EDM Calvin Pickard

„Das ist wie Weihnachten, das ist so gut wie es nur sein kann“, schwärmte Panthers-Coach Paul Maurice nach dem nächsten Krimi im Finale der Stanley Cup Playoffs. Der Tross um die Edmonton Oilers und Florida Panthers ist wieder nach Edmonton gezogen, nachdem die Oilers die Serie in einem erneuten Overtime-Krimi in Spiel 4 auf 2:2 gestellt hatten.

Drei Verlängerungen, zwei Last-Minute-Ausgleichstreffer und 32 Tore haben die Dramaturgie bereits auf Anschlag gedreht. Jetzt steht das Duell praktisch bei null. Wer in Spiel 5 am heutigen Samstag im Rogers Place den ersten Fehler begeht, könnte schon eine Vorentscheidung provozieren, denn in einer vermeintlichen Best-of-Three-Serie gibt es keine Schonfrist mehr.

Torhüter-Dilemma: Skinner oder Pickard?

Zwei blanke Zahlenblöcke erzählen eine entscheidende Geschichte. Stuart Skinner liegt bei einer 7-6-Bilanz, 2,99 Gegentoren pro Spiel und 89,1 Prozent Fangquote, garniert mit drei Shutouts. In Spiel 4 verließ er nach 17 Schüssen und drei Gegentoren frustriert das Eis. Calvin Pickard dagegen glänzt mit perfektem 7-0-Rekord, 2,69 GAA und 89,6 Prozent Fangquote.

Diese Statistik schreit nach einem Wechsel, doch Knoblauch mauerte am Freitag vor Spiel 5: „Ich werde noch keinen Starter benennen.“ Die Sache ist heikel. Skinner war vor Donnerstag bei allen vorherigen Auftritten makellos, und die Kabine lobt seine Ruhe.

Pickard wiederum bringt frische Energie. Seine Fanghand rettete das Spiel, als er Sam Bennetts Direktabnahme in der Overtime aus der Ecke fischte. Floridas Scouting-Abteilung muss binnen Stunden zwei komplett unterschiedliche Dossiers parat haben, denn Pickard reagiert schneller auf Ost-West-Pässe, ist jedoch bei Blocker-Schüssen verwundbarer als sein drei Zentimeter größerer Kollege. Am Ende entscheidet Knoblauch nicht nur über einen Starter, sondern möglicherweise über das Momentum einer ganzen Serie.

Am Samstag nach dem Morning Skate wurde schließlich bekannt gegeben, dass Pickard am Abend den Vorzug vor Skinner erhält.

EDM@FLA Sp4: Oilers vollenden Comeback in der Verlängerung

Verlängerungsfieber: Historisches Drama um den Titel

„Das hier macht einfach Spaß. Zwei gleich starke Teams, Superstars auf beiden Seiten“, grinste Corey Perry, der schon sein siebtes Finale erlebt. Auch wenn er die Anspannung hinter seinem Lächeln nur schwer verbergen konnte, hilft die unglaubliche Erfahrung in den engen Finalmatches.

Drei der ersten vier Spiele gingen in die Verlängerung, zweimal fiel der Ausgleich in den letzten zwanzig Sekunden – erst durch Corey Perry mit 0:18 auf der Uhr, dann durch Sam Reinhart mit 0:20. Kein Stanley Cup Finale zuvor kannte zwei solcher Dramen. Kris Knoblauch sprach von einer Achterbahn, Maurice nannte es den Lohn einer langen Saison.

Historisch betrachtet ist es die erste Finalserie seit 2014 mit mindestens drei Overtime-Partien, doch diesmal treibt sie das Drama sogar noch höher: 32 Tore in vier Spielen sind der höchste Wert seit 1980.

Tkachuk gegen Draisaitl: Feuer und Eis

Matthew Tkachuk von den Panthers ließ die Maschen zappeln, als er in Spiel 4 zwei Powerplay-Treffer erzielte. Leon Draisaitl von den Oilers schob in der Overtime den Puck mit der Rückhand ins Netz und erzielte damit seinen vierten Verlängerungstreffer dieser Playoffs – NHL-Rekord.

EDM@FLA Sp4: Panthers bauen Führung durch Rebound-Tor auf 2:0 aus

Die Charaktere der beiden Top-Spieler könnten kaum unterschiedlicher sein – Temperament gegen Coolness, Trash-Talk gegen Understatement. Beide symbolisieren das emotionale Rückgrat ihres Teams. Beide geben ihren Farben in den entscheidenden Situationen das wichtige Momentum, doch die Art des Einflusses auf das Spielgeschehen könnte nicht weiter auseinandergehen. Wer heute Abend den ersten Stich setzt, könnte der vielgefeierte Held sein, der die Partie und möglicherweise die Serie entscheidet.

Maurice und die Reset-Kunst: Ruhe im Auge des Sturms

„Wir sind unter Spannung, wie alle Fans“, meinte Paul Maurice lächelnd und verwandelte damit Nervosität in einen Plan. Auf dem fünfeinhalb Stunden dauernden Flug von Fort Lauderdale nach Edmonton spielte der Coach jede Szene des Drei-Tore-Vorsprungs und des anschließenden Kollapses nochmals durch und sezierte die Fehler. Das Ziel ist es, dadurch mit der Niederlage abschließen zu können um anschließend den Fokus auf Spiel 5 hochzufahren.

Gustav Forsling erklärte: „Unser Mindset ist immer Spiel 7, egal, wie weit die Serie gerade ist.“ Kapitän Aleksander Barkov sprach davon, sich so gut wie möglich um sich selbst und das Team zu kümmern, um Körper und Kopf sofort wieder in den Wettkampfmodus zu bringen.

In einer Finalserie mit nur einem Reisetag zwischen zwei emotionalen Höhepunkten ist dieser Fokus-Aufbau der Panthers Gold wert, auch wenn es laut Barkov schwer ist, am Tag nach dem verlorenen Match in den Flieger zu steigen.

Nugent-Hopkins: Der leise Motor

Oilers-Angreifer Ryan Nugent-Hopkins zählt keine Meilensteine, er sammelt Vertrauen. 14 Jahre ist er bereits in Edmonton, während Trainer und Mitspieler wechseln. „Wir geben nie auf“, sagte er, und niemand in der Oilers-Kabine würde widersprechen. Im Conference Finale gegen Dallas lieferte er zwei Tore und sieben Assists, in Spiel 2 gegen Florida spulte er 25:45 Minuten Einsatzzeit ab. Immer dann, wenn Unterzahl oder die Top-Formation des Kontrahenten auf dem Plan stehen, liegt das Augenmerk auf Nugent-Hopkins.

Draisaitl schwärmt, „Er opfert viel seiner Offensive, um alles richtig zu machen“. Pickard bezeichnet ihn als den „Ruhepuls der Bank“. Edmonton hat Stars für die Schlagzeilen, doch Nugent-Hopkins liefert die Bodenhaftung. Er arbeitet im Forechecking hart, blockt Schüsse und stellt sich komplett in den Dienst der Mannschaft.

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