Dennis Seidenbergs 5. NHL-Blog

Dennis Seidenberg hat als Höhepunkt seiner Karriere im Jahr 2011 als zweiter Deutscher den Stanley Cup gewonnen. Der heutige Entwicklungstrainer der New York Islanders wird in einer monatlichen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die fünfte Ausgabe 22/23:
Für die NHL-Teams ist es in diesen Tagen etwas ruhiger. Alle haben rund um die Unterbrechung des Spielbetriebs für das All-Star Weekend 2023 ihre Bye Week, also eine komplette Woche Spielpause. Die Spieler können diese Zeit einmal nutzen, um abzuschalten und womöglich ein paar anderen Dingen nachgehen, als nur ans Eishockey zu denken.
Nach dem All-Star Game beginnt der Endspurt um die Plätze für die Stanley Cup Playoffs und insbesondere dabei die Wildcards. Die Spiele werden dann wesentlich intensiver und härter, denn es zählt wirklich jeder Punkt. Der Vorgeschmack auf die Playoffs wird immer größer. Von daher haben die Spieler jetzt eine kleine Verschnaufpause, können Kräfte sammeln und dann voll angreifen.
Der Körper bedankt sich sehr, wenn mal eine Woche nicht gespielt wird. Es ist schon sehr wichtig, dass man auch mal zur Ruhe kommt, um körperlich, aber auch geistig weg vom Eishockey zu kommen. Auch wenn es einige Spieler manchmal lieber sehen würden im Rhythmus zu bleiben, die Pause ist schon Gold wert.

CHI@EDM: Draisaitl trifft in Überzahl

Meine Erwartungen für den weiteren Saisonverlauf sind eindeutig. Ich denke, dass in der Eastern Conference die Top-Teams weitgehend feststehen und es gerade im Rennen um die Wildcard-Plätze ein Hauen und Stechen geben wird. Die Washington Capitals, Pittsburgh Penguins, meine New York Islanders und die Florida Panthers werden bis zum Schluss kämpfen. Ob die dahinter noch rankommen? Für die Detroit Red Wings oder Ottawa Senators dürfte es schwer werden. Es gibt einige Mannschaften, die noch nicht ihr wahres Gesicht gezeigt haben. Die Hoffnung ist natürlich da, dass diese zulegen und die Qualifikation perfekt machen können.
Meine Islanders sind leider schlecht ins neue Jahr gestartet und müssen jetzt den Anschluss halten. Von daher war es sehr wichtig, dass die letzten zwei Partien vor der Pause gewonnen werden konnten, so dass man wenigstens mit einem guten Gefühl die freien Tage verbringt. Es war auch wichtig für die Moral.

LAK@BUF: Peterka baut Führung der Sabres im 3. aus

Schon zu Beginn der Saison hatte ich trotz des schlechten Starts die Buffalo Sabres auf der Rechnung und das hier geäußert. Jetzt haben sie den Anschluss und stehen kurz hinter den Wildcard-Plätzen. Die sind brandgefährlich als einer der jüngsten Teams in der NHL mit einigen sehr guten offensiven, aber auch defensiven Talenten. Sie agieren im zurückliegenden Viertel der Saison sehr gefestigt und holen ihre Punkte. Wenn sie das konservieren und mit dem steigenden Druck umgehen können, dann werden sie den Einzug schaffen. Sie sind ein junges und gutes Team, das stetig dazulernt und denen macht es Spaß zuzusehen.
Die Sabres sind wie die New Jersey Devils auswärts auffällig stärker als zu Hause. Vielleicht liegt das auch an der Jugend, dass sie auswärts unbelasteter drauf losspielen, als daheim, wo sie vielleicht zu viel und ihren Fans eine besondere Show bieten wollen. Aber das Phänomen gibt es häufiger. Keiner weiß so recht warum. In der Regel sollte das Gewinnen in der eigenen Arena leichter fallen, aber die Auftritte auf Reisen haben auch ihre Reize.

NJD@SEA: Hischier staubt vor dem Tor ab

In der Gesamttabelle der NHL fällt auf, dass die ersten vier Teams aus dem Osten kommen und erst dann die ersten Mannschaften aus der Western Conference folgen. Ich behaupte durchaus, dass dies widerspiegelt, der Osten ist stärker als der Westen. Im Osten sind die großen Favoriten angesiedelt und es tummeln sich mehr Spitzenteams, insbesondere in der Metropolitan Division, die für mich die stärkste Division von den vieren ist. Das ändert sich aber von Jahr zu Jahr und dieses Jahr sieht es danach aus.
Erfreulich aus deutscher Sicht ist, dass Leon Draisaitl in dieser Saison von den Fans zum All-Star Game gewählt wurde. Ich halte dies für eine besondere Auszeichnung und zeigt, wie beliebt er als Spieler ist. Es ist eine Bestätigung für ihn, dass er zu den absoluten Superstars gehört und natürlich etwas Besonderes, Rückendeckung von so vielen Fans zu bekommen.

TBL@EDM: Draisaitl verdoppelt die Führung der Oilers

Abseits der NHL war in dieser Woche die Vorstellung von Harold Kreis als neuen Bundestrainer interessant. An seiner Seite wird zukünftig als Assistent Alexander Sulzer agieren. Beide sind mir nicht unbekannt. Mit Alex habe ich ein paar Mal in der Nationalmannschaft und gegen ihn in der NHL gespielt. Harold Kreis war mein Trainer in Mannheim, als ich 2012 während dem Lockout in Deutschland gespielt habe. Das sind zwei Leute, die eine gute Erfahrung im Eishockey haben. Beide haben in ihrer Profi-Karriere lange selbst gespielt und wissen daher, wovon sie reden.
Harry ist ein außerdem sehr erfahrener Trainer geworden, der in vielen Stationen in Deutschland und der Schweiz sein Können gezeigt hat. Alex ist noch ziemlich neu im Trainergeschäft, bringt jedoch das richtige Alter mit. Sie sind für mich eine gute Wahl und alles andere wird sich bei den anstehenden Weltmeisterschaften und Olympia zeigen. Natürlich werden die Ergebnisse dort ein Gradmesser werden. Beide sind aber sehr bekannt und schon deswegen ein guter Griff vom DEB.