Duchenes dramatischer Dreiecks-Deal
Colorado, Ottawa und Nashville hoffen, vom Blockbuster-Trade zu profitieren
von Christian Rupp @IamCR1 / NHL.com/de Autor
Seit zwei Jahren wünschte sich Matt Duchene einen Wechsel und musste sich lange gedulden. In der Nacht von Sonntag auf Montag ging dann alles plötzlich ganz schnell: Während des Spiels seiner Colorado Avalanche bei den New York Islanders wurde Duchene in einem Dreiecks-Trade zu den Ottawa Senators getauscht. Für den 26-jährigen Center endete damit eine "bittersüße" Zeit bei seinem Herzensklub - nun schlägt er seine Zelte in der Nähe seiner Geburtsstadt auf. Neben den Avalanche hoffen auch die Senators und Nashville Predators, von diesem Tauschgeschäft zu profitieren.
Seit Herbst 2015 brodelte die Gerüchteküche um einen Wechsel von Matt Duchene. Besonders heiß wurde diese im Sommer gekocht, als der 26-Jährige öffentlich einen Trade forderte. "Das letzte Jahr war hart für mich", so Duchene, der sich bis Sonntag (Ortszeit) gedulden musste - und plötzlich ging es ganz schnell: Nach 1:59 Minuten absolvierter Eiszeit wurde der Mittelstürmer in der 11. Minute vom Eis genommen und tauchte nicht wieder auf.
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Die Verantwortlichen hatten in der Zwischenzeit ein Tauschgeschäft eingetütet. "Ich habe gesehen, wie sie sich auf der Bank unterhalten haben und habe irgendwie schon mit den verrücktesten Dingen gerechnet. Es war schon sehr seltsam, aber irgendwie auch zu erwarten", umreißt Duchene die kuriose Szene. "Natürlich bin ich erleichtert, dass es nun vorbei ist. Es war eine lange Zeit seit Herbst 2015."
Der Dreiecks-Deal im Blockbuster-Format
Colorados General Manager Joe Sakic pokerte in vielen Runden und schnürte nun ein Paket, mit dem die Avalanche leben konnte "Ich habe mich oft mit ihm unterhalten und ihm gesagt, dass er geduldig bleiben soll. Wir wussten, dass es irgendwann klappen würde, haben aber auf den richtigen Deal gewartet", erklärte Sakic. In das Tauschgeschäft sind neben der Avalanche auch die Senators und Predators verstrickt: Colorado erhält ein Erst- und Drittrundenpick beim Draft 2018, Stürmer Shane Bowers und Goalie Andrew Hammond aus Ottawa sowie ein Zweitrundenpick 2018, Verteidiger Samuel Girard und Stürmer Vladislav Kamenev aus Nashville. Für die Senators wird nun Duchene auflaufen, die Predators erhielten dafür Center Kyle Turris aus Ottawa.
"Es ist eine große Sache, immerhin ist einer unserer besten Spieler gegangen. Seit zwei Jahren wird nun schon darüber geredet, ihn zu traden. Ich war gespannt, was wir im Gegenzug erhalten würden und wir haben viele gute Spieler bekommen. Das ist großartig für unsere Zukunft", kommentierte Avalanche-Stürmer Nathan MacKinnon den plötzlichen Trade.
Duchene: "Colorado war mein Lieblingsklub"
Für Duchene endet damit eine Ära in Denver. Der 26-Jährige wurde im Jahr 2009 von Colorado gedraftet und ging im Sommer in seine 9. Saison als Avalanche. Obwohl das Verhältnis zu seinem Herzensklub zum Schluss angespannt war, geht der Kanadier mit einem lachenden und weinenden Auge. "Es war mein Lieblingsklub, als ich noch ein Kind war, es war eine Ehre und ein Privileg, hier spielen zu dürfen. Colorado hat mir so viel gegeben: Meine Frau ist von hier, wir haben unseren Hund von hier. Es ist sehr emotional, jetzt auf Wiedersehen zu sagen. Für mich ist es bittersüß, denn ich freue mich jetzt auf eine neue Herausforderung in Ottawa. Es ist fantastisch, wieder so nah an meiner Heimat zu sein", so Duchene, der im nahegelegenen Halliburton geboren wurde.
