Die Florida Panthers sind nach wie vor am Leben und konnten das Aus in der 1. Runde der Stanley Cup Playoffs 2023 mit einem 4:3-Auswärtssieg n.V. bei den Boston Bruins abwenden (Serie: 2:3). Zu den Helden des Abends avancierten Goalie Sergei Bobrovsky und Stürmer Matthew Tkachuk, der den Siegtreffer in der Verlängerung dank eines Torwartfehlers erzielte.

Tkachuk bestraft Torwartfehler von Ullmark
Die Statistik sprach klar gegen die Panthers: Floridas Bilanz in Elimination-Overtimes lautete vor diesem Spiel 0-4. Dann aber schrieb Tkachuk die Geschichte neu, erzielte den sechsten OT-Gamewinner der Franchise-Geschichte und erzwang damit ein Spiel 6.
"Ich freue mich riesig. Wir leben, um ein weiteres Mal zu kämpfen", sagte Matchwinner Tkachuk. "Sergei Bobrovsky hat kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit eine Wahnsinnsparade gezeigt, andernfalls wäre die Saison für uns vorbei gewesen. Also kommen wir raus und treffen früh in der Verlängerung. In den Playoffs geht es schnell. Jetzt geht es zurück nach Florida, um ein weiteres Spiel zu spielen."

In der fälligen Extraschicht waren gerade erst 6:05 Minuten gespielt, da verließ Bostons Torwart Linus Ullmark (21 Saves, 84 Prozent Fangquote) seinen Platz zwischen den Pfosten, um hinter dem Tor mitzuspielen. Der Versuch eines Befreiungsschlags aber wurde von Floridas Carter Verhaeghe abgefangen, der den Puck sofort Richtung Tor beförderte. Ullmark konnte zwar noch abwehren, war aber komplett aus der Position geraten und musste mit ansehen, wie Tkachuk zum 4:3-Endstand n.V. einschob (67.).
"Ich habe versucht, mich in eine Position zu bringen, in der er mich nicht überrumpeln kann. Unglücklicherweise hat der Puck meinen Schlittschuh getroffen und landete vor der falschen Kelle. Ich war also in einer Situation, in der ich nicht auf meine Position zurückkehren konnte. Er nutzt die Chance und haut ihn rein", sah Ullmark das Unglück kommen.
Panthers profitieren von ihren Rückkehrern und Bobrovsky
Zuvor hatten die Panthers von ihren Rückkehrern profitiert: Abwehrchef Aaron Ekblad (27:29 Minuten Eiszeit, zwei Checks, vier Blocks, +1) stabilisierte die Defensive und blockte die meisten Schüsse seiner Mannschaft, Flügelstürmer Anthony Duclair (1-0-1) brachte Tempo ins Spiel und erzielte im ersten Drittel die 1:0-Führung (9.). Auch Center Sam Bennett biss auf die Zähne, konnte auflaufen, gab als Mentalitätsmonster erneut den Vorkämpfer (1-0-1, vier Checks) und belohnte sich mit dem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 (39.).
"Wir zeigen das schon das ganze Jahr", betonte Bennett. "Die Leute haben uns schon lange abgeschrieben. Wir sind aber eine Mannschaft, die bis zum bitteren Ende kämpft. Das liegt in unserer Natur und das haben wir auch heute wieder gezeigt."
Sein Trainer Paul Maurice schlug in dieselbe Kerbe: "Schon seit Januar sind wir kurz davor, eliminiert zu werden. Seitdem sind wir aber ziemlich gut darin, ein paar Schläge einzustecken, wenn wir es müssen. Mir hat unsere Verlängerung und die Art, wie wir sie angegangen sind, gefallen. Wir haben dazugelernt, sind von der Strafbank weggeblieben und sind auf der Matte gestanden."
Dass Florida überhaupt noch eine Overtime spielen durfte, hing auch mit der starken Leistung von Sergei Bobrovsky zusammen. Mit 44 Saves zeigte der Torwart die drittmeisten Paraden eines Panthers-Torwarts in einem Elimination Game. In der Schlusssekunde der regulären Spielzeit wehrte er einen Alleingang von Bostons Brad Marchand ab (60.).

"Playoffs sind die beste Zeit, um Eishockey zu spielen", so Bobrovsky nach seinem zweiten Start in Folge. "Ich habe es heute genossen, mein Vorderleute haben mir sehr geholfen und auch toll gespielt. Wir freuen uns über diesen Sieg."
Trotz Bergeron-Comeback: Bruins verlieren zweites Heimspiel in Folge
Lange Gesichter gab es dagegen bei den Bruins. Der Presidents'-Trophy-Gewinner schaffte es nicht, das Ticket für die nächste Runde zu lösen und verlor erstmals überhaupt in dieser Saison (Hauptrunde und Playoffs) zwei Heimspiele in Folge.
"In Boston gab es Schwächephasen in unserem Spiel, so viel steht fest", analysierte Bruins-Trainer Jim Montgomery. "Aus welchem Grund auch immer haben wir den Beginn verschlafen. Sie waren besser im ersten Drittel. Wir neigen im Moment dazu, schwerwiegende Fehler zu machen. Ich weiß nicht, warum das in den letzten beiden Heimspielen so ist, aber wir gehen entweder mit dem Platz auf dem Eis oder mit dem Puck nicht gut um."
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Auch das Comeback von Kapitän und Nummer-1-Center Patrice Bergeron, der sich von einer Oberkörperverletzung zurückmeldete und erstmals in den Playoffs 2023 zum Einsatz kam, konnte das Blatt nicht zu Gunsten der Bruins wenden. Der 37-jährige Routinier erzielte das zwischenzeitlichen 2:2 im Powerplay, was seinen 50. Playoff-Treffer bedeutete. Er rangiert damit auf Platz 3 in Bostons Franchise-Geschichte hinter Cam Neely (55) und Marchand (53).
"Manchmal geht es in diesem Spiel um Zentimeter. Du willst keine Geschenke verteilen", haderte Bergeron, blickte aber sofort wieder nach vorne: "Unsere Struktur hat uns schon immer erfolgreich gemacht. Wir werden daraus lernen."
In Spiel 6 hat Boston erneut die Chance, ins Eastern-Conference-Halbfinale einzuziehen. Faceoff ist am Freitag (7:30 p.m. ET; NHL.tv; Sa. 1:30 Uhr MESZ) in Sunrise/Florida.