"Ein schier unglaubliches Jahr. Mir fehlen einfach die Worte", freute sich unmittelbar nach der Schlusssirene im TD Garden.ein sichtlich aufgewühlter Kapitän Pietrangelo, dessen Team noch Anfang des Kalenderjahres ganz am Ende in der NHL-Tabelle zu finden war.
Er und seine Teamkameraden haben den ultimativen Test, die Nervenprobe in einem alles entscheidenden Spiel um den Titel, mit Bravour gemeistert, trotz eines deutlichen Vorteils für den Gegner in Sachen abgegebener Torschüsse (23:10 in den ersten beiden Spieldritteln).
Carl Gunnarsson betonte, dass die Mannschaft bis zum Schluss immer an sich geglaubt habe: "Alle Jungs haben geliefert. Das war perfekt. Natürlich war es hart das Spiel sechs daheim zu verlieren, doch wir wussten, dass wir es auch auswärts schaffen können. Wir sind nach Rückschlägen in dieser Saison immer wieder zurückgekommen, heute wieder."
Eine Einschätzung, die Oskar Sundqvist teilte: "Ein Spiel sieben in einem Stanley Cup Finale ist natürlich das größte und wichtigste Spiel in meiner bisherigen Karriere. Es gibt keine größere Bühne für einen Eishockeyspieler. Darüber haben wir in der Kabine vor dem Spiel miteinander gesprochen. Das war die größtmögliche Motivation."
Routinier Jay Bouwmeester ergänzte gegenüber NHL.com/de: "In dieser Liga wird dir nichts geschenkt. Wir haben uns gegen alle Wahrscheinlichkeiten über Monate hinweg durchgekämpft und haben diese Runde für uns zu einer historischen gemacht."
[Hier findest du alles über die BOS-STL Serie]
Konträr war hingegen die Gefühlslage nach dem Drama in Boston. Die Möglichkeit den Stanley Cup durch einen einzigen weiteren Heimsieg vor den eigenen Fans gewinnen zu können, gibt es in einem Sportlerleben nicht allzu häufig.
Wenn ein Spieler diese dann gemeinsam mit seinen Mannschaftskameraden vertan hat, dann ist das ein niederschmetterndes Erlebnis, das man für den Rest seines Lebens nur schwer verdauen kann. Es stellt einen extrem bitteren Einschnitt in der Karriere dar, weil der große Triumph schon dermaßen nah, scheinbar leicht greifbar schien.
Tuukka Rask, der erstmals seit dem 17. April in einem Spiel wieder mehr als drei Gegentore kassierte, wird sich fortan darüber ärgern müssen, dass dies ausgerechnet im wichtigsten Spiel des Saison, ja vielleicht sogar seines Lebens passiert ist.
Es ist verständlich, dass auch Bruins-Trainer Bruce Cassidy nach der Schlusssirene im Pressegespräch erst einmal ziemlich niedergeschlagen wirkte: "Unsere Gruppe war menschlich sehr eng beieinander. Deshalb sind wir überhaupt so weit gekommen. Aktuell fehlen mir etwas die Worte. Wir müssen uns jetzt bestmöglich wieder aufrichten und das Erlebte erst einmal verarbeiten."
Gerade diese ungewöhnliche Tragweite ist es, die die besondere Faszination dieser Art der Entscheidungsfindung ausmacht. Auf beiden Seiten des Eises.
Die Blues haben am Mittwoch gezeigt, dass sie wahrhaft große Champions sind. Die Bruins werden sich, obwohl sie eine tolle, eine begeisternde KO-Phase hinter sich haben, über dieses Spiel maximal grämen, dieser Chance auf ewig hinterhertrauern.