STL Brayden Schenn

Wie knapp kann man scheitern? Im Falle der St. Louis Blues fehlten nur 2,2 Sekunden.

Der Showdown in der Ersten Runde der Stanley Cup Playoffs 2025 in Spiel 7 am Sonntagabend im Canadian Life Centre bei den Winnipeg Jets ging erst in der zweiten Overtime mit 3:4 verloren. Davor führten die Gäste aus Gateway City bis 1:56 Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit noch mit 3:1 und bis 2,2 Sekunden vor der Sirene mit 3:2. Die Jets aber landeten ein beispielloses Comeback, was die Blues-Träume zerplatzen ließ wie eine Seifenblase.

Schenn: „Das stinkt“

„Das tut uns gerade richtig weh“, räumte Blues-Trainer Jim Montgomery ein. „Du verlierst ein Spiel 7 in der Overtime, insbesondere, wenn du bis kurz vor Schluss in Führung warst, dann tut das richtig weh.“

„Das stinkt uns“, sagte St. Louis‘ Kapitän Brayden Schenn und erklärte, warum: „Du hast eine Zwei-Tore-Führung, kassierst dann zwei Gegentore bei 5-gegen-6 und bist 2,2 Sekunden davon entfernt, die Serie zu gewinnen. Das stinkt. Das ist brutal. Wir hatten hier eine gute Mannschaft, die das ganze Jahr hart füreinander gespielt hat, es gibt kein anderes Wort, um diese Situation zu beschreiben.“

Blues @ Jets | Zusammenfassung | Runde 1, Spiel 7

Hinter St. Louis liegt eine unglaubliche Geschichte. Seit der 4 Nations Face-off Pause holte es 41 Punkte (19-4-3), so viele wie kein anderes NHL-Team in diesem Zeitraum, schaffte es so, die Calgary Flames noch einzuholen und das Foto-Finish mit dem punktgleichen Konkurrenten dank eines Sieges nach regulärer Spielzeit (in der Tabelle als „RW“ gekennzeichnet) mehr, sich für die Playoffs zu qualifizieren. Dort zwang der krachende Außenseiter niemand geringeren als den Presidents‘-Trophy-Gewinner, also die beste Mannschaft der Hauptrunde, bis in die zweite Verlängerung eines Spiel 7.

„Ich bin in die Kabine gegangen und habe mich bei jedem einzelnen Spieler bedankt“, so Montgomery. „Wir hatten eine 19-4-3-Bilanz, sind mit den Calgary Flames gleichgezogen und haben es noch in die Playoffs geschafft. Das war etwas Besonderes. Die letzten drei Monate waren eine der spaßigsten Zeiten als Teil eines Teams, egal ob als Spieler oder als Trainer. Und zwar aufgrund der Energie und positiven Einstellung. Wir wollten jeden Tag besser werden. Dafür habe ich mich bei den Spielern bedankt, denn ich bin sehr dankbar dafür.“

Die Gründe für das Aus

Ganz plump: Es fehlten nur 2,2 Sekunden für die ganz große Sensation. Das sind nicht einmal 15 schnelle Wimpernschläge.

Auffällig war, dass die Blues zwar alle Heimspiele überzeugend gewinnen konnten (3-0, 17:5 Tore), jedoch auswärts kein einziges Spiel für sich entschieden (0-4, 10:16 Tore). Das allerdings ist ein Muss, wenn das schlechter platzierte Team eine Runde vorrücken möchte.

St. Louis war brutal effektiv und stellte mit 3,86 Toren/Spiel die drittbeste Offensive in der Ersten Runde, allerdings gab es mit 23,7 Torschüssen/Spiel die zweitwenigsten aller Teilnehmer ab, was ihnen gegen einen formstärkeren Torwart auf die Füße gefallen wäre. Dies ist allerdings auch der einzige Wert, der negativ herausstach.

Was für die Zukunft optimistisch stimmt

Mit Montgomery haben die Blues einen Top-Trainer gefunden, der perfekt zu dieser Mannschaft passt. Seit der Amtsübernahme von Drew Bannister am 24. November ging ein Ruck durch St. Louis: In den 60 Spielen unter Montgomery wurden 77 Punkte (35-18-7) eingefahren, was die Blues zu einem Top-10-Team in diesem Zeitraum macht.

Viele U23-Spieler machten in dieser Saison auf sich aufmerksam. Darunter Jimmy Snuggerud (20), der sich bis in die erste Sturmreihe vorspielte, Jake Neighbors (22) und die vor der Saison per Offer-Sheet von den Edmonton Oilers losgeeisten Dylan Holloway (23) und Philip Broberg (23).

Weitere Leistungsträger wie Robert Thomas (25), Alexey Toropchenko (25) oder Jordan Kyrou (27) befinden sich im besten Hockey-Alter.

Mit Dalibor Dvorsky (19), der im NHL Draft 2023 in der 1. Runde an 10. Stelle ausgewählt wurde, empfahl sich ein Top-Talent über das AHL-Farmteam Springfield Thunderbirds (61 Spiele, 21-24-45) und debütierte in der NHL (zwei Spiele, 0-0-0). Auch die Stürmer Nikita Alexandrov (24), Aleksanteri Kaskimäki (21) , Dylan Peterson (23), Otto Stenberg (19) sowie die Verteidiger Matt Kessel (24) und Samuel Johannesson (24) konnten sich in Springfield empfehlen.

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Aus den kanadischen Juniorenligen könnten bald weitere vielversprechende Prospects hinzustoßen. Dazu zählen etwa die Abwehrspieler Adam Jiricek (18; Draft 2024, 1. Runde, 16. Stelle), Lukas Fischer (18; Draft 2024, 2. Runde, 56. Stelle) und Quinton Burns (20; Draft 2023, 3. Runde, 74. Stelle) sowie die Stürmer Adam Jecho (19; Draft 2024, 3. Runde, 95. Stelle) und Juraj Pekarcik (19; Draft 2023, 3. Runde 76. Stelle).

Theo Lindstein (20; Draft 2023, 1. Runde, 29. Stelle) spielte zuletzt schon Profi-Hockey bei Brynäs IF in der schwedischen SHL. Mittelfristige Verstärkungen sind Abwehr-Talent Colin Ralph (19; Draft 2024, 2. Runde, 48. Stelle), der erstmal den College-Weg in der NCAA weitergeht, sowie Flügelstürmer Ondrej Kos (19; Draft 2024, 3. Runde, 81. Stelle), der ein weiteres Jahr Herren-Hockey in der finnischen Liiga bei Ilves Tampere spielen möchte.

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