Grubauer ist bereit, die Aufgabe anzugehen
Der deutsche Torwart gewann mit den Colorado Avalanche das Saisonauftaktmatch gegen Calgary
von Bernd Rösch @NHLde / NHL.com/de Freier Chefautor
Gab es wirklich Zweifel daran, dass Philipp Grubauer alles mitbringt, was einen Stammtorwart in der NHL ausmacht? Zum Saisonauftakt der Colorado Avalanche am Donnerstag bekam Grubauer wenig überraschend den Vorzug gegenüber dem Tschechen Pavel Francouz.
Mit gewohnter Souveränität absolvierte der Rosenheimer die 60 Spielminuten im Pepsi Center von Denver. Er ließ sich auch nicht aus dem Konzept bringen, nachdem die Calgary Flames zweimal den Rückstand egalisieren konnten, und dank seiner Performance im Schlussabschnitt stand es am Ende 5:3 für seine Farben. Der erste Saisonsieg war eingefahren und die ersten zwei Punkte auf der Habenseite verbucht."Das war eines der seltsamsten Spiele, die ich seit langem bestritten habe. Sie gaben im ersten Drittel nur ein paar
Schüsse (drei) auf mein Tor ab. Im Laufe des Spiels wurden es dann mehr Herausforderungen und ich kam besser ins Spiel. Wir wussten, dass sie im dritten Drittel mehr Druck aufbauen würden. Wir haben, dass dann wirklich gut gemacht und sind damit klasse zurechtgekommen", analysierte Grubauer den Spielverlauf.
Video: SJS@COL, Sp6: Grubauer rettet gegen Couture
Beim Stande von 4:3 zu Beginn des letzten Spielabschnitts, wehrte er alle 14 Schüsse, die auf sein Tor kamen ab und beendete die Partie mit einer Rettungsquote von 90,0 Prozent. Das erste Spiel, in dem es um etwas geht, ist nach einer langen Sommerpause und intensiver Vorbereitung immer eine extra schwere Herausforderung. Wo stehe ich? Bin ich bereits so fit, wie ich es gerne hätte? Kann ich auf Anhieb das erfüllen, was ich mir vorgenommen habe? Das sind nur ein paar Fragen, die einen Athleten nachdrücklich vor dem Saisondebüt beschäftigen.
"Obwohl wir ein paar Vorbereitungspartien gespielt haben, ist es immer noch ein wenig nervenaufreibend, mit der Zeremonie zur Saisoneröffnung und der Verzögerung vor dem Spiel. Aber es hat geklappt und ist gut ausgegangen", freute sich Grubauer über den Auftakt.
In Denver sind die Erwartungen an dieses Team enorm gestiegen, nachdem es in der vergangenen Saison bis in die zweite Runde der Stanley Cup Playoffs vorgedrungen war, in der sie sich erst nach sieben Spielen denkbar knapp den San Jose Sharks geschlagen geben mussten.
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Sich in dieser Liga als Stammtorwart zu etablieren, ist eine Aufgabe, die einem viel abverlangt, aber vor allem eines - Geduld! Der deutsche Schlussmann hat in seinen ersten sechs Jahren bei den Washington Capitals seit 2012/13 bewiesen, dass er nicht voreilig fordert, sondern beharrlich auf seine Chance wartet.
In der US-Hauptstadt sah es lange Zeit danach aus als könnte er Braden Holtby kaum den Posten streitig machen, doch als dieser schwächelte, war Grubauer zur Stelle. Von den letzten 19 Partien in 2017/18 bestritt er zehn, während Holtby bei acht von Beginn an im Tor stand. Grubauer kam in seinen Einsätzen auf eine Fangquote von 92,7 Prozent bei einem Gegentrefferschnitt von 2,19 und zwei Shutouts. Er ließ Holtby mit einer Fangquote von 90,4 Prozent und einem Gegentrefferschnitt von 2,84 deutlich hinter sich. Auch wenn der Rosenheimer in den anschließenden Playoffs auf dem Weg zum Titelgewinn nur noch zwei Spiele bestritt, er war als mögliche Verstärkung längst ins Blickfeld der Konkurrenz gerückt.
Video: SJS@COL, Sp3: Grubauer wehrt Hertl und Kane ab
Im Tausch gegen ein Zweitrunden-Zugrecht beim NHL Draft 2018 gaben ihn die Capitals zusammen mit Brooks Orpik an die Avalanche ab, die mit Fug und Recht behaupten dürfen, dass sich der Trade für sie gelohnt hat.
Die Avalanche verfügen nicht mehr nur über hochtalentierte, torgefährliche junge Stürmer wie einen Mikko Rantanen, der sich zum Saisonauftakt als zweifacher Torschütze auszeichnete, und einem Nathan MacKinnon, der Rantanens Game Winner vorbereitete, sondern mit Grubauer über einen Torwart, dessen Schultern breit genug sind die Last der Verantwortung als letzter Mann hinten drin, zu tragen.
Dementsprechend verwundert es auch nicht, dass Colorado in dieser Saison zum erweiterten Favoritenkreis auf den Stanley Cup gehört. Doch zur Bestätigung der ihnen zuteil gewordenen Vorschusslorbeeren, müssen sich Grubauer und die Avalanche noch viele Male beweisen.