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Wie ein roter Faden zieht sich der feste Glaube an eine erfolgreiche Qualifikation für die Stanley Cup Playoffs in der Eastern Conference durch die Reihen der Tampa Bay Lightning. Selbst als sie mit nur 47 Punkten aus 48 Partien die rote Laterne als Tabellenschlusslicht des Ostens innehatten, waren sie davon überzeugt, dass sich ihre Saison noch zum Guten wenden werde.
Zuversicht allein genügt aber nicht, es bedarf schon eines ungeheuren Willens und einer Menge Arbeit, um sich als Einheit zu präsentieren und sich wieder nach oben zu kämpfen. Von Rückschlägen blieben die Lightning nicht verschont, wie zuletzt Mitte dieses Monats als sie drei Spiele in Folge verloren. Doch Jon Coopers Team ließ nicht locker, nahm sich die Worte seines Übungsleiters zu Herzen, der sie dazu anhielt immer nur von Spiel zu Spiel zu schauen. Sie sollten nicht auf das große Saisonziel 'Playoffteilnahme' achten, das schon in weite Ferne entrückt schien.

Selbst ihr langzeitverletzter Teamkapitän Steven Stamkos versuchte, so oft es eben die Reha zuließ, bei der Mannschaft zu sein, sie zu unterstützen. Am Montag wurde Stamkos sogar als Kandidat der Lightning für die Bill Masterton Memorial Trophy nominiert, die im Juni von der Professional Hockey Writers' Association vergeben wird. "Ich fühle mich sehr geehrt, vor allem wenn ich in Betracht ziehe, welche professionelle Arbeitseinstellung die anderen Nominierten an den Tag legen. Es ist definitiv eine Ehre für mich", freute sich der 27-jährige Center über seine Ernennung.
Noch mehr Freude dürften ihm die vergangenen drei Auftritte seiner Teamkollegen, mit dem Höhepunkt eines 5-4 Overtime-Erfolgs über die Chicago Blackhawks, bereitet haben.

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Cooper hatte in dieser Partie kräftig in die Trickkiste gegriffen und nach drei Gegentoren im ersten Durchgang, beim Stande von 1-3, Schlussmann Andrei Vasilevskyi durch Peter Budaj ersetzt. Doch nach der ersten Pause durfte Vasilevskyi wieder mitwirken - Cooper wollte ihm nur eine, um sechs Minuten verlängerte, Ruhepause gönnen. Der Vertrauensvorschuss zahlte sich aus: Von den weiteren 21 Torschüssen der Blackhawks wurden 20 die Beute seiner Nummer 88 im Kasten.
Der 22-jährige Schlussmann ist nur eines von mehreren Beispielen. Cooper schafft es immer wieder, seinen Spielern zu zeigen, dass sie sein vollstes Vertrauen genießen. Nur so wurde es auch möglich, dass sich in den letzten drei Partien Akteure ins Rampenlicht schossen, von denen es in dieser Art nicht zu erwarten war.
Yanni Gourde stieß Anfang März, nachdem er sich mit 22 Toren und 24 Assists in 55 Partien für die Syracuse Crunch in der AHL empfohlen hatte, zum Kader. Dem 25-jährigen ungedrafteten Stürmer blieb es am Montagabend vorbehalten, 35 Sekunden vor dem Ende der Verlängerung, das Siegtor gegen die Blackhawks zu erzielen.
"Das war für mich ziemlich aufregend. Ich habe hart dafür gearbeitet, dass ich hier sein kann. Es gab eine Zeit in meiner Laufbahn da spielte ich in der ECHL [Kalamazoo Wings 2013/14]. Es ist für mich etwas ganz Besonderes hier zu sein und mit diesen ganzen Jungs aufs Eis zu gehen", beschrieb Gourde seinen Gefühlszustand gegenüber NHL.com.
Ein begnadeter Stürmer ist Jonathan Drouin, den die Lightning beim NHL Draft 2013 in der ersten Runde an insgesamt dritter Stelle gezogen haben. Mehrmals hat er in dieser Spielzeit seine Torgefährlichkeit unter Beweis stellen können. In den ersten Saisonmonaten traf der wendige Linksaußen in schöner Regelmäßigkeit, so dass er mit 17 Saisontreffern in 50 Partien bis Mitte Februar seine Bestleistungen von vier Treffern aus den zwei Spielzeiten zuvor längst eingestellt hatte. Dann kam der Knacks! Zwischen dem 21. Februar und dem 21. März hatte Drouin 13 Spiele lang Ladehemmung. Sein Coach ließ in diesen Wochen keinerlei negative Kritik über sein Sturmtalent aufkommen, er versicherte immer wieder wie sehr er sein Spiel schätze. Er behielt Recht!

Am vergangenen Donnerstag erzielte Drouin gegen die Bruins den 4-3 'Game Winner' und gegen Chicago leitete er, mit dem 2-4 nach 11:42 Minuten im Mittelabschnitt, die am Ende erfolgreiche Aufholjagd ein. Auch der 4-4 Ausgleichstreffer bei Überzahl ging auf das Konto des 22-Jährigen, der zum dritten Mal in dieser Saison, zum ersten Mal seit dem 22. Dezember, als zweifacher Torschütze in Erscheinung treten konnte.
"Wir geben niemals auf. Wir machen einfach weiter, spielen unser Spiel und es funktioniert. Wir lagen in einer wichtigen Partie 1-4 hinten und wir haben passend geantwortet", strotzte Drouin nach der Begegnung vor Selbstvertrauen.
Tore zu erzielen ist nicht gerade jene Qualität, die einen Verteidiger wie Anton Stralman auszeichnet. Muss es auch nicht sein, doch plötzlich setzt auch der Schwede Akzente im Spiel nach vorne. Er assistierte nicht nur Drouin beim Anschlusstor, sondern er traf auch selbst, beim Auswärtserfolg im TD Garden von Boston sowie gestern Abend in der heimischen Amelie Arena. Stralman verdoppelte damit seine Erfolgsquote aus den 63 Spielen zuvor.
Die letzten Auftritte der Lightning waren eine Demonstration mannschaftlicher Stärke - spielerisch und mental. Sollten sie sich für die Playoffs qualifizieren, können sie es in dieser Verfassung mit jedem Gegner aufnehmen.
Cooper gibt das Motto vor: "Wir geben nicht auf. Wir bleiben dran, bleiben unangenehm und hängen uns immer rein."