Auftakt war ein voller Erfolg
Die Detroit Red Wings feierten eine gelungene Heimpremiere in ihrer neuen 'Little Caesars Arena'
von Robin Patzwaldt @RobinPatzwaldt / NHL.com/de Autor
Für die Detroit Red Wings war es am Abend eine ungewöhnliche Mischung aus Vorfreude und banger Ungewissheit. Die frisch bezogene 'Little Caesars Arena' galt es für sie im allerersten Hauptrundenspiel der Franchisegeschichte an neuer Wirkungsstätte mit erstem Leben zu füllen.
Und natürlich standen sie als Heimteam dabei schon etwas mehr unter Druck als ohnehin bei einer Saisoneröffnung üblich, weil sie einen gebührenden Premierenauftritt vor den eigenen Fans hinlegen wollten.
Inzwischen wissen wir, dass die Premiere ein voller Erfolg war. Mit einem 4:2 Sieg gegen die Minnesota Wild endete der Abend in Michigan. In einer insgesamt ansprechenden und unterhaltsamen Partie mussten die Zuschauer zwar bis zum zweiten Drittel auf Tore warten, dann jubelte jedoch die Kulisse plötzlich gleich zwei Mal in nur 23 Sekunden.
Bei numerischer Überzahl für Detroit trafen Anthony Mantha und Dylan Larkin für die Hausherren. Zu Beginn des Schlussabschnitts zeigte Minnesota dann, dass auch sie nicht gewillt waren, das Saisoneröffnungsspiel so einfach herzuschenken. Durch Joel Eriksson Ek und Chris Stewart glichen sie ähnlich schnell aus.
Video: MIN@DET: Zetterberg trifft durch die Beine
Henrik Zetterberg und Martin Frk eroberten in der Folgezeit jedoch die Führung für die Hausherren erfolgreich zurück, so dass einer zünftigen Party in Detroit am Ende nichts mehr im Wege stand.
Das war so natürlich beileibe keine Selbstverständlichkeit, denn noch wenige Stunden zuvor hatte Zetterberg amüsiert davon berichtet, dass er zuletzt in Gedanken häufiger noch fälschlicher Weise in Richtung der alten Joe Louis Arena abgebogen wäre. Die Umstellung auf die neue Wirkungsstätte schien also in den Köpfen einiger Wings-Aktiver noch immer nicht wirklich vollzogen zu sein.
Erst wenige Male hatten sie zuvor Training und Preseason-Spiele in der nagelneuen und 863 Mio. US$ teuren Halle abhalten können. Eine jahrzehntelange Tradition lässt sich nicht auf Knopfdruck ab- oder umschalten. Hierzu bedarf es erst neuer Eindrücke, frischer Erfolge und aktueller Meilensteine. All dies ist in Michigan seit dem gestrigen Abend auf einem sehr guten Wege.
"Das ist derzeit alles sehr aufregend für uns", kommentierte Tomas Tatar. "Jeden Tag hat man hier in der Halle zuletzt etwas Neues entdeckt, immer kam noch etwas hinzu, was man so zuvor noch nicht kannte."
Erst am 19. September hatte die Franchise die erste Gelegenheit zu einem Training dort, am 23. September folgte das erste Vorbereitungsspiel.
"Ich war in den ersten Tagen tatsächlich schon ein paar Mal halb auf dem Weg zur 'Joe' bevor ich es bemerkte und rasch wieder umdrehte", schmunzelte Zetterberg noch einmal erleichtert im Rückblick in die Journalistenrunde.
Nun sind durch das gestrige 4:2 vor den eigenen Fans gleichzeitig viele Premieren von statten gegangen, welche solch kuriosen Irritationen hoffentlich rasch seltener werden lassen.
NHL Commissioner Gary Bettman höchstpersönlich bestätigte den Versammelten am Donnerstagabend zudem, dass die Liga die neue Arena ab sofort in den Kreis der etablierten Arenen aufnehmen will, in den Folgejahren dort NHL Draft- und auch das All-Star Game-Wochenende veranstalten wird.
