WSH@OTT: Ovechkin trifft doppelt und überholt Messier

Während der Saison 2019/20 wird das Team von NHL.com/de jeden Samstag in der Rubrik "Writers' Room" wichtige Themen der Liga diskutieren und analysieren. In dieser Ausgabe: Welche Meilensteine bewegen uns besonders?

Mit 695 Toren (Stand 1.2.2020) steht der Russe Alex Ovechkin von den Washington Capitals kurz vor dem Erreichen des magischen 700-Tore-Meilensteins in seiner großen Karriere. Mitspieler und Fans werden in den kommenden Tagen bis ins Detail verfolgen wollen, was der 34-Jährige so treibt, welche Statistiken er Nacht für Nacht auf das Eis zaubert.
Auch wir von NHL.com/de werden gespannt lauern, wann der Kapitän des Stanley Cup Champions von 2018 diese Schallmauer durchbrechen kann und ein weiteres Mal Eishockeygeschichte schreiben wird.
In dieser Woche haben wir den sich mit großen Schritten nähernden Meilenstein Ovechkins zum Anlass genommen, uns an besondere Leistungen von Spielern zu erinnern, die aus der langen NHL-Geschichte im Gedächtnis geblieben sind, deren statistische Meilensteine und emotionale Verabschiedungen von der großen Eishockey-Bühne uns besonders bewegt haben:

NSH@WSH: Ovechkin überholt Yzerman auf NHL-Torliste

Robin Patzwaldt: Wenn ich an diese ganz großen Emotionen und besonderen Ereignisse in der NHL denke, dann fallen mir zuerst die Verabschiedungen von Mark Messier und Wayne Gretzky bei den New York Rangers und Mario Lemieux bei den Pittsburgh Penguins ein.
Gerade das Karriereende von Gretzky, der nahezu alle Offensivstatistiken der NHL dominierte, war ein Ereignis, welches mich vor Jahren geprägt hat. Unmittelbar danach begann ich mich intensiver mit der Liga auseinanderzusetzen und mich zu informieren. Gretzkys Abschied war in Zeiten vor dem Internet und des Streaming-TVs schon so groß, dass es das Thema bis hierhin zu uns nach Mitteleuropa schaffte.
Wie ich bei meinen Recherchen kurz danach feststellen durfte, war sein Abschied auch in New York ein besonders großes Ding. In einer Stadt, in der es so viel zu sehen und zu erleben gibt, musst du es erst einmal hinkriegen, dass du es zum Liebling der Massen auf der Straße schaffst. Gretzky war so ein Fall. Daran sieht man schon, wie speziell seine Leistungen waren.
Ähnliches: [Leidenschaft und Härte - Ovechkin ist mehr als ein Torjäger]
Ein paar Jahre später ging dann auch Lemieux in den Ruhestand. Ich hatte zuvor miterleben müssen, wie seine Krebserkrankung seine Karriere zu zerstören drohte. Er hat sich damals, mit viel Klasse und Stil, zurückgekämpft und ich durfte mich glücklich schätzen, ihn noch ein paar Mal live als Aktiver auf dem Eis mitzuerleben.
Direkt vor Ort war ich dann ein paar Jahre später beim Abschied von Messier im Madison Square Garden. Das war schon ein Erlebnis, das mir einmal mehr gezeigt hat, welche Emotionen geweckt werden können, wenn die größten Stars der NHL Geschichte schreiben.

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Diese Tatsache stimmt mich dieser Tage auch voller Vorfreude auf Ovechkins 700. Karrieretor. Auch er wird einst zu dieser raren, ganz besonderen Kategorie von Spielern gehören, bei denen man sich glücklich schätzen kann, wenn man sie live spielen sehen durfte.
Christian Treptow: Meilensteine sind immer etwas Besonderes. Und natürlich fiebere ich auch mit, wann Alex Ovechkin die 700-Tore-Marke knackt. Eine spezielle Marke sind für mich 1000 Spiele. Wenn ein Akteur 1000-mal in der NHL auf dem Eis gestanden hat, bedeutet das, dass er sich über einen langen Zeitraum auf allerhöchstem Level durchgesetzt und auch behauptet hat.
Ich würde es gerne sehen, wenn Joe Thornton noch die 1500 Scorerpunkte erreicht. Coach Joel Quenneville drücke ich die Daumen, dass er zwei Schallmauern durchbricht: 2000 Spiele und 1000 Siege.
Gespannt bin ich, ob es einen Torhüter gibt, der die Statistiken von Patrick Roy und Martin Brodeur angreifen kann. Marc-André Fleury kann auf jeden Fall 500 Siege schaffen. Wenn er noch ein paar Jahre gesund bleibt.

