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Philipp Grubauer erlebte im entscheidenden Spiel 5 des Stanley-Cup-Finals eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Erst lagen seine Washington Capitals bei den Vegas Golden Knights zurück, dann drehten die Caps das Spiel und siegten am Ende 4:3. Einer von vielen emotionalen Höhepunkten an diesem Abend: Als insgesamt 19. erhielt der 26-jährige Rosenheimer den Stanley Cup - wenig später durfte der Goalie auch seine Familie in die Arme schließen.

"Die letzten zehn Minuten waren kaum auszuhalten vor Aufregung", gestand Philipp Grubauer. Washington lag mit 2:3 zurück, aber dann schossen Devante Smith-Pelly und Lars Eller die Capitals doch noch zum Sieg und dem damit verbundenen Stanley Cup Gewinn. "Das war natürlich eine Erlösung", so Grubauer, der emotional regelrecht überflutet wurde. "Es ist unbeschreiblich. Man kann es gar nicht fassen. Ein Traum wird wahr! Seitdem man klein ist, träumt man davon", sagte der 26-jährige mit einem ungläubigen Kopfschütteln.
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Die Familie steht im Mittelpunkt.
Mitfiebern war an diesem Abend aber nicht nur auf der Spielerbank angesagt. Auf der Tribüne litten Philipps Eltern Susi und Peter Grubauer mit. "Wir sind fix und fertig", sagte Vater Peter Grubauer hinterher. "Dass sie den Turnaround geschafft haben, verdient allergrößten Respekt." Den verdiente sich über die ganze Saison auch Sohnemann Philipp. "Es ist unglaublich", freute sich Mutter Susi Grubauer. "Ich könnte stolzer nicht sein."
Und so war der Moment, als Torwart Philipp erst seiner Freundin und dann auch seinen Eltern in die Arme fiel, ein ganz besonders emotionaler mit vielen feuchten Augen. "Sehr wichtig", sei die Familie für Philipp. "Ohne die, würde es nicht gehen. Ohne meine Eltern würde ich nicht hier stehen. Was sie all die Jahre dafür gegeben haben, dass ich rübergehen kann nach Kanada. Das bedeutet umso mehr."

Ein langer Weg zum Ziel.
Im Jahr 2008 verließ Philipp Grubauer seine Heimatstadt Rosenheim, um in der kanadischen Juniorenliga OHL seine ersten Schritte in Nordamerika zu gehen. Schon zwei Jahre später wurde er CHL-Champion und gewann den Memorial Cup. Weitere zwei Jahre darauf machte der Torwart sein erstes NHL-Spiel. Dann dauerte es noch einmal vier Jahre, ehe der 26-Jährige das ultimative Ziel erreichte: Als erster deutscher Goalie überhaupt und als vierter Deutscher insgesamt holte Grubauer den Stanley Cup.
Die rund 20 Kilogramm schwere Silbertrophäe bekam er an diesem Abend als 19. von Alex Chiasson in die Hände gedrückt und gab sie nach einer persönlichen Ehrenrunde an Chandler Stephenson weiter. Ein Moment für die Geschichtsbücher. "Es ist einfach unbeschreiblich", so Grubauer.
Schlaflose Nächte.
Auch seine Eltern haben die ganze Saison auf diesen Moment hingearbeitet und kein Spiel verpasst. Entweder waren die Grubauers persönlich vor Ort oder sie fieberten im 6.870 Kilometer entfernten Rosenheim im Livestream mit. "Unter der Woche ist es wegen der Zeitumstellung ganz schwer", berichtete Vater Peter. "Der Stanley Cup ist auch für die Eltern ein harter Weg. Es ist der Wahnsinn." Mutter Susi konnte da nur zustimmen und scherzte: "Ich bin in Wahrheit noch zehn Jahre jünger."
Dass seine Eltern viele schlaflose Nächte auf sich genommen haben, ist auch Sohnemann Philipp aufgefallen: "Ich habe am nächsten Tag immer angerufen, da waren sie dann immer recht kaputt. Sie haben gesagt, dass nicht wissen, wie lange sie das noch machen können, weil es doch ziemlich anstrengend ist. Es freut mich natürlich, dass sie sich jedes Spiel anschauen, auch wenn sie nicht live dabei sein können."

Kommt der Stanley Cup nach Deutschland?
An diesem historischen Abend war Familie Grubauer sogar live vor Ort. "Etwas ganz Besonderes", wie auch Susi Grubauer noch einmal bestätigte. Nun stehen sehr feierlastige Tage auf dem Programm. Am Dienstag (Ortszeit) steigt zudem die Cup-Parade in Washington.
Ein kompletter Tag mit der begehrtesten Trophäe im Eishockey-Sport steht Philipp Grubauer dann noch einmal im Sommer zu. Ob der Stanley Cup dann nach Rosenheim kommt? "Wir müssen mal schauen, wie das genau funktioniert. Wenn unser Sohn das will, dann machen wir das auch", ist sich Peter Grubauer sicher. Und was sagt der frisch gebackene Champion? "Da habe ich mir noch keinerlei Gedanken darüber gemacht. Wir lassen uns jetzt erstmal Zeit, genießen das Ganze jetzt in Washington mit unseren Fans und auch mit der Familie. Und wenn die Zeit da ist, dann schauen wir, dass wir heimfliegen. Das müssen wir natürlich organisieren. Aber ich denke schon."