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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2025/26 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse der Anaheim Ducks

Der Neuaufbau bei den Ducks ist in der abgelaufenen Saison ein gutes Stück vorangekommen. Die positive Entwicklung ließ sich an der Matchbilanz ablesen. Die Kalifornier sammelten 80 Punkte (35-37-10) aus den 82 Partien und damit 21 Zähler mehr als 2023/24. In der Tabelle der Pacific Division verbesserten sie sich vom siebten auf den sechsten Platz.

Bei der Vergabe der Plätze für die Stanley Cup Playoffs spielten die Ducks aber trotz des Aufwärtstrends erneut keine Rolle. Zwar konnten sie den Rückstand auf die Postseason-Zone in der Western Conference von 39 Punkten von vor zwei Jahren auf 21 in diesem Frühjahr verkürzen, doch ein ernsthafter Anwärter auf ein Playoff-Ticket waren sie zu keinem Saisonzeitpunkt. Somit verlängerte sich die Endrunden-Abstinenz des Stanley Cup Champions von 2007 auf sieben Jahre.

ANA@WPG: Terry sichert den Sieg in der OT

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Den spektakulärsten Wechsel vollzogen die Ducks auf der Trainerbank. Neuer verantwortlicher Mann an der Bande ist Joel Quenneville, der die Chicago Blackhawks 2010, 2013 und 2015 zur Meisterschaft führte. Er ersetzt Greg Cronin. General Manager Pat Verbeek begründeten die Entscheidung damit, dass die Mannschaft eine neue Stimme brauche und eine andere Richtung einschlagen müsse, um wieder an die Playoffs denken zu können.

Für viele überraschend gab Anaheim den talentierten Center Trevor Zegras im Tausch für Ryan Poehling und zwei Draft-Zugrechte an die Philadelphia Flyers ab. Der mittlerweile 24-jährige Erstrundenpick der Ducks von 2019 galt zeitweise als ein Aushängeschild des Teams beim Rebuild. Zweimal knackte Zegras die Marke von 60 Scorerpunkten in der NHL. In den vergangenen zwei Jahren hatte er allerdings mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Deswegen kam er in diesem Zeitraum lediglich auf 88 Einsätze und 47 Punkte.

Nicht mehr mit dabei ist außerdem Torhüter John Gibson. Er hatte seinen Posten als Nummer 1 an Lukas Dostal verloren. Gibson trug zwölf Jahre das Trikot der Ducks und avancierte in der ewigen Goalie-Bestenliste zum Spitzenreiter bei den Starts (494) und den Saves (14.034). Bei den Siegen (204) rangiert er an zweiter Stelle und bei den Shutouts (24) an dritter Position. Die Ducks tradeten Gibson zu den Red Wings und sicherten sich dafür im Gegenzug die Dienste von Torwart Petr Mrazek.

Zu den Abgängen zählt ferner der Mittelstürmer Isac Lundestrom. Er hatte die hochgesteckten Erwartungen in den letzten drei Saison nicht erfüllt und erhielt deshalb kein qualifiziertes Angebot als Restricted Free Agent. Der Center läuft künftig für die Columbus Blue Jackets auf.

Mit dem 33-jährigen Mikael Granlund und dem 34-jährigen Chris Kreider holten die Ducks zwei Offensivkräfte, die der Abteilung Attacke mehr Variabilität, Erfahrung und Durchschlagskraft verleihen sollen. Granlund stellte 2024/25 mit 66 Punkten (22 Tore, 44 Assists) für die San Jose Sharks und die Dallas Stars eine persönliche NHL-Saisonbestleistung auf. Kreider schoss in zehn von dreizehn Saisons bei den New York Rangers nie weniger als 20 Tore pro Spielzeit.

Schlüsselspieler

Dostal ist als Stammschlussmann gesetzt. Das Top-Verteidigerpaar bilden Jackson LaCombe und Kapitän Radko Gudas. Die zwei Blueliner Olen Zellweger (21 Jahre) und Pavel Mintyukov (21) sowie die beiden Center Mason McTavish (22) und Leo Carlsson (20) gehören trotz ihres jungen Alters ebenfalls zum Kern der Mannschaft. An der Seite von routinierten Veteranen, wie Jacob Trouba, Kreider, Granlund, Alex Killorn, Troy Terry, Frank Vatrano und Ryan Strome soll dieses Quartett weiter reifen und die nächsten Schritte in der Karriere vollziehen.

