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Die Weihnachtspause ist ja nicht nur eine willkommene Gelegenheit für Wünsche, sondern auch für Rückblicke. Endlich findet man mal die nötige Zeit und Muße kurz durchzupusten und auf das Geleistete mehr oder weniger stolz zu sein. Das dürfte auch 'unseren` sieben tapferen Deutschen in der NHL grundsätzlich nicht anders gehen. Was hat die Saison bisher gebracht, wie selbstzufrieden kann man sich den Weihnachtsbraten mit den Lieben schmecken lassen?

Nun, zuerst wäre da natürlich Leon Draisaitl, der aktuell wohl erfolgreichste NHL-Aktive aus Deutschland. Der erst 21-jährige von den Edmonton Oilers belegt derzeit tatsächlich Rang 14 in der Scorer-Wertung. Das kann sich wahrlich sehen lassen. Mit inzwischen schon stolzen 31 Zählern, zustande gekommen durch 14 Treffer und 17 Assists, liegt er bisher klar über den allgemeinen Erwartungen in seine Richtung. Wer sich noch erinnert wie sehr der junge Offensivspieler im Vorjahr kämpfen musste um überhaupt in der Liga fußzufassen, der kann über seine tolle Entwicklung nur staunen. Und wenn die Oilers es auch dank seiner Hilfe am Ende dann tatsächlich schon nach dieser Spielzeit einmal wieder in die Playoffs schaffen sollten, es wäre wohl ein kleines Eishockeywunder.

Der 23-jährige Tobias Rieder kann da derzeit nicht so ganz mithalten. Nicht nur, dass sein Team, die Arizona Coyotes, derzeit keine wirklichen Playoff-Ambitionen untermauern kann, auch bei Rieder persönlich läuft es eher durchschnittlich. Nach dem langen Vertragspoker im letzten Sommer, der ihn über Wochen auch vom Trainingscamp des Teams fernhielt, reicht es bisher nur zu sechs Treffern und sieben Vorlagen. Seit 10 Spielen wartet er inzwischen auch schon auf einen eigenen Treffer. Gute Chancen also für Bundestrainer Marco Sturm, dass Rieder zumindest das DEB-Team bei der WM 2017 verstärken kann.

Positiv überrascht hat bisher allerdings ohne Zweifel der erfahrene Verteidiger Dennis Seidenberg. Mit seinen bereits 35 Jahren hatte er vor der Saison zu kämpfen noch einmal einen NHL-Vertrag zu ergattern. Dafür lief es bei den New York Islanders für ihn persönlich bisher umso besser. Auch wenn das Team bereits frühzeitig aus dem Playoff-Rennen herauszufallen droht, an Seidenberg hat es bisher ganz bestimmt nicht gelegen. Er hat sich zu einer festen Größe im Team aus Brooklyn gemausert. Zuletzt ließ er sich auch von einem Kieferbruch nicht allzu lange aufhalten. In Boston dürfte sich inzwischen vermutlich manch einer fragen warum man dort nicht weiter mit dem Verteidiger zusammenarbeiten wollte.

Ebenfalls in Diensten der Islanders steht ja bekanntlich Torhüter Thomas Greiss. Mit seinen 30 Jahren avanciert der Goalie ebenfalls zu einer der positiven Überraschungen in einem insgesamt eher enttäuschenden Team. Dreizehn Mal bekam Greiss bislang das Vertrauen von Coach Jack Capuano zu Spielbeginn. Immerhin acht Mal verließ das Ostküstenteam danach dann als Sieger die Eisfläche. Ohne da an dieser Stelle ins Detail zu gehen, sieht man schon alleine daran, dass es nicht an Greiss liegen dürfte, dass die 'Isles' bislang noch so weit hinter den Erwartungen liegen. Sein persönlicher Bestwert in dieser Woche, als der Goalie mit 48 Rettungstaten in einer Partie besonders glänzen konnte untermauert die bisher starke Saisonhälfte des 30-Jährigen.

Ebenfalls zufrieden kann bisher wohl der Backup der Washington Capitals, Philipp Grubauer, sein. Der 25-jährige Keeper kam sechs Mal zum Einsatz für die Hauptstädter. Fünf Siege standen anschließend für ihn zu Buche. Keine schlechte Bilanz für den Rosenheimer. Wäre nicht Braden Holtby der Stammkeeper der Franchise, Grubauer hätte wohl deutlich häufiger gespielt. Doch die Nr.2 in einem so ambitionierten Team zu sein, das ist ja auch nicht die schlechteste Ausgangslage für einen soliden Torhüter wie Grubauer. Und wer weiß schon, was das Frühjahr dann noch für ihn bereithalten wird.

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Korbinian Holzer hat leider das 'Pech' für die Anaheim Ducks zu spielen. Ein Team, welches hierzulande traditionell eher weniger Beachtung findet. Das ist sehr schade, denn sowohl Holzer als auch das Team der Ducks hätte zweifelsohne grundsätzlich deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Der 28-Jährige Verteidiger kam bislang in 10 Begegnungen für die Kalifornier zum Einsatz. Der Münchener hat zwei Assists in den Statistikbüchern stehen. Nachdem es zum Saisonstart für ihn recht zäh lief, kam er in den Spielen vor Weihnachten schon etwas häufiger zum Einsatz. Da geht im Jahr 2017 aber sicher noch mehr. Zumal die Ducks sportlich ja wieder eine ordentliche Rolle spielen.

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Deutlich unter den auch durch den Stanley Cup Triumph im Juni 2016 befeuerten Erwartungen spielt bisher leider auch noch Tom Kuhnhackl. Nachdem er im Titeljahr der Pittsburgh Penguins zur Stammbesetzung des Teams zählte, in Europa danach auch besonders für seinen Titelgewinn gefeiert wurde, kam der 24-Jährige in dieser Saison zunächst gar nicht zurecht. Häufig fand er keinen Platz mehr im Kader des Titelverteidigers. Auch das Verletzungspech bremste ihn aus. Zwei Tore und drei Torvorlagen stehen in der Saison 2016-17 bisher für ihn zu Buche. Dazu hat er 23 Einsätze benötigt. Kühnhackl wird sicherlich hoffen, dass es für ihn persönlich nach der Weihnachtspause wieder deutlich aufwärts geht.

Aber die Saison ist ja auch noch lang. Da kann sich an der Situation unserer derzeit sieben Deutschen in der NHL noch viel ändern. In alle Richtungen. Und genau das macht es ja auch so spannend.