Schon vor dem Spiel gegen die Wild waren sie seitens der Gastgeber sehr darum bemüht etwas vom altbekannten Flair der Wings-Spiele in die neue Umgebung zu übertragen. Orgelspieler Lance Luce startete mit seiner bekannten Musikuntermalung bereits weit vor dem offiziellen Eröffnungsbully.
Video: MIN@DET: Eröffnungsbully in der Little Caesars Arena
Feierlich wurde es dann erstmals so richtig bei der zeremoniellen Eröffnung, an welcher neben Christopher Ilitch auch Wings-Legende Nicklas Lidstrom und TV-Kommentator Mickey Redmond teilnahmen. Karen Newman gab die Nationalhymne zum Besten, so wie es ebenfalls seit Jahren schon gute, alte Tradition bei den Hausherren ist.
Zu diesem frühen Zeitpunkt flogen bereits die ersten Oktopusse auf das auch in dieser Beziehung bis dahin noch jungfräuliche Eis in Detroit. Diese Tradition wurde somit ebenfalls direkt erfolgreich von einer Spielstätte in die andere überführt.
Teamkapitän Zetterberg und seinem Gegenüber Mikko Koivu war es hingegen vorbehalten die Halle tatsächlich mit ihrem ersten Bully für den NHL-Spielbetrieb freizugeben. All die Vorbereitungszeit der letzten Jahre war damit plötzlich Geschichte, die neue Arena wurde fortan mit frischer NHL-Geschichte angereichert.
Auch die nagelneue Strafbank in Detroit wurde übrigens an diesem Abend sehr rasch in Betrieb genommen. Ganze 47 Sekunden dauerte es, bis die Hausherren ihre erste Strafzeit kassierten. Und das auch noch wegen zu vieler Spieler auf dem Eis. Kurios!
Bis zum ersten Powerplay der Rotflügel dauerte es hingegen etwas länger. Erst in der neunten Minute des Eröffnungsdrittels war dies der Fall. Koivu hatte Zetterberg unfair mit dem Stock bearbeitet und durfte dafür anschließend für zwei Minuten als erster Gästespieler die neue Strafbank testen. Die Gastgeber konnten jedoch keinerlei Kapital aus diesem schlagen, blieben in dieser Zeitspanne sogar komplett ohne eigenen Torschuss. Beobachter fühlten sich hierbei stark an die altbekannte Schwäche der Red Wings im Powerplay erinnert. Darauf hätte manch einer im weiten Rund sicherlich lieber verzichtet.
Torjubel gab es hingegen erst im Mittelabschnitt zu vermelden. Doch letztendlich blieb es nicht nur bei Manthas Premierentreffer, es sollten insgesamt vier Treffer für die Hausherren bei der Premiere werden. In dieser Beziehung wird also wohl kein Trauma entstehen.
Trotz des von vielen Detroit-Spielern als eher langsam beschriebenen Eises, sorgte die Ausbeute des Abends für keinerlei Gedanken an eine Torblockade. Vier Tore im ersten Heimspiel sind sicherlich sogar eine Selbstvertrauen schaffende Ausbeute.
Und auch wenn es, wie geschildert, durchaus schon erfreulich viele Premieren an diesem Abend für die Red Wings zu feiern gab, so hat der erste Auftritt der diesjährigen Hauptrunde auf eigenem Eis den Gastgebern naturgemäß ausreichend Errungenschaften übriggelassen, die es noch in den nächsten Heimspielen zu erreichen gilt.
Der Anfang ist gemacht, die erste Seite im Geschichtsbuch der Little Caesars Arena hat bei den Detroit Red Wings erste Einträge erhalten. Und es waren wahrlich keine schlechten. Die Vorfreude auf mehr wurde am Donnerstagabend geweckt. Und was will man von einem ersten Heimspiel im neuen Stadion denn mehr erwarten