Oshie fleury

Im Stanley-Cup-Finale 2018 stehen sich die Vegas Golden Knights und die Washington Capitals gegenüber. Zwei Teams, die jeweils über herausragende Defensivreihen, Torhüter und einen ausgeprägten Teamgeist verfügen. Wir wagen eine Vorschau auf die Stärken und Schwächen der beiden Finalisten...

Der Weg ins Stanley-Cup-Finale
Vegas brauchte nur 15 Spiele, um ins Stanley-Cup-Finale vorzurücken und nie mehr als sechs pro Serie. Die Golden Knights räumten die Los Angeles Kings (4:0), San Jose Sharks (4:2) und Winnipeg Jets (4:1) aus dem Weg und wollen gleich in ihrer allerersten NHL-Saison den ganz großen Wurf schaffen.
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Washington absolvierte bereits 19 Partien in den Playoffs. Dabei setzten sich die Capitals gegen die Columbus Blue Jackets (4:2), Pittsburgh Penguins (4:2) und die Tampa Bay Lightning (4:3) durch. Die Caps brauchten somit immer mehr als sechs Spiele pro Serie. Erstmals seit 20 Jahren stehen die Hauptstädter nun im Stanley-Cup-Finale.
Offensive
Die Knights-Offensive ist mit 2,87 Toren pro Spiel nur die neuntbeste in den Playoffs 2018. Auch in Sachen Schusseffizienz reicht es mit 9,1 Prozent lediglich für Rang neun im Wettbewerb. Gefahr geht vor allem von Vegas' Top-Reihe um Jonathan Marchessault (8 Tore/ 10 Assists/ 18 Scorerpunkte), William Karlsson (6/7/13) und Reilly Smith (2/14/16) aus, die es zusammen auf 16 Tore, 31 Assists und 47 Scorerpunkte bringt. Die zweite Linie wurde zuletzt neu zusammengestellt, um für mehr Scoring-Touch zu sorgen: Nun geht Alex Tuch (6/3/9, 20,7 Prozent Schusseffizienz) mit Erik Haula (3/4/7) und James Neal (4/5/9) aufs Eis. Bei den Golden Knights haben zwar 19 von 22 eingesetzten Spielern gescored, doch nur drei Spieler (Marchessault, Smith, Karlsson) punkteten auch zweistellig. Die Verteidigung sorgte für acht Treffer von der blauen Linie.

Washingtons Offensive wirkt im Vergleich deutlich durchschlagskräftiger (3,47 Tore/Spiel, 2.) und vor allem effizienter (10,5 Prozent, 3.). Mit Evgeny Kuznetsov (11/13/24) und Alex Ovechkin (12/10/22) wissen die Capitals die beiden Playoff-Topscorer in ihren Reihen. Die beiden bilden ein kongeniales Trio mit dem physisch präsenten Tom Wilson (3/8/11), der viele Räume öffnet. Der wieder genesene Andre Burakovsky wertete mit 25 Prozent Schusseffizenz zudem das Secondary Scoring der Hauptstädter auf. Von 23 eingesetzten Akteuren trafen 17 schon ins Tor, 21 punkteten, davon sogar sieben zweistellig. Zudem fällt auf, dass die Caps schon 38 Scorerpunkte von Verteidigern erhielten. Hier sticht der punktbeste Playoff-Abwehrmann John Carlson (3/13/16) heraus.
Defensive
Vegas stellt mit nur 1,8 Gegentoren pro Spiel die zweitbeste Defensive im Wettbewerb, ist für ein sehr hartes Spiel gegen den Mann bekannt und scheint jeden Check in vollen Zügen zu genießen. Mit 39,7 Hits/Spiel und 19,1 Blocks/Partie scheinen die Golden Knights schmerzresistent zu sein und räumen in der Abwehr ordentlich auf. Verteidigen beginnt bei den Knights allerdings schon ganz vorne. Auch durch das brutale Forechecking provozierte der Liga-Neuling schon 159 Takeaways (10,6 pro Partie) - der Bestwert in den Playoffs! Mit William Carrier (5,8 Checks/Spiel), Brayden McNabb (4,3) und Ryan Reaves (4,0) hat Vegas gleich drei Spieler mit durchschnittlich mehr als vier Hits pro Spiel sowie mit Luca Sbisa (2,9 Blocks/Spiel), McNabb (2,5) und Deryk Engelland (2,1) auch drei Akteure mit mehr als zwei geblockten Schüssen im Schnitt.
Washington stellt mit 2,47 Gegentoren/Spiel die drittbeste Defensive in der Endrunde. In absoluten Zahlen fährt kein Team mehr Hits (603) und blockt mehr Schüsse (319) als die Capitals. In diesen Statistiken führen Wilson (70 Hits) und Verteidiger Matt Niskanen (44 Blocks) die Bestenlisten an. Die Caps verfügen in jeder Reihe über mindestens ein physisches Element. Auch die Stars sind sich für die körperliche Arbeit nicht zu schade: Kapitän Ovechkin, in früheren Jahren lediglich fürs Tore schießen zuständig, geht mit gutem Beispiel voran und hat mit insgesamt 66 Checks und 3,5 Hits/Spiel die zweitbesten Werte seiner Mannschaft.
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Tor
Vegas-Goalie Marc-Andre Fleury zeigte sich bislang schier übermenschlich: 94,7 Prozent Fangquote, ein Gegentorschnitt von 1,68 sowie vier Shutouts bedeuten die beste Statistik in der Endrunde. Doch der 33-jährige Kanadier beherrscht nicht nur das Torhüter-Handwerk, sondern ist auch mental extrem stark. So machte Fleury gegen L.A. während des Spiels bei der durch die Arena schwappende Welle mit, zeigte sich auf gegnerische Schmähgesänge motiviert, kitzelte bei einem Handgemenge Winnipegs Stürmer Blake Wheeler im Nacken und strahlt nach Paraden über beide Ohren. "Das ist Fleury: Ich schwitze auf der Bank, schreie mir die Seele aus dem Leib und dann sehe ich ihn zwischen den Pfosten stehen und er hat einfach Spaß", wunderte sich Knights-Coach Gerard Gallant.
Washingtons Keeper Braden Holtby, der in den ersten beiden Playoff-Partien noch Backup war, wird von Spiel zu Spiel besser und war zuletzt überhaupt nicht mehr zu überwinden: Der 28-jährige Kanadier feierte jüngst zwei Shutouts in Serie, entschärfte 60 Schüsse in Folge und ist seit fast 200 Minuten ohne Gegentore (159:37 Minuten). Seine Endrunden-Statistik weist eine Fangquote von 92,3 Prozent sowie einen Gegentorschnitt von 2,04 aus. "Er ist etwas Besonderes", lobt Ovechkin seinen Schlussmann.

