Blues siegen in Spiel 7, holen erstmals den Cup

Die St. Louis Blues haben das alles entscheidende Spiel 7 im Stanley-Cup-Finale 2019 in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag im TD Garden mit 4:1 gegen die Boston Bruins gewonnen und kürten sich erstmals in ihrer Franchise-Geschichte zum Stanley-Cup-Champion.

"Es fühlt sich nicht real an", sagte Blues-Stürmer Brayden Schenn nach dem Titelgewinn. "Es ist absolut unglaublich. Ich kann es nicht einmal erklären. Es fühlt sich an, als würden wir uns in einem Videospiel befinden. Davon träumt man als Kind, mit dem Stanley Cup zu posieren und ihn in die Höhe zu heben. Es ist eine besondere Gruppe, die wir hier haben. Wir werden kräftig feiern."
Zur schillernden Lichtgestalt avancierte Blues-Goalie Jordan Binnington, der 32 Schüsse parierte (97 Prozent Fangquote). Der 25-jährige Schlussmann stellte mit seinem 16 Playoff-Sieg zudem einen neuen NHL-Rookie-Rekord auf. "Binnington hat überragende Saves für uns gemacht", lobte St. Louis' Verteidiger Colton Parayko.
"Mann, es musste so ausgehen", sagte Binnington. "Es war ein unglaubliches Jahr und ich kann nicht glauben, wo wir jetzt stehen. Es ist fantastisch."
Grzelcyk gibt Comeback - Barbashev nach Sperre zurück
Boston Trainer Bruce Cassidy konnte erstmals seit Spiel 2 der Finalserie wieder auf Matt Grzelcyk (nach Gehirnerschütterung) zurückgreifen und ließ ihn für Connor Clifton in die Aufstellung rotieren. "Er kann den Puck gut bewegen, ist eine Kämpfernatur und gewinnt seine Zweikämpfe", begründete Cassidy seine Entscheidung. Im Tor startete Tuukka Rask (16 Saves, 80 Prozent Fangquote).
Gäste-Coach Craig Berube vertraute wieder auf Ivan Barbashev (nach Sperre), der für Robert Thomas ran durfte. Außerdem erhielt in der Verteidigung Joel Edmundsson den Vorzug vor Robert Bortuzzo.
1. Drittel: Boston macht das Spiel - St. Louis die Tore
In der Anfangsphase setzten beide Teams auf viele Checks gegen die Nervosität. Nach fünf Minuten zogen die Bruins dann das Tempo an und ließen Binnington in einer minutenlangen Drangphase arbeiten. Noch zwingender wurde Boston in seinem ersten Powerplay an diesem Abend, in dem Brad Marchand (9.), Patrice Bergeron (10.) und David Krejci (10.) hochkarätige Möglichkeiten verbuchten, jedoch allesamt an Binnington scheiterten. Die Blues wackelten nun gewaltig, doch hielt ihr Goalie dem Sturm stand und stellte kurz darauf auch Marcus Johansson kalt (12.). "Er ist ein guter Torhüter, wir müssen dranbleiben und unseren Instinkten vertrauen", warb Cassidy für Geduld.
Von St. Louis kam lange nichts. 16:12 Minuten blieben die Gäste aus Gateway City ohne einen einzigen Torschuss, gingen dann aber aus dem Nichts in Führung: Ryan O'Reilly fälschte einen Schuss von Jay Bouwmeester zum 1:0 ab (17.). "Das war ein wichtiges Tor. Es resultierte aus einem guten Forechecking und dann haben wir einfach die Scheibe aufs Tor gebracht. Es war glücklicher Abfälscher", sagte O'Reilly, der damit der erste Spieler seit Wayne Gretzky im Jahr 1985 ist, der in vier Stanley-Cup-Final-Spielen in Folge treffen konnte.
Doch damit nicht genug: Acht Sekunden vor der Pausen-Sirene tauchte Alex Pietrangelo vor dem Tor auf und narrte Rask mit einem Vorhand-Rückhand-Move zum 2:0 (20.). Die Blues gingen mit 4:12 Torschüssen, aber mit einer Zwei-Tore-Führung in die erste Pause. "Sie hatten definitiv das Momentum auf ihrer Seite und sind mit viel Tempo aus der Kabine gekommen. Wir haben versucht, sie so gut wie möglich mit unserem Körperspiel auszubremsen", so O'Reilly.

STL@BOS, Sp7: O'Reilly fälscht zur Führung ins Tor ab

2. Drittel: Blues halten es einfach - Verrückte Szene
Auch im zweiten Drittel gaben die Bruins zunächst den Ton an, allerding fehlte trotz spielerischer Überlegenheit ein Schuss Genialität und Kreativität, um das Blues-Bollwerk aus den Angeln zu heben. St. Louis kam dann in einer verrückten Szene dem dritten Treffer nahe: Nach einem Schuss von Alexander Steen klatschte an die Latte und drohte von Rask ins eigene Tor gelenkt zu werden, doch der Schläger von Zdeno Chara hielt die Scheibe gerade noch vor der Linie (31.).
In der Folge gab es kaum noch Unterbrechungen, die Partie wogte temporeich hin und her. Dabei ließen die Gäste nur wenig anbrennen und schafften es, zu entlasten. "Wir halten es einfach, spielen den Puck tief und gehen ins Forechecking", erklärte Berube seine Taktik, die voll aufging. Boston nämlich lief weiter vergeblich an.

STL@BOS, Sp7: Binnington hält Bruins torlos im 1.

3. Drittel: Schenn macht den Deckel drauf - Grzelcyks Ehrentreffer
"Wir müssen uns weiter an unseren Gameplan halten: Pucks tief spielen, hart forechecken und wieder zurückkommen", gab Parayko die Richtung für die letzten 20 Minuten in der Pause vor. "Es ist alles oder nichts. Wir müssen weiter unsere Füße bewegen und Spaß haben."
Gesagt, getan. St. Louis ließ Boston nur von außerhalb des Slots zum Schuss kommen und startete selbst vielversprechende Konterangriffe. Somit kamen immer verzweifelter agierende Bruins kaum in Schwung. Ein Mikrokosmos dieses Spiels: Auf der einen Seite scheiterten die B's durch Joakim Nordstrom an der nächsten Glanzparade von Binnington (49.). Auf der anderen Seite empfing Brayden Schenn einen Pass von Vladimir Tarasenko aus der linken Ecke, nahm im Slot direkt ab und versenkte die Scheibe in den Maschen - 3:0 (52.).
Die Erleichterung bei St. Louis war daraufhin zu spüren, während Boston immer mehr verkrampfte. Also setzten die Blues gar noch die Kirsche auf die Sahnetorte: Zach Sanford vollendete einen Querpass von David Perron zum 4:0 (56.).
Kurz vor Schluss gelang den Bruins immerhin noch der Ehrentreffer, der Binnington den Shutout versalzte: Grzelcyk traf vom linken Bullykreis in den linken Winkel zum 1:4 (58.).
Damit gewannen die St. Louis Blues zum ersten Mal in seiner 52-jährigen Franchisegeschichte den Stanley Cup!
"Jemand musste gewinnen und jemand musste verlieren, und wir kamen auf der falschen Seite heraus", sagte Bostons Trainer Bruce Cassidy. "Es läuft nicht immer so, wie man es sich vorstellt. So einfach ist das."