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Max Pacioretty war beim 3:2-Sieg der Montreal Canadiens bei den Washington Capitals am Freitag der Matchwinner für sein Team. Mit zwei Toren und einem Assist war der linke Flügelstürmer an allen Treffern seiner Mannschaft beteiligt und beendete fast im Alleingang die Negativserie der Habs, in der sie sich seit ihrer Pause befanden.

Die herausragende Leistung Paciorettys war nur das Sahnehäubchen auf einem starken Start in 2018 des Amerikaners. Noch im vergangenen Jahr schwächelte der Canadiens Kapitän und konnte in 39 Partien nur acht Tore und 12 Assists verbuchen. Seit dem 1. Januar 2018 nimmt das Scoring von Pacioretty wieder Fahrt auf, so dass er in den bisher sieben Begegnungen bereits sechs Treffer und zwei Vorlagen verbuchen konnte. Bleibt die Punkteausbeute des Topscoreres der Habs für die verbleibende Spielzeit auf diesem Niveau, so wird er nach dem letzten Saisonspiel auf 69 Punkte kommen (38 Tore, 31 Assists). Rückblickend auf die letzten vier Jahre konnte Pacioretty immer über 60 Punkte und 30 Tore verzeichnen, ein Faktor der Montreal im bisherigen Saisonverlauf fehlte.

Der starke Januar des Kapitäns verhalf auch den Canadiens zu einem leichten Aufschwung. Die Bilanz von 3-2-2 liest sich nicht überragend und die stark schwankenden Resultate zeugen nicht von großer Konstanz. Glaubt man dem Spielführer, ist eine Formsteigerung aber erkennbar, sah Pacioretty gegen die Capitals doch "ein viel besseres Spiel". "Betrachtet man das Gesamtbild, würde ich sagen, dass wir fünf der letzten sechs Spiel sehr, sehr gut gespielt haben." zeigte sich Pacioretty positiv gestimmt. Zwar konnten die Habs in dieser Phase der Saison prozentual nicht deutlich mehr Siege einfahren (43% im Januar zu 41% zuvor), doch konnte in über 70% der Spiele gepunktet werden, die Quote hierfür lag seit Saisonbeginn nur bei 50%.
Das Ziel aller Teams ist es, die Stanley Cup Playoffs zu erreichen. Auch Montreal schielt noch auf einen der begehrten Spots, der die Chance auf den Titel gibt. Bei noch 36 ausstehenden Spielen liegen die Habs neun Punkte hinter dem letzten Wild-Card-Spot im Osten. Ein mit Sicherheit aufholbarer Rückstand, doch mit fünf Plätzen Rückstand sinkt die Wahrscheinlichkeit drastisch. Mathematische Vorhersagen zeigen hier eine Wahrscheinlichkeit von weit unter zehn Prozent und nur fünf Teams mit schlechteren Chancen. Sollten die Canadiens doch die Playoffs erreichen, würden sie aus famosen Monaten und mit viel Rückenwind in den Kampf um die Trophäe starten, doch hierzu müssten alle Spieler, auch Pacioretty, über sich hinauswachsen.
Montreals Anspruch ist nicht das untere Tabellendrittel und der eher aussichtslose Kampf um die Playoffs. Wähnten die Canadiens sich mit dem Divisions-Titel letztes Jahr, trotz des frühen Aus gegen die Ottawa Senators, auf dem richtigen Weg, so sieht es diese Saison eher aus wie 2015/16, als sie ebenfalls nicht um den Pokal mitspielten.
Marc Bergevin, GM der Habs, steht vor einer schwierigen Entscheidung. Wird der Funke von Pacioretty auf das gesamte Team überspringen und eine Aufholjagd gestartet, oder ist die Spielzeit gelaufen? Sollen sie sich mit einer Saison ohne Best-of-Seven-Serie abfinden, muss Bergevin entscheiden, ob es Zeit ist, einen Umbruch in Montreal zu starten. Vertraut er den Spielern, dass sie mit kleinen Veränderungen nächstes Jahr die Wende schaffen, oder muss ein Neuaufbau angegangen werden?

Die Frankokanadier müssten ihren Kader revolutionieren und harte Entscheidungen treffen. Stars, Leistungsträger und Identifikationsfiguren wie Pacioretty, Carey Price oder Shea Weber könnten getradet werden. Die jüngere Garde um Alex Galchenyuk, Brendan Gallagher, Phillip Danault und allen voran Jonathan Drouin müsste die entstehenden Lücken schließen sowie die Neuzugänge einbinden und bei ihrer Entwicklung unterstützen. Offensiv scheint dies durch die oben genannten möglich, doch defensiv ist die Personaldecke bei jungen, talentierten Verteidigern mehr als dünn. Auch auf der Torhüterposition wäre kein Nachfolger erkennbar, der die Leistung von Price nur ansatzweise abrufen könnte.
Die größte Möglichkeit für einen Neustart bietet jedes Jahr der NHL Entry Draft. Montreal besitzt derzeit elf Draftpicks, davon einen in der ersten, drei in der zweiten und einen in der dritten Runde. Mit dem Verpassen der Playoffs haben die Habs eine theoretische Chance als erstes einen Spieler auswählen zu dürfen. Der schwedische Verteidiger Rasmus Dahlin könnte Montreals Mangel an Nachwuchsverteidigern voraussichtlich alleine lösen. Doch auch wenn die Canadiens bei der Draft Lotterie kein Glück haben, stehen viele interessante Verteidiger weit oben auf den Zetteln der Scouts. Sollten sich Montreal für einen Offensivspieler entscheiden, bieten sich ebenfalls viele Optionen mit Potenzial. Einzig auf der Torhüterposition sieht es problematisch aus, mal abgesehen davon, dass Torhüter meist länger brauchen, um in der Liga Fuß zu fassen.

rasmus dahlin

Ob Montreal die Uhren komplett auf null setzen wird ist zu bezweifeln, doch der Trade von P.K. Subban gegen Weber zeigt, dass Bergevin auch vor großen Namen und beliebten Spielern keinen Halt macht, wenn er denkt das Team zu verbessern. Ob die gezogenen Nachwuchsspieler dann im Bell Center tatsächlich mit Pacioretty auf dem Eis stehen und seine Tore auflegen und Assists verwerten dürfen, wissen nur die Verantwortlichen der Franchise aus der Metropole in der Provinz Quebec.