Ty Rattie

Wie machen sich die deutschsprachigen Spieler in der American Hockey League? Welche Akteure stehen vor dem Sprung in die NHL? Wer wurde von seiner Organisation nach unten geschickt und wer erhielt den erhofften Anruf eines NHL General Managers? Jeden Sonntag wirft NHL.com/de einen Blick auf die nordamerikanischen Minor Leagues und beantwortet diese und noch viele andere Fragen.

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Für Edmonton Oilers Stürmer Ty Rattie muss sich die zurückliegende Woche wie ein Traum angefühlt haben. Nach einer langen Saison bei den Bakersfield Condors wurde Rattie am 16. März in das NHL-Aufgebot der Oilers berufen und was er seit diesem Tag erlebt, hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können.
Edmontons Headcoach Todd McLellan traf eine mutige Entscheidung und steckte Rattie zu Connor McDavid in seine erste Sturmformation. Rattie, der in seinen vorherigen vier NHL-Spielzeiten nur zu 34 Einsätzen kam und häufig nur als Lückenbüßer herhalten musste, erhielt von McLellan völlig unverhofft den Ritterschlag. In vier Saisons für die St. Louis Blues und Carolina Hurricanes kam Rattie nur zu sporadischen Einsatzzeiten und erreichte in diesem Zeitraum lediglich zehn Scorerpunkte (4 Tore, 6 Assists). Ein Wert, dem er nach nur sechs Spielen an der Seite von Sturmstar McDavid nahekommt.

Dass er hochveranlagt und treffsicher ist, stellte Rattie schon früh unter Beweis. In seinen letzten beiden Jahren in der kanadischen Juniorenliga WHL erreichte Rattie insgesamt 231 Scorerpunkte (105 Tore, 126 Assists). Doch nachdem Rattie beim NHL Draft 2011 in der ersten Runde (Nummer 32) ausgewählt wurde, nahm seine Karriere einen holprigen Verlauf. Aufgrund seiner ausgezeichneten Leistungen im Juniorenbereich war die Erwartungshaltung für seine erste Seniorensaison 2013/14 nahezu gigantisch. Gerecht wurde er ihr jedoch nicht. Die traurige Bilanz war damals ein einziger NHL-Einsatz ohne Punkt und eine Minus-Zwei-Wertung.
Auch in den Folgejahren schaffte er trotz ansprechender Leistungen in der American Hockey League nie den Durchbruch in der NHL. Mit dem Tapetenwechsel zur Oilers-Organisation änderte sich dies nun schlagartig.
McLellan erkannte Ratties Talent sofort und sah in ihm den perfekten Nebenmann von McDavid.
"Ty ist ein ziemlich kreativer Offensivspieler", analysierte McLellan gegenüber der Edmonton Sun. "Er hat in seiner Karriere schon oft getroffen, ganz besonders in seinen Junioren-Jahren. Vielleicht hat es auf dem NHL-Level noch nicht so bei ihm geklappt, aber er erhielt seine Chance in den Top-Drei und nutzte sie vorbildlich."
"Ich weiß nicht, ob er eine solche Möglichkeit jemals erhielt, aber er bekam sie jetzt. Nun liegt es an ihm, herauszufinden, ob er mit ihr klarkommt. Meiner Meinung nach passt er hervorragend in diese Reihe. Er denkt das Spiel auf ihrem Level und bringt sich in gute Positionen."

slepyshev mcdavid

Keiner seiner bisherigen NHL-Trainer traute sich, den mit scharfen Torinstinkten ausgestatteten Rattie, in eine seiner Scoring-Reihen zu stecken. Viel zu oft versauerte dieser in den Checking-Lines, wo er seine Qualitäten nicht ausspielen konnte.
Natürlich spielt es Rattie auch in die Karten, dass die Spielzeit für Edmonton fast schon abgehakt ist. Die Stanley Cup Playoffs sind außer Reichweite und die Zeit für Experimente ist gekommen.
"Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich über den Rückhalt der Coaches freue. Noch nie fühlte ich mich in der NHL so wohl wie jetzt. Dieses Gefühl will ich am Laufen halten."
Daran, dass er es am Laufen halten kann, zweifelt niemand mehr. Auch wenn sein Vertrag bei den Oilers zum Ende der Saison ausläuft, mit bislang sechs Punkten (3 Tore, 3 Assists) stellte Rattie eindrucksvoll unter Beweis, dass er auch auf NHL-Niveau ein wertvoller Angreifer sein kann und dass sein Weg nicht mehr in die Minor League zurückführen wird.
Rattie ist neben Ryan Nugent-Hopkins und McDavid alles andere als das dritte Rad am Wagen. Er kombiniert glänzend mit Edmontons Topstürmern und kann sein Glück kaum fassen.
"Ich muss mich manchmal selbst kneifen", erzählte Rattie. "McDavid ist so ein großartiger Spieler. Es ist unglaublich, was er mit dem Puck anstellt. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie gut diese Jungs sind. Ich will auch auf ihrem Level spielen können. Ich will nicht nur der Quoten-Junge sein und sie runterziehen sondern meinen Beitrag leisten."
Die wichtigsten Ergänzungen der vergangenen Woche:
Filip Chlapik (C), von den Belleville Senators zu den Ottawa Senators
Andreas Martinsen (LW), von den Rockford IceHogs zu den Chicago Blackhawks
Andy Welinski (D), von den San Diego Gulls zu den Anaheim Ducks
Rasmus Andersson (D), von den Stockton Heat zu den Calgary Flames
Curtis McKenzie (LW), von den Texas Stars zu den Dallas Stars
Trevor Murphy (D), von den Tucson Roadrunners zu den Arizona Coyotes
Dylan Strome (C), von den Tucson Roadrunners zu den Arizona Coyotes
Ashton Sautner (D), von den Utica Comets zu den Vancouver Canucks
Die wichtigsten Streichungen der vergangenen Woche:
Sebastian Aho (D), von den New York Islanders zu den Bridgeport Sound Tigers
Travis Boyd (C), von den Washington Capitals zu den Hershey Bears
Charlie Lindgren (G), von den Montreal Canadiens zu den Laval Rocket