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Wie oft wurden die Tampa Bay Lightning im Laufe dieser Saison schon abgeschrieben? Auf jeden Fall Anfang Februar, als sie im Tabellenkeller mit der schlechtesten Punktausbeute pro Spiel aller 16 Teams der Eastern Conference standen. Zuletzt vor vier Tagen nach ihrer 3-5 Schlappe gegen die Arizona Coyotes, dem Tabellenvorletzten der Western Conference. Nach dieser Heimniederlage, ihrer dritten in Folge, wiesen die Lightning einen Rückstand von vier Punkten auf die Toronto Maple Leafs aus, gegen die sie fünf Tage zuvor in einem '4-Punkte Spiel' deutlich den Kürzeren gezogen hatten.

Anschließend musste sich das Team von Headcoach Jon Cooper auch noch auf eine Auswärtstour begeben, die sie in den TD Garden der Boston Bruins führte. In den Arenen der Bruins gab es für die Lightning in ihrer Franchisegeschichte noch nicht viel zu holen. Von insgesamt 46 Auftritten in Boston hatten die Lightning gerade einmal sechs gewonnen (6-30-6-4). 104 zu 168 lautete das Torschussverhältnis zu Ungunsten der Lightning in der Heimspielstätte der Bruins. Hinzukam, dass die Hausherren im Kampf um einen Stanley Cup Playoffplatz ebenfalls dringend auf die zwei Punkte angewiesen waren. Die Bruins hatten nach drei Niederlagen hintereinander ihren dritten Rang in der Atlantic Division an die Maple Leafs verloren und standen auf dem zweiten Wildcardplatz.
Sowohl für die Lightning wie auch für die Bruins ging es in diesem Aufeinandertreffen um enorm viel. In einem wilden Schlagabtausch mit insgesamt 28 Strafminuten hatten die Gäste aus Florida, die im zweiten Durchgang dreimal in Rückstand geraten waren, am Ende mit 6-3 Toren die Nase vorn.

Ihr Held des Abends war nicht zum ersten Mal ein Mann gewesen, der trotz Tampas Berg und Talfahrt die beste Saison seiner NHL-Karriere absolviert - Nikita Kucherov. Der 23-jährige Rechtsaußen steuerte dem Sieg drei Treffer bei und durfte sich nicht nur über zwei wichtige Punkte für seinen Arbeitgeber, sondern auch über seinen zweiten Saison-Hattrick, dem dritten in seiner NHL-Karriere, freuen. Das Erstgenannte war ihm wichtiger, wie er nach dem Auftritt in Boston NHL.com erzählte: "Ich versuche nur mein Bestes und ich möchte dem Team so gut wie möglich zu helfen. Ich versuche das Spiel einfach zu gestalten und häufiger zu schießen."
Ein Unterfangen, das ohne Zweifel aufgeht, wobei zu bedenken ist, dass der russische Stürmer unter 'einfach' das versteht, womit sich jeder Normalsterbliche, beim Versuch die Scheibe so zu führen wie Kucherov,, eher das Handgelenk brechen würde als ins Schwarze zu treffen.
Nur 24 Stunden nach seinem Galaauftritt gegen die Bruins avancierte Kucherov zum Matchwinner in der Joe Louis Arena gegen die Detroit Red Wings. Er legte nicht nur eine Viertelstunde vor dem Ende der regulären Spielzeit Ondrej Palat den 1-1 Ausgleichstreffer auf, sondern sicherte nach 3:28 Minuten in der Verlängerung aus kurzer Distanz, mit seinem ersten Overtimetreffer, den Lightning einen Zusatzpunkt.
"Er [Rookie Brayden Point] hat gesehen, dass ich mich vor dem Tor freigelaufen habe. Es hat Spaß gemacht zu vollstrecken", beschrieb Kucherov sein Siegtor und fügte hinzu, dass jetzt jede Partie für sie extrem wichtig sei. "Wir müssen von Spiel zu Spiel blicken und dann schauen was passiert."
In den vergangenen vier Wochen war kein anderer Stürmer in der NHL effektiver als Tampas Zweitrundendraftpick vom NHL Draft 2011 (Nr. 58). Mit seinen 17 Toren und 12 Assists machte er in der NHL-Scorerwertung gegenüber einem Patrick Kane (13 Tore, 8 Assists), einem Brad Marchand (12 Tore, 9 Assists), einem Connor McDavid (6 Tore, 14 Assists) oder einem Sidney Crosby (10 Tore, 7 Assists) deutlich an Boden gut. Mittlerweile hat Kucherov 38 Tore auf seinem Konto, womit er im Kampf um die Maurice 'Rocket' Richard Trophy, die am Ende der Saison dem besten Torschützen überreicht wird, schon auf dem zweiten Platz in Reichweite zu Crosby (42 Tore) liegt. Erinnern wir uns zurück: Am 21. Februar rangierte Tampas torgefährlichster Stürmer mit 21 Treffern ligaweit noch auf Rang 24.

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Für Kucherov und die Lightning ist in dieser Saison noch alles möglich. In den nächsten sieben Tagen treten die Lightning viermal vor eigener Kulisse in der Amelie Arena an und anschließend gastieren sie in Boston. Sollten sie zur ihrer alten Heimstärke zurückfinden und danach bestätigen können, dass sie sich auch in der Hauptstadt von Massachusetts durchaus wohl fühlen, dann dürfte einer Stanley Cup Playoff Teilnahme des Stanley Cup Finalisten von 2015 und Eastern Conference Finalisten von 2016 nichts mehr im Wege stehen.
Die Lightning bestreiten ihre nächste Partie am kommenden Montag (19:30 ET) gegen die Chicago Blackhawks.
Vielleicht kann dann Cooper wieder über Kucherov sagen: "Er hat heute das wichtige Tor geschossen. Wenn er zu einer solchen Chance kommt, dann lässt sie ein Kerl, wie er einer ist, nicht aus."