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Colorado: Umbruch dank vieler Talente und Draftpicks
Doch was bedeutet der Dreiecks-Trade für die einzelnen Klubs? Die Avalanche rüstet sich vor allem für einen Umbruch: Ein Erst-, Zweit- und Drittrundenpick im anstehenden Draft 2018 könnte vielversprechende Talente nach Denver spülen. Auch die akquirierten Spieler Bowers (18 Jahre, Erstundenpick 2017), Girard (19, Zweitrundenpick 2016) und Kamenev (21, Zweitrundenpick 2014) haben noch jede Menge Entwicklungspotenzial. Torwart Hammond, der aufgrund seiner Vorliebe für Burger auch scherzhaft "Hamburgler" genannt wird, kommt zudem ein Backup-Goalie, der Semyon Varlamov mehr entlasten könnte. Durch den Weggang von Duchene sparen sich die Avs zudem sechs Millionen US-Dollar an Capspace für diese und die nächste Saison.
Vor allem Girard soll sofort helfen und die Defensivsorgen in Colorado beheben. Bereits in der Jugend strahlte der 19-jährige Verteidiger viel Gefahr von der blauen Linie aus (190 QMJHL-Spiele für Shawingian, 24 Tore 168 Assists, 192 Scorerpunkte). In seiner NHL-Debüt-Saison kam der Linksschütze bislang in fünf Partien auf drei Scorerpunkte (ein Tor, zwei Assists) für Nashville. "Wir wollen ihn spielen sehen. Er ist ein spannender Spieler. Er hat gute Fähigkeiten, viel Talent, eine gute Übersicht auf dem Eis. Was er mitbringen wird, gefällt uns", sagt Sakic, der nun einen Umbruch zu meistern hat. "Wir versuchen uns hier etwas aufzubauen, wollen jünger werden und unsere jungen Spieler sollen zusammenwachsen. Hoffentlich können wir eher früher als später um die Play-offs und den Stanley Cup mitspielen." Ob sich der Deal für die Avalanche gelohnt hat, werden wohl erst die nächsten Jahre zeigen.
Nashville: Viel Tiefe auf der Center-Position - 6 Millionen für Turris
Nashville erhält mit dem 28-jährigen Turris einen kompletten Mittelstürmer im besten Eishockey-Alter. In 544 NHL-Spielen sammelte der Rechtsschütze 320 Scorerpunkte (136 Tore, 184 Assists). Durch seine Verpflichtung schließen die Predators das Vakuum auf der Center-Position, das der ehemalige Kapitän Mike Fisher nach seinem Karriereende im Sommer hinterlassen hatte. Die frühere Problemposition der Preds scheint mit Ryan Johansen, Turris und Nick Bonino nun auch in der Tiefe qualitativ hochwertig besetzt.
"Kyle ist einer der besten Zwei-Wege-Stürmer in der NHL", schwärmt Nashvilles GM David Poile. "Er sollte perfekt in unser Team passen und gibt uns die Tiefe, die wir in der regulären Saison und in den Play-offs brauchen werden. Er ist jemand, der in allen Situationen eingesetzt werden kann. Er verleiht uns mehr Produktivität in der Offensive sowie Verantwortungsbewusstsein in der Defensive." Turris ist im letzten Jahr seines 3,5-Millionen-Kontrakts und unterschrieb bei den Predators einen neuen Sechsjahresvertrag (bis 2023) mit sechs Millionen Dollar Jahresgage.
Ottawa: Duchene bringt Geschwindigkeit
Ottawa erhält durch Neuzugang Duchene einen schnellen und gefährlichen Nummer-1-Mittelstürmer, der zwei Jahre jünger ist als Turris. Vor allem das Plus an Tempo sollte den Senators gut tun. Der 26-Jährige kommt in 586 NHL-Spielen auf 428 Scorerpunkte (178 Tore, 250 Assists) und könnte seine Produktivität in der neuen, wenn auch bereits vertrauten Umgebung wieder steigern. "Sie haben ein Team, das den Stanley Cup gewinnen kann", glaubt Duchene.
Pikanterweise treffen die Sens in den nächsten beiden Spielen im Rahmen der SAP NHL Global Series 2017 in Stockholm am Freitag und Samstag gleich zweimal auf Colorado, was ein schnelles Wiedersehen mit Duchene und der Avalanche bedeutet. "Es ist verrückt. Erst während eines Spiels getradet zu werden und dann auch noch meine ersten Spiele für den neuen Klub gegen mein altes Team zu bestreiten", wundert sich Duchene. In seiner Brust dürften auch weiterhin zwei Herzen schlagen, denn komplett abgehakt ist das Thema Avs für Duchene noch nicht: "Man kann nie wissen - vielleicht komme ich eines Tages zurück."