EDM@CBJ: Draisaitl schießt Puck an Korpisalo vorbei

Gerade mal ein knapper Monat ist in der NHL gespielt. Aber der Oktober hatte es schon in sich. Vor allem, was die Offensive anbelangt. Die NHL-Spieler haben offenbar über den Sommer wieder die Lust am Tore schießen gefunden. Resultate wie das 7:6 nach Verlängerung der Tampa Bay Lightning bei den New Jersey Devils am Mittwoch sind ein Spektakel für die Fans. Die Trainer bekommen bei solchen Defensivleistungen allerdings noch mehr graue Haare.

Aber das kann den Anhängern auf den Rängen ja egal sein. Sie haben einen der spektakulärsten Oktober in der langen und an Rekorden reichen Historie der NHL erlebt. Einige Bestmarken sind gepurzelt. Und einige werden vielleicht noch geknackt. Denn alleine drei Spieler beenden den Monat Oktober mit einer Serie von mindestens zehn Partien in Serie mit wenigstens einem Scorerpunkt. Nathan MacKinnon (Colorado Avalanche) führt das Trio mit zwölf Partien mit mindestens einem Scorerpunkt an. Sieben Tore und zehn Assists stehen für den Center der ersten Reihe der Avalanche bislang zu Buche. Und das, obwohl er derzeit ohne seine Stammpartner in der Top-Reihe, Mikko Rantanen und Gabriel Landeskog (beide verletzt), auskommen muss. MacKinnon ist erst der fünfte Spieler in den vergangenen 20 Jahren, der eine Saison mit zwölf Spielen oder mehr mit einem Scorerpunkt in Folge beginnt.
Seit elf Partien sammelt Brad Marchand ununterbrochen Punkte. Der Stürmer der Boston Bruins hat schon sieben Tore und 14 Vorlagen auf dem Konto. Sein Teamkollege David Pastrnak ist seit zehn Partien permanent in den Scoringlisten zu finden. Zwölf Treffer und zwölf Vorlagen hat er insgesamt schon verbucht. Damit ist der Tscheche erst der dritte Spieler in der Geschichte der Bruins, der zwölfmal oder öfter im Oktober getroffen hat. Bis es MacKinnon, Marchand und Pastrnak auf Seite eins der Rekordliste schaffen, dauert es aber noch ein bisschen. Dafür müssten es mindestens 18 Spiele in Folge mit einem Scorerpunkt sein. Den Rekord hält hier übrigens Wayne Gretzky mit phantastischen 51 Partien in der Saison 1983/84.

ANA@BOS: Pastrnak trifft gegen die Ducks vier Mal

Mit 24 Scorerpunkten ist Pastrnak aber nicht auf Platz eins der NHL-Scorerliste. Denn auch ein Deutscher mischt gewaltig mit, wenn es um Tore und Assists geht. Nach seinem jüngsten Auftritt mit drei Punkten (zwei Tore, ein Assist) gegen die Columbus Blue Jackets führt Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) mit 25 Punkten die Scorerwertung an. Zwölf Tore hat der gebürtige Kölner im Oktober geschossen. Damit hat er die zweitmeisten in der Franchisegeschichte in diesem Monat verbucht. Eins mehr hat nur Gretzky vorzuweisen. Der schaffte das gleich zweimal.
Auch ein Teamkollege von Draisaitl sorgt für Bestleistungen. Und ausnahmsweise ist hier mal nicht die Rede von Connor McDavid. Nein, James Neal hat erfreulicherweise seine Seuchensaison 18/19 bei den Calgary Flames hinter sich gelassen und trifft nun wieder regelmäßig im Trikot der Oilers. Elf Tore hat er bereits geschossen. Darunter sind acht Powerplaytore. Das hat im Oktober zuletzt Jaromir Jagr 2005 geschafft. Die Oilers stellen mit Draisaitl und Neal auch das erste Duo mit elf oder mehr Toren im Oktober seit den Pittsburgh Penguins 1992 mit Mario Lemieux (16) und Kevin Stevens (12). Die Leistung wird noch mal dadurch hervorgehoben, dass es ansonsten nur noch zwei weitere Duos in der NHL-Geschichte gab, die das geleistet haben: Peter Stastny (13) und Michel Goulet (11) von den Quebec Nordiques 1982 sowie Gretzky (13) und Mark Messier (11) von den Oilers 1981.
Wenn es um Tore und Rekorde geht, darf natürlich auch Alex Ovechkin nicht fehlen. 669 Treffer hat er in der regulären Saison in seiner Karriere schon geschossen. Damit hat der Linksaußen der Washington Capitals Luc Robitaille von Platz zwölf der ewigen Torschützenliste verdrängt. Bleibt der Russe verletzungsfrei und weiter in Torlaune, klettert er in der Statistik in dieser Spielzeit noch weiter nach oben. Teemu Selanne hat 684, Mario Lemieux 690, Steve Yzerman 692, Mark Messier 694 Treffer zu Buche stehen. Knackt Ovechkin erneut die 50-Tore-Marke (er hat derzeit elfmal in 14 Spielen getroffen), holt er sogar noch Mike Gartner (708) auf Platz sieben ein. Weiter nach oben geht es dann wohl erst in der kommenden Runde. Phil Esposito (717) und Marcel Dionne (731) sind für diese Saison wohl noch zu weit weg.

