Toronto Maple Leafs v Ottawa Senators - Game Six

Für die Ottawa Senators ist am Donnerstag ein Traum geplatzt. In ihrem ersten Playoff-Run seit 2017, also seit acht Jahren, wollte der Außenseiter dem großen Favoriten Toronto Maple Leafs ärgern. Im „Battle of Ontario“ setzte sich am Ende aber knapp die abgezocktere Mannschaft durch: Toronto gewann Spiel 6 im Canadian Tire Centre mit 4:2.

„Ich fühle viel Traurigkeit, keinen Ärger oder sonst was, einfach Traurigkeit und Leere“, beschrieb Ottawas Torwart Linus Ullmark seine Gefühlslage. „Wenn du jeden Tag alles raushaust, du dir jeden Tag sagst, dass du alles auf dem Eis lassen wirst und am Ende bist du nicht erfolgreich, dann ist das herzzerreißend. Es fällt jetzt so viel Druck von unseren Schultern, gleichzeitig gibt es aber bis September keine weiteren Spiele zu spielen. Das macht mich sehr traurig.“

OTT@TOR, Sp5: Ullmark feiert seinen ersten Playoff-Shutout gegen die Maple Leafs

„Genauso wie meine Spieler bin auch ich enttäuscht“, sagte Senators-Trainer Travis Green. „Unsere Jungs haben wie schon in der gesamten Serie auch heute wieder gut gespielt. Es hätte so oder so ausgehen können. Ich bin stolz auf unsere Mannschaft. Wenn man noch nie einen Titel gewonnen hat, wenn man noch nie in den Playoffs gespielt hat, dann muss man sich beeilen, wenn man dort schnell ankommen möchte. Unsere Spieler haben ihren Kopf über Wasser gehalten, sie haben sich nicht unterkriegen lassen, so wie in der regulären Saison, als es nicht so lief, wie sie wollten. Sie sind einfach drangeblieben.“

„Es ist niederschmetternd“, so Kapitän Brady Tkachuk. „Der Glaube war groß. Das ist jetzt eine harte Pille zu schlucken. Ich bin trotzdem stolz auf diese Mannschaft, auf jeden einzelnen Spieler in dieser Kabine, auch auf die, die nicht gespielt haben, wie Trainer, Betreuer und jeden in dieser Organisation. Wir müssen unsere Lehren daraus ziehen und gestärkt daraus zurückkommen.“

Die Gründe für das Aus

Ottawa zahlte gegen einen Gegner, der seit 2017, also seit neun Jahren, immer in den Playoffs vertreten war, Lehrgeld. Wir Headcoach Green bereits richtig sagte, waren die Senators nie die wirklich schlechtere Mannschaft, hielten in allen sechs Spielen gut mit und waren selbst in Spiel 1, das mit 2:6 verloren ging, lange auf Augenhöhe. Playoff-erfahrene Maple Leafs aber wussten in den wichtigen Momenten zu treffen. Das galt insbesondere für die Verlängerungen in Spiel 2 (3:2 n.V.) und 3 (3:2 n.V.). Ottawa aber steckte trotz eines 0:3-Rückstands in der Best-of-Seven-Serie nicht auf, wehrte zwei Matchpuck von Toronto ab (4:3 n.V., 4:0), ehe das Aus in Spiel 6 folgte (2:4). Macht man einen Strich unter diese Serie muss man sagen, dass die Senators immer nah dran, am Ende aber doch zu weit weg waren.

Insbesondere in der Frühphase dieser Serie ließ sich Ottawa zu vielen Strafen hinreißen. Von den insgesamt 70 Strafminuten kassierten die Senators 50 in den ersten drei Spielen. Dies wusste ein ausgebufftes Maple-Leafs-Powerplay immer wieder gnadenlos zu bestrafen: Toronto kam insgesamt auf eine Überzahl-Erfolgsquote vom 35,3 Prozent. Nach drei Spielen waren es noch 55,6 Prozent. Nach dem Grund für die ersten Senators-Niederlagen muss daher nicht lange gesucht werden: Ottawa schaffte es zu spät, in einer harten und leidenschaftlichen Derby-Serie die eigenen Emotionen im Griff zu behalten, weniger Strafen zu nehmen und erfolgreich im Penalty Killing (61,5 Prozent) zu agieren.

Hinter den Erwartungen zurück blieb auch Torwart Linus Ullmark. Der Schwede kam auf 2,84 Gegentore/Spiel, 88 Prozent Fangquote und einen Shutout. Allerdings benötigte auch er viel Zeit, um in den Playoffs anzukommen. Seine Statistiken aus den ersten drei Partien waren angesichts von 3,91 Gegentoren/Spiel und 81,5 Prozent Fangquote doch eher enttäuschend.

