Exemplarisch für die mangelnde Cleverness und Kaltschnäuzigkeit der Canadiens war das serienentscheidende Spiel 5. In der Anfangsphase der Partie bestimmten die Gäste das Geschehen. 8:1 lautete das Torschussverhältnis nach rund neun Minuten, bis sie sich eine Strafzeit einhandelten. Die Capitals nutzten das Powerplay durch Alex Ovechkin eiskalt aus. Jakob Chychrun erhöhte wenig später und brachte die Kanadier dadurch frühzeitig auf die Verliererstraße. „Wir hätten leicht 2:0 führen können und lagen plötzlich 0:2 hinten“, beschrieb Montreals Kapitän Nick Suzuki das Dilemma.
In Spiel 2 (1:3) und Spiel 4 (2:5) gaben die Canadiens das Momentum nach einer zwischenzeitlichen Führung wieder aus der Hand. „Im Grunde verliefen alle Partien eng. Kleine Dinge haben letzten Endes den Ausschlag gegeben. Die Capitals haben ihre Chancen einfach besser genutzt. Auf jeden Fall waren die Playoffs eine wertvolle Lernerfahrung für uns“, sagte Montreals Stürmer Jake Evans.
Um einen Gegner des Kalibers Washington auszuschalten, fehlte den Canadiens die Offensivpower. In den fünf Begegnungen erzielten sie zusammengerechnet gerade einmal zwölf Tore, was einem Schnitt von 2,4 bedeutet. Bis auf den fulminanten 6:3-Heimsieg in Spiel 3 schoss Montreal nie mehr als zwei Tore in einer Partie. Bezeichnend, dass mit Lane Hutson ein Verteidiger mit fünf Punkten (alle resultierten aus Assists) zum besten Playoff-Scorer des Teams avancierte.
Darüber hinaus besaß Montreal keinen Spitzentorhüter, der in der Lage gewesen wäre, die ein oder andere Partie mit seinen Paraden zu entscheiden. Das konnten weder Sam Montembeault noch Jakub Dobes, obwohl sie zweifelsohne ihr Bestes gaben. Montembeault brachte es auf eine Fangquote von 90,8 Prozent und Dobes auf 88,1.
Für ein junges Team wie die Canadiens wirkt es sich zudem negativ aus, wenn erfahrene Kräfte in wichtigen Phasen verletzungsbedingt ausfallen. So musste Montreal in den letzten drei Spielen auf Patrik Laine verzichten. Mit dem Linksaußen fehlte Montreal auch ein Mann für das Secondary Scoring. In Spiel 3 verletzte sich ferner Stammgoalie Montembeault.
Was für die Zukunft optimistisch stimmt
Die Canadiens und ihr Trainerstab um Chefcoach Martin St. Louis müssen das Rad nicht neu erfinden. Sie verfügen über eine eingespielte und verschworene Truppe mit etlichen Talenten, die eine gute Zukunft versprechen. Das gilt allen voran für Hutson und Juraj Slafkovsky.
Der offensivstarke Blueliner Hutson (21 Jahre) legte eine überragende Rookie-Saison hin. Mit 66 Punkten gewann er die Scorerwertung der Liganeulinge, noch vor den hoch eingeschätzten Stürmern Macklin Celebrini und Matvei Michkov (beide 63 Zähler). Der Canadiens-Verteidiger gilt als heißer Anwärter für die Calder Trophy, die an den Rookie des Jahres verliehen wird.
Die Entwicklungskurve von Angreifer Slafkovsky (21), dem First-Overall-Pick der Canadiens beim NHL Draft 2022, ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach oben gegangen. 2024/25 erreichte er mit 33 Assists und 51 Punkten jeweils persönliche NHL-Bestleistungen.