David Aebischer

David Aebischer war ein Pionier für das Schweizer Eishockey. Er war der Erste seines Landes, der sich in der NHL durchsetzen und im Jahr 2001 mit der Colorado Avalanche als Backup-Torhüter von Patrick Roy den Stanley Cup gewinnen konnte. Der heutige Torhüter-Trainer beim HC Fribourg-Gottéron wird in einer regelmäßigen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die dritte Ausgabe 2023/24:

Ich starte heute gleich mal mit einem positiven Fazit. Die Schweizer Spieler haben sich in den vergangenen Wochen fast durchweg sehr gut entwickelt. Heute sieht es für ihre Mannschaften viel besser aus, als noch im November.

Die Winnipeg Jets haben sich in den Spitzenkampf der Central Division vorgearbeitet, und Nino Niederreiter hat seinen Anteil daran. Erfreulich für ihn, dass er seinen Vertrag mit den Jets frühzeitig um drei Jahre verlängern konnte. Es scheint ihm zu gefallen, auch wenn es dort im Winter sehr kalt ist. So schmerzlich der Abschied von den Nashville Predators im vergangenen Jahr für Nino war. Vom Sportlichen her ist er bei einem Team gelandet, das trotz eines kleinen Umbruchs mit ein paar Abgängen wieder auf Kurs in Richtung Stanley Cup Playoffs ist. Die Team-Chemistry in Winnipeg scheint in Takt zu sein, sie spielen gutes Hockey, was ich bisher gesehen habe. Sie haben einen sehr ausgeglichenen Kader und das zahlt sich offenbar auch für Nino aus, so dass er von den Trainern das notwendige Vertrauen bekommt.

COL@WPG: Niederreiter erhöht Führung auf 5:1

Pius Suter hat nach seiner mehrwöchigen Verletzung sein Comeback gefeiert. Seine Vancouver Canucks sind überraschend der erste Verfolger der Vegas Golden Knights in der Pacific Division. Es scheint, als ob sie in Vancouver nach etlichen Jahren Durststrecke die richtige Mischung im Team gefunden und die jungen Spieler genug an Erfahrung gesammelt haben, um wieder vorne mitzuspielen. Die Canucks haben bislang die meisten Tore geschossen und das ist etwas, das dem Torjäger Suter sicher entgegenkommt.

Die Predators sind zuletzt besser und schneller in Schwung gekommen, als ich das erwartet hatte. Roman Josi führt dieses Team als Kapitän an und zeigt wieder einmal, wie wichtig er für diese Mannschaft ist. Er punktet offensiv und hält die Defensive zusammen. Nashville hat sich in der Tabelle nach vorne gearbeitet und nun eine gute Ausgangsbasis, um die Playoffs in der zweiten Hälfte der regulären Saison schaffen zu können.

Die New Jersey Devils spielen gut und gewinnen seit der Rückkehr von Nico Hischier wieder mehr Spiele, trotzdem sind sie noch etwas im Hintertreffen und müssen weiter Boden gutmachen. Jetzt muss noch Timo Meier auf Touren kommen, dann werden sie sicher in der Tabelle noch klettern und in einer guten Ausgangslage sein, um die Playoffs zu schaffen. Auch wenn die Metropolitan Division sehr stark besetzt ist, muss das mit dem Kader, den die Devils haben, natürlich der Anspruch sein.

NJD@CBJ: Hischier baut Führung mit 300. Punkt auf 5:2 aus

Erfreulich ist, dass die Arizona Coyotes mit JJ Moser in der Verteidigung besser mitspielen, als allgemein erwartet wurde. JJ hat sich die Position, dass er nach den Abgängen im Frühjahr und Sommer eine tragende Säule der Verteidigung ist, redlich verdient und er füllt diese Rolle hervorragend aus. Er bekommt mehr Eiszeit und bringt solide sowie konstante Leistungen aufs Eis. Nebenbei punktet er noch regelmäßig. Die Coyotes werden sicher noch kämpfen müssen, aber die Wenigsten hätten wohl zu Saisonbeginn gedacht, dass Arizona zu Weihnachten im Bereich der Playoff-Plätze stehen würde. Insofern könnten sie zu einem Überraschungsteam avancieren.

In unserer Schweizer National League ist derzeit Calvin Thürkauf vom HC Lugano der Top-Scorer der Liga. Er war ein paar Jahre in Nordamerika, unter anderem bei den Columbus Blue Jackets, ehe er in die Schweiz zunächst zum EV Zug zurückgekehrt ist. Er gehört zu einer Reihe von guten Spielern, die Nordamerika frühzeitig wieder verlassen haben. Die Schweiz könnte vom Potenzial her sicher noch den einen oder anderen Spieler mehr in der NHL haben, doch manchmal fehlt vielleicht etwas der Biss oder die Geduld, um in Nordamerika Fuß zu fassen. Es ist die Liga mit den besten Spielern der Welt und es klappt nicht immer so schnell. Man muss eine Weile hartes Brot essen, um es zu schaffen.

Natürlich liegt es nicht nur an den Spielern, sondern es fehlt manchmal auch die Wertschätzung der Teams. Doch so ist das Business dort. Wenn sie in der Heimat auftrumpfen, dann zeigt das nur, wie gut sie sind. Es ist nicht einfach, im System NHL zu bestehen, und es ist sicher einfacher in der Heimat zu spielen. Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, was das Beste für ihn ist. International gesehen ist es für das Schweizer Eishockey allerdings schade.

An Weihnachten beginnt wieder die Junioren-Weltmeisterschaft, dieses Mal in Schweden. Für die Schweiz ist es kein leichter Jahrgang, aber ich bin überzeugt, dass sie in diesem Turnier bestehen und zumindest in das Viertelfinale einziehen können. Dazu müssen sie in der Gruppenphase zumindest gegen die Slowakei und Norwegen gut abschneiden. Aus der Sicht von Fribourg hoffe ich natürlich, dass unser Spieler Julien Rod dabei sein wird und er es in den endgültigen Kader schafft. Er ist ein Spieler, der dieser Mannschaft helfen kann. Es wäre nicht nur für den Spieler schön, sondern auch für unsere Organisation.