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Leider sind solche Meilensteine dann auch immer ein Zeichen, dass eine große Karriere auf die Zielgerade einbiegt. Dann heißt es Abschied nehmen von Spielern, deren Karrieren man verfolgt hat, die man vermissen wird.
Ich kann mich noch an die Abschiedstour von Teemu Selanne erinnern. Das waren sehr bewegende Momente. Wichtig ist für mich, dass der Spieler dafür den richtigen Zeitpunkt findet. Jaromir Jagr hat ihn meiner Meinung nach lange verpasst. Ich bin gespannt, was uns da in den kommenden Jahren erwartet.
Stefan Herget:Jaromir Jagr ist ein gutes Stichwort. Ich habe bestimmt schon mehr Meilensteine miterlebt, aber ich weiß noch, dass ich am 19. November 2006 im Madison Square Garden war, als der Tscheche beim 4:1-Sieg gegen die Tampa Bay Lightning mit dem 1:0 in der 2. Minute sein 600. Tor der Karriere schoss. Der Medienhype in der Kabine war anschließend gigantisch, während der Spieler selbst von der Masse fast erdrückt schien.

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Ich will das Thema mal etwas erweitern, denn die Tradition in der NHL eine Nummer von einem besonders verdienten Spieler nicht mehr zu vergeben und ein Banner unter das Hallendach zu ziehen, so dass die Aktiven und Fans diesen Namen ständig vor Augen haben, ist meiner Meinung nach etwas ganz Besonderes. Ich durfte schon bei einer Ehrung dieser Art von Patrik Elias von den New Jersey Devils (Nummer 26) und Jean Ratelle von den New York Rangers (19) jeweils im Februar 2018 live vor Ort dabei sein. Ein tolles Erlebnis.
Erwachsene Männer stehen dann mit Tränen in den Augen auf dem Eis, umgeben von vielen Legenden und ehemaligen Mitspielern und die Stimme stockt nicht selten bei der Dankesrede. Um an diesen Punkt zu kommen sind natürlich möglichst viele Meilensteine in einer Karriere zu erreichen. Insofern sind diese wichtig, um einen Spieler möglichst gut in Erinnerung zu behalten. Sie verdeutlichen den Erfolg, den sie hatten. Von daher ist das Erreichen immer etwas Besonderes.
Alexander Gammel: Christian hat Joe Thornton angesprochen, der gemeinsam mit Patrick Marleau für mich auch einen besonderen Platz einnimmt. Altgediente Veteranen wie die beiden Stürmer der San Jose Sharks, oder Zdeno Chara bei den Boston Bruins, begleiten mich seit meiner Kindheit, als jüngster in unserer Runde kann ich mich gar nicht mehr an eine Zeit ohne diese Spieler erinnern.
Besonders gefreut hat mich auch, als Daniel Sedin in der Saison 2017/18 nach seinem Zwillingsbruder Henrik seinen 1000. Punkt erzielt hat. Die beiden haben die Vancouver Canucks und das schwedische Eishockey über so lange Zeit geprägt und wurden von Mitspielern und Gegnern gleichermaßen als große Sportler respektiert. Der Moment, als Henrik mit einem Tor gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Roberto Luongo seinen 1000. Punkt erzielte und Luongo sofort zu ihm kam und ihm gratulierte, wird mir immer in Erinnerung bleiben.
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Eine tragische Figur ist für mich Marian Hossa. Er wird in der Statistik zwar noch als aktiver Spieler gelistet, wird aufgrund seiner Erkrankung aber wohl nie wieder spielen. Mit 1134 Punkten und 525 Toren erreichte er ohnehin schon überragende Werte, hätte er weiterspielen können, wäre er aber zweifellos zum besten slowakischen Torjäger und vielleicht auch zum besten Scorer geworden.
Robin Patzwaldt:Man merkt schon, dass uns alle diese besonderen Spieler und Meilensteine offensichtlich sehr beeindruckt haben. Schon alleine bei der Nennung der diversen Namen fange ich jetzt gerade unwillkürlich an leicht zu grinsen, weil auch in meinem Kopf die schönen Erinnerungen wieder hochkommen. Es sind eben diese herausragenden Spieler, die einen Großteil des Reizes der NHL-Geschichte ausmachen. Alex Ovechkin wird zweifelsohne nach seiner aktiven Laufbahn dazu gehören. Ich denke, da sind wir uns alle einig.