Kein Hadern, kein wehmütiges Zurückblicken
Die Spieler der Predators suchten nach keinen Entschuldigungen für ihre Niederlage
von Bernd Rösch / NHL.com/de Chefautor
Stellen Sie sich vor, Sie dominieren ein Spiel, erarbeiten sich Chancen um Chancen, eine hochkarätigere wie die nächste, schießen sich dabei einen Vorsprung heraus und geben diesen in den letzten Sekunden der regulären Spielzeit noch aus der Hand. In der Overtime kassieren sie dann noch einen weiteren Treffer und treten als denkbar unglücklicher Verlierer den Weg in Kabine an. Ein Szenario, das in den Stanley Cup Playoffs 2017 keine Seltenheit war.
Um wieviel leichter fällt es einem eine Schlappe wegzustecken, wie sie die Nashville Predators in Spiel 5 des Stanley Cup Finales in der PPG Paints Arena gegen die Pittsburgh Penguins kassiert haben. Mit 0-6 Toren gingen die Gäste aus Tennessee in der ehemaligen Stahlstadt unter. Spätestens nach dem Treffer von Linksaußen Conor Sheary zur 4-0 Führung der Penguins, als im Mittelabschnitt gerade einmal 79 Sekunden absolviert waren, war für die Predators die Messe gelesen.
Sie wussten, dass an diesem Abend für sie nichts mehr zu holen sein wird, ließen noch zwei weitere Gegentreffer bis zur zweiten Pause zu, ehe die Partie im torlosen Schlussdurchgang ausplätscherte. Bei zwei Scharmützeln an denen insgesamt elf Spieler von beiden Seiten beteiligt waren, kochten noch einmal die Gemüter hoch, doch das war es dann auch. Der Schweizer Verteidiger Roman Josi war einer der Beteiligten.
"Klar haben wir viele Fehler gemacht. Wir müssen und können diese abstellen. Wir sind hier in den Playoffs, da kommt es darauf an zu gewinnen. Es ist völlig unbedeutend, ob du 3-0, 4-0 oder 6-0 verlierst. Wir haben das ganze Spiel über immer wieder falsche Entscheidungen getroffen, agierten nicht diszipliniert genug und wir haben ihn [Schlussmann Pekka Rinne] im Stich gelassen", sagte er gegenüber NHL.com/de.
Nashvilles Stammtorwart, der sich bei den drei Finalauftritten in Pittsburgh insgesamt elfmal geschlagen geben und zuletzt sogar zweimal seinen Kasten vorzeitig räumen musste, sah wie sein Schweizer Verteidigerkollege keine Gemeinsamkeiten zwischen den Spielen 1 und 2 in Pittsburgh [die sie ebenfalls verloren] und der Partie am Donnerstagabend: "Ich glaube, dass wir in den ersten zwei Spielen ganz gut waren. Heute Abend war es nach zwei Dritteln gelaufen. Wir hatten uns gut vorbereitet und dann die Leistung nicht abrufen können. Auch, wenn ich enttäuscht bin, fühle ich mich dennoch ausgezeichnet. Wir haben nun die Möglichkeit zuhause anzutreten."
Nach dem gestrigen Auftritt haderte kein Predator mit einem Schicksal, das ihnen angeblich nicht hold gewesen sei, sprach keiner ihrer Spieler davon, dass sie für ihre Mühen nicht belohnt worden seien.
Schlecht gespielt! Guter Gegner! Verloren! Punkt.
Niemand unter ihnen muss in den kommenden Tagen noch einen wehmütigen Gedanken an diese Partie verschwenden, die sie vor allem im ersten Drittel hergeschenkt haben.
"Das war nicht gut und es wurde auch in den folgenden Dritteln nicht besser", fällte Nashvilles Trainer Peter Laviolette kurz und bündig sein Urteil über diese einseitige Begegnung. "Definitiv hätten wir in der Abwehr kompakter stehen müssen. Wir werden uns das daheim anschauen, darüber sprechen und darauf hinarbeiten, dass es uns im nächsten Spiel nicht mehr passiert."
Auch Predators Starverteidiger P.K. Subban suchte keine Entschuldigung für den Auftritt.
"Wir waren heute nicht gut genug, um erfolgreich zu sein. Doch man muss vier Spiele gewinnen, um eine Serie zu entscheiden. Jetzt treten wir wieder in unserer Arena an. Wir sind dort selbstsicher. Es ist die gleiche Situation wie vor den ersten zwei [Heim-] Partien. Nun handelt es sich halt um ein Spiel 6. Wir werden uns darauf konzentrieren ein siebtes Spiel [in Pittsburgh] zu erzwingen", zeigte sich Subban gegenüber NHL.com/de optimistisch.
Das sechste Aufeinandertreffen zwischen den Nashville Predators und Pittsburgh Penguins findet am Sonntag in der Bridgestone Arena von Nashville statt (2 p.m. ET).
"Wir haben uns selbst in diese Situation gebracht. Wir ließen ihnen zu Spielbeginn den Freiraum. Einmal losgelassen bekamen wir sie nicht mehr in den Griff", äußerte sich Stürmer Harry Zolnierczyk kritisch gegenüber der gezeigten Leistung.
Laviolette wünscht sich eine gewisse Selbstreflexion jedes einzelnen Spielers. "Es wäre nicht richtig, wenn wir nur da sitzen und zu uns sagen würden 'Das haben wir hinter uns, alles ist gut.' Nein, wir haben dieses Spiel hoch verloren und das zeigt uns eben ganz klar auf, dass wir besser werden müssen.