Auch fehlte des Secondary Scoring. Die Top-Reihe um Brady Tkachuk (4-3-7), Tim Stützle (2-3-5) und Claude Giroux (1-4-5) warf noch zuverlässig Punkte ab, dahinter knackte nur Verteidiger Thomas Chabot (1-3-4) die Marke von 0,5 Scorerpunkten pro Partie. Stürmer wie Drake Batherson (1-1-2), Dylan Cozens (1-1-2), Shane Pinto (1-1-2), Ridly Greig (1-0-1) oder Fabian Zetterlund (0-0-0) blieben weit hinter den Erwartungen zurück und sorgten für kaum Gefahr aus der Tiefe. Überhaupt gelangen den Senators nur 14 Stürmer-Tore - nur der Tampa Bay Lightning (elf), die Montreal Canadiens (elf) und New Jersey Devils (10) kamen hier auf noch schlechtere Werte.

TOR@OTT, PP4: Stützle erzielt erstes Playoff-Tor seiner Laufbahn

Eine schwächelnde Offensive (2,5 Tore/Spiel, 13.) gepaart mit einer anfälligen Defensive (3,75 Gegentore/Spiel; T-13.) war eine gefährliche Mischung.

Auffällig war auch die schwache Leistung am Faceoff-Kreis: Mit 42,7 Prozent gewann Ottawa prozentual die wenigsten Faceoffs. Unter den Spielern mit mindestens 25 ausgeführten Bullys kamen einzig Stützle auf über 50 Prozent (53,1 Prozent). Giroux (45,3 Prozent), Cozens (44,8 Prozent), Pinto (42,6 Prozent), Adam Gaudette (34,6 Prozent) und Tkachuk (30,8 Prozent) sorgten dagegen kaum für Puckbesitz nach Unterbrechungen.

Was für die Zukunft optimistisch stimmt

Die Senators haben nach wie vor einen jungen und entwicklungsfähigen Kern. Dazu zählen Leistungsträger wie Jake Sanderson (22), Stützle (23), Pinto (24), Tkachuk (25), Batherson (27) und Chabot (28). Jeder einzelne von ihnen steht auch in der kommenden Saison unter Vertrag. Es ist auch davon auszugehen, dass Spieler wie Ridly Greig (22), Tyler Kleven (23) oder Cozens (24) künftig eine tragendere Rolle übernehmen werden.

Ein Brustlöser könnte für die kommende Saison sein, dass es endlich gelang, die siebenjährige Durststrecke ohne Playoff-Teilnahme zu den Akten zu legen. Ottawa spielte einen defensiveren Stil als in den Jahren zuvor und war damit erfolgreich. Der Bauplan für die zweite Saison unter Travis Green sollte damit stehen.

TOR@OTT, Gm6: Die Maple Leafs und Senators geben sich Shake Hands

Im Hintergrund schieben derweil weitere spannende Talente nach. Stürmer Jan Jenik (24) und Verteidiger Donovan Sebrango (23) debütierten bereits in der NHL. Beim AHL-Farmteam Belleville Senators stachen Angreifer Stephen Halliday (22) sowie Torwart Leevi Meriläinen (22) heraus.

Bereits gedraftet sind Stürmer Tyler Boucher (22, Draft 2021, 1. Runde, 10. Stelle) sowie die beiden Abwehrspieler Carter Yakemchuk (19; Draft 2024, 1. Runde, 7. Stelle) und Gabriel Eliasson (18, Draft 2024, 2. Runde, 39. Stelle).

Stützle ist das Gesicht der Senators

Längst ein Superstar ist Stützle, der genauso wie Brady Tkachuk zu den prägendsten Figuren auf und neben dem Eis sowie zu den Identifikationsfiguren und Gesichtern der Senators zählt. Stützle hob in der für ihn nun beendeten Saison sein Defensivspiel auf ein neues Niveau, wirkt noch austrainierter und stellte einen persönlichen Hitting-Rekord (130 Checks) auf. Die reguläre Saison war mit 79 Punkten (24-55-79) in 82 Spielen die zweitbeste seiner NHL-Karriere. Mit dieser Ausbeute war der 23-Jährige aus Viersen der Top-Scorer seiner Mannschaft. In seinen ersten Stanley Cup Playoffs überhaupt war der Mittelstürmer mit fünf Punkten (2-3-5) aus sechs Partien zweitbester Scorer der Senators. Er erhielt im Schnitt 20:02 Minuten Eiszeit pro Spiel und war mit 53,1 Prozent gewonnenen Bullys der beste Faceoff-Spieler in Ottawa. Stützle wird enorm von der gesammelten Playoff-Erfahrung profitieren. Sein Vertrag läuft noch bis 2031.

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