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Der Stanley Cup war den Florida Panthers zum Greifen nah und dennoch sind sie noch meilenweit davon entfernt, ihn auch einmal in Empfang nehmen zu dürfen.

Am vergangenen Wochenende machte im Rahmen der 100-Jahresfeier zur NHL-Gründung die NHL Centennial Celebration Tour im Süden Floridas Station. Wer wollte, konnte sich am Freitag am Beach von Ft. Lauderdale unter Palmen mit der wichtigsten Trophäe, die es im Eishockeysport zu gewinnen gibt, fotografieren lassen. Um sich die Chance auf ein Gruppenfoto mit Cup zu erhalten, müssen sich die Panthers erst einmal für die Stanley Cup Playoffs qualifizieren - es wartet also noch viel Arbeit auf die in Sunrise, Florida beheimatete Franchise.
Zuletzt hatte sie Probleme vor heimischer Kulisse zu punkten. 1-5-1 lautet Floridas magere Bilanz aus den letzten sieben Auftritten, nur zwei Zähler, ein 3-2 Shootout-Sieg über die Carolina Hurricanes, fuhren sie aus ihren letzten sechs Heimspielen ein. Angesichts dieser erschütternden Ausbeute verwundert es, dass sich die Panthers immer noch berechtigte Hoffnungen auf eine Playoffteilnahme machen können. Mit einem Rückstand von vier Punkten gegenüber den New York Islanders sind sie eine von fünf Mannschaften, die sich um den zweiten Wildcardplatz in der Eastern Conference ranken. Selbst der dritte Rang in der Atlantic Division, den momentan die Boston Bruins mit einem Vorsprung von sieben Zählern, bei zwei mehr absolvierten Spielen, innehaben, ist für die seit sieben Spielen sieglosen Panthers noch in Reichweite. Die Panthers müssen, um ihr hehres Ziel noch zu erreichen, einige Baustellen schließen und gleichzeitig darauf hoffen, dass keine neuen dazukommen.

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Panthers General Manager und Interimstrainer Tom Rowe ließ nichts unversucht, damit sein Team zurück auf die Erfolgsspur findet. Er baute seine Sturmreihen um, nachdem seine Topformation mit Jaromir Jagr, Jonathan Huberdeau und Aleksander Barkov zuletzt Ladehemmung hatte, er nahm nach den letzten drei Niederlagen in Folge kein Blatt vor den Mund - ungewöhnlich harsch kritisierte Rowe auch das Defensivverhalten seiner Stürmer nach der 1-2 Pleite gegen die Dallas Stars - er fand aber auch immer wieder aufmunternde Worte für den einen oder anderen Spieler.
Mit dem österreichischen Stürmer Thomas Vanek und dem Schweizer Torwart Reto Berra könnten plötzlich auch zwei deutschsprachige Spieler im Kader der Panthers eine entscheidende Rolle beim Saisonendspurt einnehmen.
Von Vanek, der zur Trading Deadline am 28. Februar von den Detroit Red Wings zu den Panthers kam, erhofft sich Rowe eine Leistungssteigerung von Nick Bjugstadt. Der 24-jährige Center war in dieser Saison vom Verletzungspech verfolgt und konnte nur fünf Tore und vier Assists in 37 Partien erzielen. "Sie kennen sich aus Minnesota und sie haben im Sommer miteinander trainiert. Es dürfte Bjugstad helfen, wenn er wieder in der Mitte zu Einsätzen kommt", teilte Rowe sun-sentinel mit. Bjugstad, der mit 24 Treffern und 19 Vorlagen in 72 Partien der Saison 2014/15 noch Floridas erfolgreichster Torschütze und drittbester Scorer war, konnte in den vergangenen drei Partien noch nicht von seinem österreichischen Nebenmann profitieren, zeigt sich aber zuversichtlich, obwohl er zuletzt nur wenig Eiszeit bekam: "Ich versuche mental stark zu bleiben, und dass wir nun Vanek in der Mannschaft haben, wird mir helfen. Ich bin [diesbezüglich] total begeistert."
Auch wenn sich die beiden Stürmer schon ganz gut kennen, es wird noch eine gewisse Zeit dauern bis sie sich aufeinander eingestellt haben. Durch die Verpflichtung von Vanek gewinnt Rowe an Handlungsspielraum in der Offensive. Der Villacher schoss sein erstes Tor im Jersey seines neuen Arbeitgebers an der Seite von Vincent Trochek und Reilly Smith und nicht neben Bjugstad und Jonathan Marchessault. Ein erfahrener und weitgereister Stürmer, wie Vanek zweifelsfrei einer ist, hat keine Probleme sich anzupassen: "Die meisten Leute im Eishockey sind gute Menschen, da fällt es einem leicht sich einzugewöhnen", sagte Vanek und ergänzte: "Wenn wir nach jedem Shift miteinander sprechen, jeder seine Sicht der Dinge erzählt und jeder versucht so schnell wie möglich die Chemie zu finden."
Keinerlei Anpassungsschwierigkeiten hatte Berra, der im Spiel gegen die Rangers unerwartet schnell zu seinen ersten Spielminuten im Tor der Panthers kam. Nachdem sich Roberto Luongo am vergangenen Donnerstag in Philadelphia verletzt hatte, stieß der Bullacher, der am 23. Juni 2016 im Tausch gegen Rocco Grimaldi aus Colorado kam, vom AHL-Famteam in Springfield zu den Panthers. James Reimer ließ sich vier Treffer von den Rangers einschenken und Berra, der am 9. Dezember 2015 seine letzte NHL-Partie - damals für die Avalanche - bestritten hatte, wehrte in den noch verbleibenden knapp 27 Spielminuten alle acht Torschüsse ab, die auf seinen Kasten kamen. Es ist durchaus vorstellbar, dass Rowe am kommenden Freitag, wenn die Panthers mit den Minnesota Wild das punktbeste Team der Western Conference empfangen, auf Berra als Starting Goalie setzt. Zweifel am Können des 30-jährigen Torwarts hegt der Chefcoach keine: "Es ist gut, dass wir Reimer und Berra in unserer Organisation haben. Auf der Torhüterposition sind wir mit ihnen keinen Deut schlechter besetzt." Berra dürfte sich mit dieser Situation gut anfreunden, und es als große Chance ansehen, sich wieder ins Rampenlicht rücken zu können.

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Für die Panthers ist jedes noch ausstehende reguläre Saisonspiel so wichtig wie eine Playoffpartie. Es sind gerade einmal knappe drei Wochen vergangen, als sie mit fünf Siegen in Folge auf ihrer schweren Auswärtstour durch den Westen beweisen konnten, dass sie es mit jeder Mannschaft in der Liga aufnehmen können.