Tim Stutzle

Während der regulären Saison 2019/20 bringt NHL.com/de jeden Donnerstag eine Story aus der Rubrik "Breaking the Ice". Darin stellen wir jeweils einen Spieler vor und holen von ihm in fünf abschließenden Fragen seine Meinung zu verschiedenen Themen rund ums Eishockey und auch darüber hinaus ein.

In dieser Folge: Tim Stützle (Adler Mannheim)
Bei den Spielen der Adler Mannheim mischen sich auch in dieser Saison regelmäßig die Späher aus der NHL unters Publikum. Im Mittelpunkt ihres Interesses steht Tim Stützle. Der 18-jährige Außenstürmer gilt als eines der größten Talente seiner Altersgruppe in Europa. Er hat deshalb gute Chancen, beim NHL Draft 2020 ganz weit vorne zu landen. Im am Montag veröffentlichten Midterm-Ranking des NHL Central Scouting steht er bei den internationalen Skatern an Nummer eins. Es deutet daher einiges darauf hin, dass mit Stützle nach Moritz Seider ein zweiter Mannheimer Spieler binnen eines Jahres beim NHL Draft frühzeitig gezogen wird. Die Detroit Red Wings hatten Seider im Vorjahr an sechster Stelle ausgewählt. Der Name des gebürtigen Vierseners könnte sogar noch eher genannt werden.
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Die Scouts aus Nordamerika zeigten sich begeistert von Stützles Auftritten in den vergangenen Wochen und Monaten. "Er ist ein herausragender Schlittschuhläufer und verfügt neben seiner Schnelligkeit über einen ausgeprägten Sinn für das Spielgeschehen", urteilte Goran Stubb, NHL Director of European Scouting. Darüber hinaus gehe er sicher mit dem Schläger um, besitze eine gute Puckkontrolle und habe einen harten Schuss.
Bis 2017 spielte Stützle im Nachwuchs des Krefelder EV, ehe er zu den Jungadlern nach Mannheim wechselte. Dort erhielt er die Chance, bereits mit 15 Jahren in der DNL aufzulaufen. Nach zwei überaus erfolgreichen Spielzeiten bei den Mannheimer Junioren erhielt er zu Saisonbeginn einen Dreijahresvertrag bei den Profis. Sein Ziel ist es, von dort aus den Sprung in die NHL zu schaffen und nicht über ein Engagement im nordamerikanischen College-Bereich, das ebenfalls denkbar gewesen wäre.
In seiner ersten Saison in der DEL kam Stützle bislang in 26 Begegnungen zum Einsatz und verbuchte 23 Scorerpunkte (5 Tore, 18 Vorlagen). In der Champions Hockey League waren es fünf Zähler (zwei Tore, drei Vorlagen) in acht Partien. Bei der U20-WM im Dezember und Januar in Tschechien stand er in fünf Spielen der deutschen Junioren-Auswahl auf dem Eis, ehe ihn eine Grippe stoppte. Dabei gelangen ihm fünf Assists.
Fünf Fragen an Tim Stützle:
Was ging in dir vor, als du davon gehört hast, dass du im Midterm-Ranking für den NHL Draft 2020 an Nummer eins bei den internationalen Spielern stehst?
Ich muss sagen, dass ich gar nicht der Erste war, der davon gehört hat. Einige aus dem Team hatten es zuvor schon mitbekommen und mir davon berichtet. Dass ich so hoch eingeschätzt werde, ist eine riesengroße Ehre für mich. Mein Ziel ist es natürlich, dass ich so früh wie möglich gedrafted werde. Aber die Saison dauert noch lange. Deswegen sollte man den Ball flach halten. Ich fokussiere mich jetzt erst einmal auf die Aufgaben mit Mannheim. Das steht für mich absolut im Vordergrund. Danach sehen wir weiter.

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Die Scouts haben sich bei der Erstellung der Rangliste nicht nur auf deine Leistungen bei internationalen Einsätzen, sondern auch explizit bei den Adler Mannheim bezogen. Das spricht einerseits für die Qualität der Mannschaft und andererseits der DEL, oder?
Auf jeden Fall. Mannheim ist eine sehr gute Organisation. Ich bin dankbar für die Möglichkeit, dass ich hier spielen kann. Was die DEL betrifft, hat man letztes Jahr bei Mo (Moritz Seider - d. Red.) gesehen, dass sie auch im Vergleich mit anderen Ligen mittlerweile hoch angesehen wird. Das ist natürlich eine super Sache.
Du warst vor Kurzem mit Moritz bei der Junioren-WM zusammen. Habt ihr bei dieser Gelegenheit mal darüber gesprochen, wie es beim Draft zugeht und was dich erwarten könnte?
Ja klar. Ich bin mit Mo recht eng befreundet. Wir tauschen uns oft aus. Schon in der Zeit, als er noch in Mannheim war, haben wir viel miteinander geredet. Ich muss allerdings ehrlich sagen, dass wir uns meist gar nicht so sehr über Eishockey unterhalten. Da stehen andere Themen im Vordergrund, zum Beispiel einfach mal die Frage, wie es ihm in Amerika geht oder was bei ihm gerade ansteht. Natürlich will ich auch wissen, welche Erfahrungen er schon gemacht hat und wie die Jungs drüben im Eishockey so drauf sind. Das interessiert mich sehr. Aber wie gesagt: Wir sprechen eher über andere Dinge.

Ihr habt bei der Junioren-WM in der Vorrunde gegen die Teams großer Eishockey-Nationen, wie Kanada, USA und Russland gespielt und am Ende den Klassenerhalt geschafft. Wo steht die deutsche U20 deiner Meinung nach vom Niveau her, wenn man sie mit diesen Mannschaften vergleicht?
Ich denke, dass wir uns bei der U20-WM sehr gut präsentiert haben. Wir haben viele Leute beeindruckt mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben. Nach dem Sieg gegen Tschechien hatten wir insgeheim darauf gehofft, dass es wir vielleicht das Viertelfinale erreichen könnten, zumal wir auch gegen die USA gut mithalten konnten. Am Ende haben wir mit dem Klassenerhalt zumindest unser Minimalziel geschafft, worüber ich sehr froh bin.
Was hast du dir für den Rest der Saison als Ziel gesetzt?
Wie jeder weiß, ist Mannheim eine absolut eishockeyverrückte Stadt. Da erwarten im Grunde alle, dass wir Meister werden. Das ist natürlich auch unser großes Ziel. Aber erst einmal gilt es, von Spiel zu Spiel zu denken und zu versuchen, an der Tabellenspitze zu kratzen.