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Die Carolina Hurricanes haben es erneut nicht bis ins Stanley Cup Finale geschafft. Das Aus ereilte die Mannschaft aus Raleigh wie schon vor zwei Jahren im Eastern Conference Finale gegen die Florida Panthers. Am Mittwochabend ging Spiel 5 im Lenovo Center mit 3:5 verloren. Damit endete auch die Best-of-Seven-Serie mit 1:4.

Brind’Amour: „Dieses Loch war zu tief“

„Das war eine richtig harte, physische Serie, die plötzlich auf ein neues Niveau gehoben wurde. Wir haben ein wenig Zeit gebraucht, um uns daran zu gewöhnen, was wir dann auch geschafft haben. Wir haben gut gespielt“, resümierte Carolinas Trainer Rod Brind’Amour. „Du darfst gegen diese Jungs aber nicht mit 0:3 in Rückstand geraten. Dieses Loch war zu tief.“

Die Hurricanes verloren die ersten drei Partien allesamt (2:5, 0:5, 2:6), gewannen zwar Spiel 4 in Florida (3:0), in Game 5 setzte es trotz eines 2:0-Vorsprungs am Ende eine 3:5-Niederlage.

Hurricanes @ Panthers | Zusammenfassung | ECF, Spiel 5

„Am Ende des Tages waren wir nicht in der Lage, Durchschlagskraft zu entwickeln und sie zu schlagen“, sagte Sebastian Aho. „Wir haben natürlich gegen eine großartige Mannschaft gespielt. Nur ein Team hat sie in den letzten drei Saison schlagen können. Wir wussten, dass es ein großer Test für uns wird. Ich hatte großes Vertrauen, dass wir hatten, was es dafür braucht, aber wir haben es wieder nicht geschafft.“

Die Gründe für das Aus

Im Eastern Conference Finale konnte kein einziges Heimspiel gewonnen werden, was sich als große Hypothek erwies. Abgesehen von Spiel 4 kassierte Carolina ansonsten immer mindestens fünf Gegentore. Ein Torverhältnis von 10:21 in dieser Serie spricht eine deutliche Sprache und somit für eine mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive als auch eine ungeahnte Anfälligkeit in der Defensive. Erschwerend hinzu kam, dass auch die Special Teams nicht lieferten. Gegen die Panthers hatten die Hurricanes ein Powerplay von 15 Prozent sowie ein Penalty Killing von 70,6 Prozent.

Seziert man die Offensive, so fällt auf, dass es an Secondary Scoring fehlte. Im gesamten Eastern Conference Finale hatte Carolina nur fünf unterschiedliche Torschützen. Nicht dazu zählten eigentlich torgefährliche Spieler wie Taylor Hall (0-0-0), Andrei Svechnikov (0-3-3), Jesperi Kotkaniemi (0-1-1), Jack Roslovic (0-0-0) und Jordan Martinook (0-0-0). Auch offensiv-ausgerichtete Verteidiger wie Shayne Gostisbehere (0-2-2) oder Brent Burns (0-2-2) traten in dieser Serie kaum in Erscheinung.

In der Defensive machte sich das Fehlen der Abwehrspieler Sean Walker und Jalen Chatfield bemerkbar. Beide waren wichtige Stabilisatoren in der Hintermannschaft der Hurricanes.

Nicht zu kompensieren war auch die abschwächende Form bei Torwart Frederik Andersen. In den ersten zwei Playoff-Runden kam dieser noch auf 1,36 Gegentore/Spiel und 93,7 Prozent Fangquote, im Conference Finale stürzten diese Werte auf 3,63 Gegentore/Spiel und 83,1 Prozent Fangquote ab. In Spiel 3 hatte zwischenzeitlich Pyotr Kochetkov den Start erhalten - der erhoffte Effekt blieb aber aus (28 Saves, 78,6 Prozent Fangquote).

Keine Hilfe waren oftmals schlechte Starts in ein Spiel. In den gesamten Playoffs hat Carolina eine Tordifferenz von -4 im ersten Drittel. Gleichzeitig konnten sie auch nur drei Comeback-Siege einfahren. In den ersten drei Spielen des Conference Finals ging jeweils Florida in Führung und gab damit den Weg in dieser Serie vor.