Special Teams
In Sachen Special Teams zeigt sich bei den Golden Knights Licht und Schatten. Licht ist das Penalty Killing mit 82,5 Prozent Erfolgsquote (4.). Durch das starke Unterzahlspiel kann sich Vegas auch seinen harten Spielstil leisten, der nicht selten auch Strafen mit sich zieht (11:03 Strafminuten/Spiel, 8.). Ausbaufähig ist das Powerplay der Knights mit nur 17,6 Prozent (10.). Die Gefahrenherde in Überzahl sind Tuch (drei Powerplay-Tore) und Marchessault (sechs Powerplay-Punkte).
Bei Washington ist es genau umgekehrt: Das Prunkstück ist das Powerplay mit 28,8 Prozent Erfolgsquote (2.). Vor allem die Top-Überzahlreihe mit Carlson (3 Powerplay-Tore, 10 Powerplay-Punkte), T.J. Oshie (5, 9), Ovechkin (4, 9), Kuznetsov (3, 9) und Backstrom (0, 9) hat gefühlt eine eingebaute Tor-Garantie. Das Penalty Killing ist dagegen mit nur 75,4 Prozent (10.) sehr anfällig. Die Capitals müssen daher dringend von der Strafbank wegbleiben und schafften das bislang mit einem sehr disziplinierten Auftreten mit nur 8:22 Strafminuten/Spiel (2.).
Coaching
Knights-Trainer Gerard Gallant konnte sich durch den Expansion-Draft die Spieler aussuchen, die perfekt in sein aufwändiges System passen. Die Hockey-DNA der Golden Knights sieht ein sehr laufintensives Spiel mit aggressivem Forechecking, schnellen Breakouts und überfallartigen Konterangriffen vor.
Capitals-Coach Barry Trotz pflegt einen eher defensiven und physisch geprägten Stil. Seine Verteidigung schafft es, hinten komplett abzuriegeln - meist schon in der neutralen Zone - und lässt die gegnerischen Angriffe oft schon weit vor Holtby auf ein rotes Riff auflaufen. Da Trotz vorne über effiziente Stürmer verfügt, versteht es Washington wie kaum ein anderes Team, eine Führung zu verwalten.
Vegas gewinnt weil…
…sie mit ihrer Schnelligkeit und Aggressivität die Capitals knacken können und Fleury erneut zum Playoff-Monster avanciert und die gefährlichen Caps-Stürmer zur Verzweiflung bringt.
Washington gewinnt, weil…
…sie mit ihrer brandgefährlichen Offensive immer wieder in Führung gehen und diese dann auch dank eines immer heißer werdenden Holtby gekonnt verteidigen können.