Spieler aus dem DACH-Raum

In der Organisation der Ducks befindet sich der Schweizer Defensivspieler Rodwin Dionicio. Er kam in der zurückliegenden Saison zunächst beim AHL-Farmteam San Diego Gulls zum Einsatz und wurde anschließend an den EHC Biel-Bienne aus der National League ausgeliehen. Ob er die Chance bekommt, sich in nächster Zeit im NHL-Team der Ducks zu beweisen, bleibt abzuwarten. Sein Vertrag läuft noch zwei Jahre. Beim NHL Draft 2025 wählte Anaheim das Schweizer Torhütertalent Elijah Neuenschwander vom HC Fribourg-Gottéron in der vierten Runde (Nr. 104) aus. Der 18-Jährige war an den Zweitligisten EHC Chur ausgeliehen und dürfte auch zunächst in seiner Heimat bleiben.

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Stärken

Die Ausgewogenheit zwischen versierten jungen Spielern und ausgebufften Veteranen ist durch die Transferaktivitäten im Sommer wesentlich verbessert worden. Das dürfte sich ebenso auszahlen, wie die Verpflichtung von Quenneville als Trainer. Ihm ist zuzutrauen, dass er die in jüngster Vergangenheit fehlenden Prozente aus dem hochveranlagten Kader herauskitzelt, um aus den Ducks wieder einen Kandidaten für die Playoffs zu machen.

Verbesserungspotenziale

Die größte Baustelle vorige Saison war die Offensive. 217 Treffer aus dem Spielgeschehen heraus markierten ligaweit den drittschlechtesten Wert. In der Scorerliste musste man lange nach unten scrollen, um Akteure der Ducks zu finden. Topscorer Terry (55 Punkte) und McTavish (52) durchbrachen als einzige Spieler die Schallmauer von 50 Zählern.

Nicht konkurrenzfähig in der abgelaufenen Hauptrunde war das Powerplay von Anaheim. Lediglich 11,8 Prozent aller Überzahlsituationen konnte die Mannschaft in einen Treffer ummünzen. Das bedeutete den letzten Platz in der NHL-Gesamtwertung. Neuzugang Kreider soll helfen, diese Tristesse zu beenden. Er hält mit 116 Toren bei numerischer Überlegenheit den Rekord bei den Rangers.

Nur unwesentlich besser lief es für die Ducks im Penalty Killing. Die Erfolgsquote von 72,4 Prozent reichte gerade einmal für den 29. Platz in Gesamtwertung.

Ein weiterer Punkt, den Coach Quenneville angehen muss, ist die Scheibeneroberung bei den Bullys. Die Quote von 44,6 Prozent gewonnener Puckwürfe war äußerst schwach und wurde von keinem anderen Team unterboten.

Vielversprechende Talente

Die heißesten Anwärter unter den Prospects auf NHL-Auftritte in der kommenden Saison sind Verteidiger Tristan Luneau und Linksaußen Sasha Pastujov. Luneau durfte in den vergangenen zwei Jahren bereits 13-mal bei den Ducks ran. Ein fester Platz im NHL-Aufgebot blieb ihm bislang aber verwehrt. In der AHL-Filiale San Diego wusste er 2024/25 mit 52 Punkten aus 59 Partien zu überzeugen. Pastujov machte nach seiner Beförderung aus der drittklassigen ECHL in die AHL mit 45 Zählern aus 43 Spielen für die Gulls von sich reden.

Playoff-Chancen

Wenn die Offensive ins Laufen kommt und die Defensive ihre Leistung aus dem Vorjahr bestätigt oder sogar noch eine Schippe drauflegt, ist es den Ducks zuzutrauen, dass sie zumindest bei der Vergabe der beiden Playoff-Wildcards im Westen ein Wörtchen mitreden.

CGY@ANA: Vatrano und Gauthier erzielen zwei Tore in 8 Sekunden für die Ducks

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