Mit ihrem kompakten Auftreten als Mannschaft hatten die Hurricanes in der Ersten Runde die verletzungsgeschwächten New Jersey Devils (4:1) und in der Zweiten Runde die ein wenig müde wirkenden Washington Capitals (4:1) in die Knie gezwungen. Ganz offensichtlich waren die Teams aus der Metropolitan Division schwächer einzuschätzen als die aus der Atlantic Division, was sich im Conference Finale bestätigen sollte.

Gegen die Panthers als amtierenden Stanley Cup Champion aber schien Carolina schlichtweg auch die Superstar-Power zu fehlen. Nur Seth Jarvis (6-10-16; 1,07 Punkte/Spiel) und Sebastian Aho (7-8-15; 1,0 Punkte/Spiel) hatten einen Punkteschnitt von mindestens 1,0. Gepaart mit ausbleibenden Secondary Scoring und verletzten Stamm-Verteidigern ergab das eine Mischung, die nicht für ein Stanley Cup Finale reichen sollte.

FLA@CAR, Sp5: Aho erhöht für die Hurricanes mit seinem zweiten Tor auf 2:0

Was für die Zukunft optimistisch stimmt

Die spannende Frage in diesem Sommer wird sein, ob General Manager Eric Tulsky weiterhin daran glaubt, mit dem vorhandenen Kern den ganz großen Wurf erreichen zu können.

Jarvis (23), Kotkaniemi (24) Svechnikov (25) und Aho (27) befinden sich im besten Stürmer-Alter und haben bestimmt noch Entwicklungspotenzial. Weitere Stützen wie Chatfield (29), Walker (30), Gostisbehere (32), Martinook (32), Hall (33), Andersen (35) und Staal (36) stehen weiterhin unter Vertrag.

Möglichkeiten für einen natürlichen Umbruch gibt es angesichts von nur sechs auslaufenden Verträgen nur bedingt. Darunter immerhin Leistungsträger wie Burns (40), Dmitry Orlov (33), Eric Robinson (29) und Roslovic (28).

Große Hoffnungsträger für die Zukunft sind Top-Talent Logan Stankoven (22), der unter anderem im Trade für Mikko Rantanen von den Dallas Stars kam und sofort einschlug. Jackson Blake (21) fasste ebenfalls Fuß in der NHL und wusste in seiner ersten vollen Saison durchaus zu gefallen. Auch der erst kürzlich unter Vertrag genommene Verteidiger Alexander Nikishin, der bereits im NHL Draft 2020 in der 3. Runde an 69. Stelle ausgewählt worden war und erst in den Playoffs für die Hurricanes debütierte, ist ein Versprechen für die Zukunft: In den letzten zwei Jahren diente der 23-Jährige als Kapitän und scoringträchtiger Blueliner bei SKA St. Petersburg in der KHL.

Mit Ryan Suzuki (24; Draft 2019, 1. Runde, 28. Stelle), Bradly Nadeau (20; Draft 2023, 1. Runde, 30. Stelle), Justin Robidas (22; Draft 2021, 5. Runde, 147. Stelle) und Scott Morrow (22; Draft 2021, 2. Runde, 40. Stelle) führen vier selbst-gedraftete und ausgebildete Talente die Scorer-Wertung im AHL-Farmteam Chicago Wolves an.

Mit Aleksi Heimosalmi (22; Draft 2021, 2. Runde, 44. Stelle), Felix Unger Sörum (19; Draft 2023, 2. Runde, 62. Stelle) und Dominik Badinka (19; Draft 2024, 2. Runde, 34. Stelle) befinden sich weitere spannende Prospects in der Pipeline, die in der AHL weiterentwickelt und herangezogen werden.

Quapp bekommt eine Chance

Mit Nikita Quapp unterschrieb ein deutscher Torwart in dieser Woche einen Einstiegsvertrag über zwei Jahre bei Carolina. Der 22-jährige Ravensburger agierte zuletzt als Backup der Düsseldorfer EG in der DEL und hätte zur neuen Saison eigentlich zu den Eispiraten Crimmitschau in die DEL2 wechseln sollen. Das im Draft 2021 in der 6. Runde an 187. Stelle von den Hurricanes ausgewählte Talent darf sich nun aber in Carolinas Training Camp empfehlen und wird dort eine Chance erhalten.

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