Seidenber Blog 3 1

Dennis Seidenberg hat als Höhepunkt seiner Karriere im Jahr 2011 als zweiter Deutscher den Stanley Cup gewonnen. Der heutige Entwicklungstrainer der New York Islanders wird in einer monatlichen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die sechste Ausgabe 22/23:
Am Freitag ist die NHL Trade Deadline. Ein mit Spannung erwarteter Tag, doch man hat das Gefühl, dass in diesem Jahr einiges anders ist. Das Rennen gerade in der Eastern Conference ist so eng, dass sich die Teams rechtzeitig verstärken wollten und so gingen schon einige Hochkaräter vorab über den Ladentisch. Normalerweise passiert immer alles am Tag selbst oder maximal ein bis zwei Tage davor, doch es sieht so aus, als ob niemand etwas verpassen möchte. Also einen Spieler zu verlieren, den sie haben möchten.
Ich glaube diejenigen, die Shows im Radio und Fernsehen rund um die Deadline produzieren sind schon ziemlich nervös, ob am eigentlichen Tag noch viel passieren wird, worüber es dann zu reden gilt. Sie werden trotzdem ihre Themen finden. Davon bin ich überzeugt.
Besonders hart war es für Nino Niederreiter, dass er völlig unerwartet als zweitbester Torschütze des Teams von den Nashville Predators am Samstag abgegeben wurde. Ich denke, sie wollen etwas umstrukturieren und haben den Marktwert für Niederreiter genutzt. Hinzukommt wahrscheinlich, dass David Poile seinen Abschied verkündet hat und seinem Nachfolger Barry Trotz ein bereitetes Feld mit vielen Draft Picks übergeben möchte. Dieser kann dann damit sein Team aufbauen.
Für Niederreiter war es natürlich eine emotionale Situation, die ihn unvorbereitet getroffen hat. Es dürfte ihm in Nashville gut gefallen haben, auch mit seinem Freund Roman Josi zu spielen. Dann unvermittelt diese Nachricht zu bekommen, dass es zu den Winnipeg Jets geht, ist schon ein Schock. Vor allem, weil vieles Neues auf einen zukommt, das kurzfristig zu bewältigen ist.
Ähnliches: [Niederreiter über seinen Trade: emotionaler Abschied, tolle Möglichkeit\]
Bei mir damals waren wir in Philadelphia gerade auf dem Weg zum Flughafen, als es hieß, ich müsse wieder umkehren, weil ich jetzt nach Arizona komme. Das traf mich zwar nicht unerwartet, aber ein Schock war es trotzdem. Damals dachte ich auch, dass ich lebenslang ein Flyers sein werde. Doch spätestens mit meinem sechsten Team wusste ich, dass das eine Illusion war.
Wenn wir uns die Trades mal anschauen, die schon passiert sind, dann sticht Ryan O'Reilly zu den Toronto Maple Leafs schon etwas heraus. Mit ihm und Noel Acciari haben sie in der Mitte noch einmal deutlich zugelegt. Beide sind auch sehr stark am Bullypunkt. Außerdem könnte O'Reillys Cup-Erfahrung für das Team Gold wert werden, schließlich war er Kapitän und der MVP als er mit den St. Louis Blues 2019 den Stanley Cup holte.
Ob Vladimir Tarasenko die erhoffte Verstärkung für die New York Rangers sein wird, bleibt abzuwarten. Er hat nach seinen vielen Verletzungen noch nicht wieder zu seiner Form gefunden, auch wenn er gleich in seinem ersten Spiel für die Rangers getroffen hat. Er ist ein explosiver Spieler, der sehr schussgewaltig ist. Von daher könnte er helfen, wenn er seine Form findet. Ein Kaliber ist natürlich Patrick Kane, der von den Chicago Blackhawks kam und ihre Offensive jetzt noch stärker macht. Ein sehr spannendes Team.

SEA@NYR: Tarasenko trifft ersmals für New York

Man hat das Gefühl, dass die New Jersey Devils mit Timo Meier langsam zur Schweizer Nationalmannschaft werden. Er ist neben Jonas Siegenthaler, Nico Hischier und Akira Schmid der vierte im Bunde. Das ist schon eine gute Qualität und Meier wird ihnen in der Offensive helfen. Ich gehe aber davon aus, dass sie auch noch in der Defensive nachlegen werden. Sie müssen schließlich mit den anderen Teams im Osten Schritt halten. In den Playoffs wird vieles möglich sein, aber wie so oft können Kleinigkeiten entscheidend sein und da wollen die GMs nichts dem Zufall überlassen.

PHI@NJD: Schmid stoppt die Flyers mit 23 Saves

Die New York Islanders sind zuletzt wieder besser aufgetreten, haben aber in wichtigen Spielen gerade gegen die direkten Konkurrenten auch Punkte liegengelassen, die ihnen gutgetan hätten. Schließlich hat die Konkurrenz ein paar Spiele weniger vorzuweisen und könnte schnell vorbeiziehen. Man kann immer nur kontrollieren, was in den eigenen Händen liegt und deswegen heißt es so konstant wie möglich zu siegen. Dann ist die Chance auf die Qualifikation da.
Ich denke, diese Probleme werden die Edmonton Oilers nicht haben. Allerdings fällt auf, dass sie inkonstant spielen und das selbst innerhalb der 60 Minuten. Sie holen deutliche Führungen auf, verspielen aber auch welche. So etwas müssen sie bis zu den Playoffs in den Griff bekommen. Sie haben die Firepower, um Serien zu gewinnen und sind für mich einer der Favoriten, um weit zu kommen. Im Westen zählen dazu außerdem Colorado, Vegas und Dallas. Die Oilers müssen aber ihre Konstanz finden. Das ist ihre große Aufgabe.