 22 Jahren als Erster seines Landes in der NHL auf.

von Stefan Herget / NHL.com/de Chefautor

Während der Saison 2016-17 wird NHL.com/de in den Archiven stöbern, um die beste Kollektion einige der erinnerungswürdigsten und historischen Ereignisse in der Geschichte des deutschen, österreichischen und Schweizer Eishockeys zu präsentieren. Von Debüts und Meilensteinen bis zu Verwicklungen und Ergebnissen, lassen wir jeden Monat Tage vergangener Jahre aus dem Blickwinkel von heute in unserer einjährigen Serie aufleben. Dieses Jahr, Klassiker vermischen sich mit der Gegenwart. Dieses Jahr, Geschichte wird sich wiederholen.

Der Name Pauli Jaks sagt den Eishockeyfans in Deutschland und Österreich wohl eher weniger. In der Schweiz, seinem Heimatland, ist er schon ein Begriff. Vier Tage nach seinem 23. Geburtstag am 29. Januar 1995, also heute vor 22 Jahren, schrieb der gebürtige Schaffhausener Geschichte in der NHL.

Der in der Jugendabteilung des HC Ambri-Piotta ausgebildete Torhüter wurde an diesem Tag der erste in der Schweiz ausgebildete Spieler, der zu einem Einsatz in der National Hockey League kam.

Die Junioren-Weltmeisterschaft 1991 in Kanada war sein Sprungbrett, als er vor den Augen der NHL Scouts überragende Leistungen für die Schweiz zeigte. Die Eidgenossen kassierten gegen die deutlich überlegenen Nationen, wie die UdSSR, Kanada, Tschecheslowakei und USA mit Stars wie Doug Weight, Eric Lindros oder Pavel Bure empfindliche Niederlagen, teilweise sogar zweistellig. Jaks verhinderte noch schlimmeres und wurde schließlich trotz 30 Gegentoren als bester Torhüter des Turniers ausgezeichnet.

Die Los Angeles Kings wählten ihn im NHL Entry Draft 1991 an insgesamt 108. Stelle in der fünften Runde aus und 1993 erfolgte der Wechsel nach Nordamerika. Dort musste er sich zunächst im Farmteam bei den Phoenix Roadrunners seine Meriten verdienen.

Die folgende Saison 1994-95 begann mit einem Lockout, der erst am 11. Januar 1995 beendet wurde, so dass am 20. Januar die verkürzte Saison starten konnte. Jaks stand plötzlich im Kader der Kings, zusammen mit Superstar Wayne Gretzky.

"Es war etwas sehr Spezielles und eine Überraschung für mich", sagt uns der heute 44-jährige Jaks rückblickend im Interview am Telefon. "Aufgrund des Lockouts dachte ich schon, ich würde nie die Chance bekommen. Durch Verletzungen bin ich dann in den Kader gerutscht und es war großartig."

"Ich erinnere mich noch, als ich das erste Mal im Training war", beschreibt Jaks die Situation, als wenn es gestern gewesen war. "Ich war unglaublich nervös, weil ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Aber am Ende muss ich sagen, dass Gretzky, Jarri Kurri, Marty McSorley, Tony Granato und die ganzen großen Namen, die da waren, sehr nett mit mir umgegangen sind und sehr geholfen haben."

"Nicht so einfach war es mit den jungen Spielern, die immer im Konkurrenzkampf um die Plätze zueinander standen. Im ersten Moment wusste ich das nicht einzuordnen, warum da untereinander wenig geredet wurde. Aber das war nicht mein Problem, weil die Torhüter etwas außen vor waren."

Und wie war es plötzlich mit 'The Great One' auf dem Eis zu stehen? "Mit Gretzky habe ich nicht viel gesprochen, aber einmal kam er zu mir und hat mir gesagt, dass wenn ich etwas brauchen würde, solle ich mir keine Gedanken machen und einfach zu ihm kommen. Das war super von ihm."

Seine Erinnerungen an den großen Tag sind natürlich präsent. Es stand das Spiel der Kings gegen die Chicago Blackhawks im Great Western Forum vor über 13.000 Zuschauern auf dem Programm.

"Wir lagen nach dem ersten Drittel im Rückstand und dann kam der Trainer zu mir und sagte, ich solle mich bereit machen, ich würde reinkommen", erzählt Jaks. "Das Beste war, dass mein Vater genau zu der Zeit mich in seinem Urlaub besucht hatte und das Spiel live sehen konnte."

Jaks schaffte zwar nicht mehr, den 1-4 Rückstand nach 20 Minuten zu drehen. Am Ende hieß es 6-3 für die Gäste, doch die 40 Minuten Einsatz werden für ihn unvergesslich bleiben. Bei 25 Torschüssen konnte er 23 abwehren und das gegen solche Größen wie Jeremy Roenick, Tony Amonte und Chris Chelios.

Es blieb der einzige Auftritt von Jaks in der NHL. Trotzdem blickt er weitgehend mit einem lachenden und nur mit einem kleinen weinenden Auge zurück.

"Ich hatte zwei schöne Spielzeiten", bilanziert er. "Es hat mir viel Freude bereitet und war für mich privat und sportlich sehr gut. Das erste Jahr war eine gute Saison. Es war hart, aber es hat mich stark gemacht, weil dort musst du alles alleine machen, wie eine Wohnung zu finden oder ein Auto zu kaufen. Das ist nicht wie bei uns, wenn die Ausländer kommen, dass alles schon parat steht."

"Eine Enttäuschung war, dass ich am Ende keine Bestätigung meiner Leistung bekommen habe, da war der Lockout in der zweiten Saison auch nicht gerade nützlich. Von daher habe ich dann am Ende der Saison entschieden, wieder in die Schweiz zurückzugehen."

Ein kleiner Zweifel bleibt, ob dies die richtige Entscheidung war. "Vielleicht hätte ich die Zähne zusammenbeißen und es länger probieren sollen, aber es ist so wie es ist", sagt Jaks. "Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, aber ich bin sehr zufrieden, wie meine Karriere verlaufen ist."

Jaks spielte noch bis 2004 bei seinem Stammverein HC Ambri-Piotta und beendete nach kurzen Intermezzi bei HK Awangard Omsk, den SCL Tigers, Servette Genf und Forward Morges 2006 seine aktive Karriere.

Heute ist er Trainer in den Jugend-Nationalmannschaften des Schweizer Eishockeyverbandes, sowie beim Nationalliga B Klub HC Sierre und gibt seine Erfahrungen weiter.

Die NHL verfolgt Jaks noch heute, wenn gleich ihn die nächste Generation schon überholt hat: "Ich habe zwei Söhne, die spielen auch Eishockey, beide sind ebenfalls Torhüter, die verfolgen das Geschehen etwas mehr als ich, aber natürlich bin ich auch daran interessiert."

Vielleicht werden wir irgendwann wieder einen Torhüter Jaks in der NHL sehen. Den Vater würde es sicher freuen, der durch seinen Auftritt Vorreiter für die späteren Schweizer NHL-Schlussmänner David Aebischer, Martin Gerber, Jonas Hiller und Reto Berra war.

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