WSH@TOR: Ovechkin erzielt Game-winner in Overtime

Aber auch ein Teamkollege von Ovechkin bei den Capitals macht offensiv von sich reden. Und das, obwohl er sich als Verteidiger eigentlich erst mal um die Absicherung des eigenen Kastens kümmern sollte. Doch John Carlson hat einen Lauf. Mit 23 Scorerpunkten (sieben Tore, 16 Vorlagen) ist der US-Amerikaner ebenfalls ganz weit vorne in der Scorerwertung zu finden. Damit hat er sich erst mal den Rekord für die meisten Punkte eines Verteidigers in der Franchisegeschichte der Capitals gesichert und Sergei Gonchar übertrumpft. Aber auch im Vergleich mit dem Rest der Liga schneidet Carlson sehr gut ab. Lediglich ein Verteidiger hatte überhaupt mal im Oktober mehr Scorerpunkte auf dem Konto. Das war Al MacInnis 1990, damals noch im Trikot der Calgary Flames.
Wo einzelne Akteure mit Bestleistungen glänzen, tun sich natürlich auch ganze Mannschaften hervor. Eine der positivsten Überraschungen sind bislang die Vancouver Canucks. Die 45 Tore, die die junge Truppe von Coach Travis Green im Oktober geschossen hat (ausgenommen Penaltyschießen), sind der beste Wert der Franchise seit der Spielzeit 1991/92 und die viertmeisten in der Geschichte der Canucks. Der Lohn ist Platz zwei in der Pacific Division hinter den Oilers.
Die Pittsburgh Penguins mit dem Deutschen Dominik Kahun sind die erste Mannschaft seit 1992, die im Oktober in vier oder mehr Spielen sieben Tore oder mehr erzielt. Die Penguins gewannen jeweils 7:2 gegen die Columbus Blue Jackets und die Winnipeg Jets, 7:4 gegen die Minnesota Wild und zum Abschluss ihres Monatsprogramms 7:1 gegen die Philadelphia Flyers. 1992 waren es übrigens auch die Penguins, die diese Marke aufstellten.
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Die zunehmende Treffsicherheit führt auch dazu, dass scheinbar deutliche Führungen noch aus der Hand gegeben werden. So verspielten die Minnesota Wild jüngst einen 3:0-Vorsprung bei den Dallas Stars und verloren 3:6. Am Mittwoch lagen die Tampa Bay Lightning schon 3:5 bei den New Jersey Devils zurück und gewannen 7:6 nach Verlängerung. Es war das zwölfte Mal in den bisherigen 193 Spielen, dass ein Team einen Rückstand von zwei Toren oder mehr noch gedreht hat. Das hat es in der Geschichte der NHL noch nicht gegeben.
Vancouvers Brock Boeser (22) ist unterdessen ebenfalls dabei, sich in die Geschichtsbücher einzutragen. Er hat mittlerweile drei Hattricks in seiner NHL-Karriere. In der Liste der Canucks-Spieler mit den meisten Hattricks vor ihrem 23. Geburtstag teilt sich Boeser gerade Rang drei mit Trevor Linden und Stan Smyl. Vor ihm liegen nur noch Tony Tanti (4) und Pavel Bure (5). Am 25. Februar 2020 wird Boeser 23. Und so verrückt, wie es im Oktober schon zuging, würde es nicht wundern, wenn schon Wetten eingegangen sind, dass Boeser die Marke noch knackt. Denn sollte der Oktober erst der Vorgeschmack auf die Offensivleistungen in den kommenden Monaten sein, dann dürfen sich die Fans weiter freuen. Auch wenn die Coaches dann noch ein paar graue Haare mehr bekommen.