dal winter classic

Was ist schon normal in diesem Jahr? Richtig: nichts. Da macht die beste Eishockeyliga der Welt keine Ausnahme. Wegen der Corona-Pandemie musste auch die NHL am 12. März den Spielbetrieb unterbrechen. Und dann, mitten im Hochsommer, wenn sich die Spieler normalerweise schon auf dem Golfplatz tummeln oder mit ihren Familien Freizeit verbringen, wurde der Betrieb wieder aufgenommen.

Doch auch das ging natürlich nicht unter normalen Umständen ab. Gespielt wurde nicht wie gewohnt in allen Arenen quer über den nordamerikanischen Kontinent. In zwei Bubble Cities gingen die Kufencracks hernach aufs Eis. Allerdings nicht alle. Zwölf Teams je Conference flitzten übers Eis auf der Jagd nach dem Stanley Cup. Die Folge: Nur die Edmonton Oilers (Western Conference) und die Toronto Maple Leafs (Eastern Conference) hatten Heimvorteil. Doch die beiden Teams waren schon bald ausgeschieden. Wobei: So ein richtiger Heimvorteil war es doch nicht. Denn Zuschauer gab es nicht auf den Rängen.
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Normalerweise würden um diese Zeit im Jahr die Trainingscamps laufen. "Es ist eine seltsame Saison, eine lange Saison", meinte Lightning-Stürmer Yanni Gourde. Unglücklicherweise sei man inzwischen für eine lange Zeit von der Familie getrennt. "Aber das Ziel ist immer noch dasselbe. Wir wollen den Cup gewinnen."
In einer Saison also, in der absolut nichts normal ist, überrascht es dann auch nicht, dass mit den Dallas Stars und den Tampa Bay Lightning zwei Teams um den Heiligen Gral des Eishockeys spielen, die an Standorten beheimatet sind, die nicht unbedingt zu den klassischen Eishockey-Standorten zählen. Sowohl in Texas als auch in Florida herrschen in der Regel Temperaturen, die über weite Strecken des Jahres eher nicht an Eishockey denken lassen. Doch sowohl die Stars als auch die Lightning haben sich in ihren jeweiligen Städten etabliert.
In die Liga sind die beiden Franchises auf unterschiedliche Weise gekommen. Die Tampa Bay Lightning kamen im Zuge der Expansion 1992 in die Liga. Gemeinsam mit den Ottawa Senators gingen die "Bolts" fortan auf die Jagd nach dem Stanley Cup. Doch sportlich lief es erst mal nicht sehr rund für die Mannschaft. In den ersten zehn Spielzeiten erreichten die Lightning nur einmal die Playoffs.
Erst nach der Jahrtausendwende ging es für die Franchise auf dem Eis nach oben. 2003 war in den Playoffs noch im Conference-Halbfinale Schluss. Ein Jahr später allerdings gelang den Lightning unter der Ägide von Coach John Tortorella der große Wurf mit dem Gewinn des Stanley Cups. Die Truppe um Kapitän Dave Andreychuk und den Franchise-Legenden Vincent Lecavalier, Brad Richards, Martin St. Louis und Dan Boyle bezwang in sieben Spielen die Calgary Flames. Die Lightning sind damit das Team aus der am südlichsten gelegenen Stadt in den USA, das bis dato den Cup gewinnen konnte.

Tortorella_Cup

2015 unterlagen die Lightning 2:4 im Stanley Cup-Finale gegen die Chicago Blackhawks. Einige Spieler aus dem damaligen Kader sind auch diesmal wieder dabei und wollen es besser machen. Im vergangenen Jahr war Tampa Bay eigentlich der haushohe Favorit - gemessen an den Leistungen in der regulären Saison. Doch die Mannschaft um Nikita Kucherov pulverisierte zwar in der Vorrunde etliche Rekorde, gewann auch die Presidents' Trophy als punktbestes Team, in der K.o.-Runde kam dann aber das frühe Aus in der ersten Runde gegen die Columbus Blue Jackets. Doch die Lightning kamen zurück und schafften es heuer in einer alles andere als normalen Spielzeit bis ins Finale.
Dort treffen sie auf die Dallas Stars, die ebenfalls schon einmal den Gewinn des Cups feiern durften. Die Stars waren ursprünglich die Minnesota North Stars, die Teil der Erweiterung der Liga zur Saison 1967/68 waren. Die North Stars erreichten auch zweimal das Stanley Cup-Finale, gingen aber jeweils als Verlierer vom Eis. 1993 folgte nach einigen Problemen der Umzug nach Texas. Und da lief es sportlich auch besser.
Der Höhepunkt war der Gewinn des Cups 1999 gegen die Buffalo Sabres. Diese wurden 4:2 bezwungen. Zum Team, das von Ken Hitchcock trainiert wurde, gehörten Mike Modano, Guy Carbonneau, Jere Lehtinen, Jamie Langenbrunner, Joe Nieuwendyk, Brett Hull, Derian Hatcher, Sergei Zubov und Ed Belfour. Die Stars erreichten auch in der folgenden Spielzeit das Stanley Cup-Finale, verloren da allerdings 2:4 gegen die New Jersey Devils.
Nun schicken sich Jamie Benn, Miro Heiskanen, John Klingberg und Anton Khudobin an, in die großen Fußstapfen ihrer Vorgänger zu treten. Auf der anderen Seite wollen Kucherov, Brayden Point, Victor Hedman und Andrei Vasilevskiy alles daran setzen, die Fans in Süd-Florida zum zweiten Mal jubeln zu lassen. Wie genau das dann in dieser alles andere als normalen Saison aussehen wird, kann niemand sagen.