Colorado Avalanche head coach Jared Bednar looks over the bench during game 5 of the first round of the Stanley Cup playoffs between the Dallas Stars and the Colorado Avalanche on April 28, 2025 at American Airlines Center in Dallas, Texas. (Photo by Matthew Pearce/Icon Sportswire via Getty Images)

Einen musste es ja treffen. Schon vor Beginn dieser Monster-Serie in der Western Conference Erste Runde der Stanley Cup Playoffs 2025 war klar, dass einer der ultimativen Favoriten auf den Gewinn des Stanley Cup früh ausscheiden würde: Entweder die Dallas Stars oder die Colorado Avalanche. Beide Schwergewichte zwangen den Nervenkitzel zum Höhepunkt in Spiel 7. Dort setzte sich Dallas am Samstagabend im heimischen American Airlines Center trotz eines zwischenzeitlichen 0:2-Rückstands mit 4:2 durch und schickte Colorado in Sommerpause.

Landeskog: „Es hat uns das Herz zerrissen“

„Das ist ein ziemlicher Schock“, sagte Avalanche-Superstar Nathan MacKinnon. „Sie haben ohne ihren besten Verteidiger (Miro Heiskanen) und ohne ihren vielleicht besten Stürmer (Jason Robertson) gespielt, trotzdem konnten wir sie nicht schlagen. Ich weiß auch nicht, wie es jetzt weitergeht.“

„Ich habe keine Worte, um zu beschreiben, was da heute passiert ist“, ging es Colorados Offensivverteidiger Cale Makar nicht anders.

„Es ist hart, denn wir haben unser Herz und unsere Seele in diese gesamte Saison gesteckt. Du befindest dich in einer guten Ausgangslage und dann rutscht es dir aus den Fingern“, rang auch Avalanche-Trainer Jared Bednar nach Fassung. Es ist deshalb so schwer, weil ich weiß, wie hart diese Jungs gearbeitet haben und wie sehr sie es gewollt haben. Das ist zu diesem Zeitpunkt alles, an was ich denken kann.“

„Wir hatten mehr verdient“, haderte auch Kapitän Gabriel Landeskog, der nach drei Jahren ohne Eishockey ein Comeback in dieser Serie gefeiert hatte. „Wir haben eine hart-umkämpfte Serie geliefert, haben aber keinen Weg gefunden, sie zu gewinnen. Wir haben ein paar Spiele in der Verlängerung verloren. Dieses Spiel 7 hat uns einfach nur das Herz zerrissen.“

Thomas Harley #55 of the Dallas Stars is pursued by Gabriel Landeskog #92 of the Colorado Avalanche during the second period in Game Seven of the First Round of the 2025 Stanley Cup Playoffs at American Airlines Center on May 03, 2025 in Dallas, Texas. (Photo by Richard Rodriguez/Getty Images)

Die Gründe für das Aus

Ganz banal gesagt: Colorado hatte keinen Mikko Rantanen mehr. Der 28-jährige Finne spielte bis Ende Januar noch für die Avalanche. Weil sein Vertrag in Denver auslief und die Verhandlungen festgefahren waren, wurde er zu den Carolina Hurricanes transferiert. Weil er auch dort nicht verlängern wollte, folgte noch vor der Deadline der Trade zu den Stars. Ausgerechnet in der ersten Playoff-Runde kam es nun zum Aufeinandertreffen mit dem Ex-Klub. Und Rantanen lieferte: Mit zwölf Punkten (5-7-12) aus sieben Spielen ist er der Playoff-Top-Scorer. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten legte er zuletzt drei Multi-Punkte-Spiele in Folge aufs Eis und startete gleichzeitig eine Tore-Serie: Spiel 5 (1-2-3), Spiel 6 (1-3-4) und Spiel 7 (3-1-4) riss Rantanen an sich. Im finalen Showdown gelang ihm als erster Spieler der NHL-Geschichte ein Hattrick im dritten Drittel eines Spiel 7.

„Ich hatte das Gefühl, dass wir alles unter Kontrolle hatten. Und dann kam Mikko, den ich loben muss, denn er hat fantastisch aufgespielt“, musste MacKinnon anerkennen. „Er hat den Unterschied ausgemacht und das Spiel an sich gerissen.“

Martin Necas, der als Rantanen-Ersatz von den Hurricanes kam, wirkte nicht so dominant wie sein Vorgänger und erzielte weniger als die Hälfte der Punkte (1-4-5). Auch die Nachkäufe Brock Nelson (0-4-4) und Charlie Coyle (1-0-1) brachten nicht den erhofften Einschlag. Die dritte Sturmreihe um Jonathan Drouin (0-3-3, -6), Coyle (1-0-1, -4) und Joel Kiviranta (0-0-0) warf kaum Punkte ab und hatte gegen die enorme Tiefe der Texaner nichts entgegenzusetzen.

COL@DAL, Sp7: Rantanen verbucht den ersten Playoff-Hattrick seiner Karriere und hat ein Vier-Punkte-Spiel

Doch auch in der Spitze kam von bestimmten Leistungsträgern einfach zu wenig, um ein Top-Team wie Dallas aus den Angeln zu heben. Das gilt insbesondere für das normalerweise äußerst produktive Verteidiger-Paar um Makar (1-4-5) und Devon Toews (1-3-4). Somit waren die Avalanche zu abhängig von Ausnahme-Center MacKinnon (7-4-11).

Eine weitere Achillesferse waren die Special Teams: Colorado kam hier kumuliert nur auf 83,2 Prozent, also weit unter der magischen Marke von 100, die als Grenze zwischen schlechten und guten Special Teams gilt. Das Powerplay hatte gerade mal eine Erfolgsquote von 13,6 Prozent und war das drittschlechteste im Wettbewerb. Das Penalty Killing wies nur 69,6 Prozent auf und war somit ebenfalls nicht verlässlich.

Die letzte Statistik, die das bittere Aus erklärt, ist ein Mikrokosmos von Spiel 7 und betrifft die Anzahl der Comeback-Siege: Hier hatten die Stars drei, die Avalanche nur einen vorzuweisen.

Was für die Zukunft optimistisch stimmt

Mit MacKinnon (bis 2031) und Makar (bis 2027) haben zwei der weltbesten Spieler noch langfristig Vertrag. Auch Logan O’Connor (bis 2031), der in den Playoffs zu den positiven Überraschungen zählte (2-4-6), Toews (bis 2031), Torwart Mackenzie Blackwood (bis 2030), Power Forward Valeri Nichushkin (bis 2030), Landeskog (bis 2029) oder Zwei-Wege-Arbeiterbiene Artturi Lehkonen (bis 2027) stehen noch langfristig unter Vertrag und werden die Achse an Schlüsselspielern in den nächsten Jahren bilden. Spieler wie der explosive Angreifer Necas (26) oder Offensivverteidiger Samuel Girard (26) befinden sich im besten Hockey-Alter und haben beide ihre Qualitäten.

Das Championship-Fenster in Denver bleibt also vorerst geöffnet. Gleichwohl fehlt ein Unterbau an hochkarätigen Talenten. Beim AHL-Farmteam Colorado Eagles zählte kein U23-Spieler zu den Top-10-Scorern. Am ehesten machten hier Oskar Olausson (22; 61 Spiele, 11-15-26) und Nikita Prishchepov (21; 51 Spiele, 9-14-23) auf sich aufmerksam. Beide erhielten in dieser Saison auch NHL-Einsätze, blieben aber punktlos. Für die Avalanche spielten außerdem die Angreifer Ivan Ivan (22; 40 Spiele, 5-3-8) und Matt Stienburg (24; acht Spiele, 0-0-0) sowie Verteidiger John Ludvig (24; acht Spiele, 0-2-2) vor. Im aktuellen Playoff Kader war kein einziger Akteur 23 Jahre oder jünger.

COL@DAL, Sp7: MacKinnon verdoppelt Führung gegen Oettinger

In der Prospects-Pipeline befindet sich mit Mikhail Gulyayev (20; Draft 2023, 1. Runde, 31. Stelle) ein schneller und mobiler Abwehrspieler, der wohl vorerst weiterhin für Avangard Omsk in der KHL spielen wird. Ein hochinteressanter Goalie ist der bewegliche und athletische Ilya Nabokov (22; Draft 2024, 2. Runde, 38. Stelle), der zuletzt als überzeugende Stammkraft für Metallurg Magnitogorsk in der KHL fing.

Für die nächsten drei NHL Drafts halten die Avalanche, Stand heute, kein einziges Erstrunden-, Zweitrunden- und Drittrunden-Pick. Von einer baldigen Blutauffrischung ist also nicht auszugehen.

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