Draisaitl brach einen Rekord nach dem anderen
Leon Draisaitl brach diese Saison mehrere Rekorde und trug sich in die Geschichtsbücher ein
von Alexander Gammel / NHL.com/de Autor
Wieder liegt eine NHL Saison hinter uns, wieder gab es eine Menge spannender Spiele, Meilensteine die erreicht wurden, Rekorde die gebrochen wurden und Momente für die Geschichtsbücher des Sports. Man konnte in den letzten neun Monaten viele Spieler bestaunen, die über sich hinaus wuchsen und unerwartete Höchstleistungen aufs Eis zauberten. Auch einige der deutschsprachigen Spieler zeigten die beste Saison ihrer Karriere. Ganz vorne dabei ist in dieser Hinsicht sicherlich Leon Draisaitl, der 21-jährige Kölner in Diensten der Edmonton Oilers.
Draisaitl wurde im Draft 2014 als Pick Nummer drei von den Oilers gewählt und kam in seiner ersten Saison auf zwei Tore und neun Punkte in 37 Spielen, noch nicht die ganz große Leistung. Doch bereits in der nächsten Spielzeit steigerte er sich deutlich. Er schaffte den Sprung zum Stammspieler und erzielte in 72 Spielen 19 Tore und 51 Punkte. Nun liegt seine bisher stärkste Saison hinter ihm. Er stand in allen 82 Partien auf dem Eis und kam auf sensationelle 29 Tore und 77 Punkte, damit hält er nun den Rekord für die meisten Tore, Assists und Punkte eines deutschen Spielers in einer NHL Saison. Lediglich was die Tore angeht, teilt er sich den Rekord mit Bundestrainer Marco Sturm.
Draisaitl ist damit nach nur zwei kompletten NHL Saisons für die beste und sechstbeste Saison eines deutschen Spielers verantwortlich, dazwischen liegen je zwei Spielzeiten von Marco Sturm und Jochen Hecht.
"Ich freue mich, dass Leon eine solch tolle Saison spielt", erklärte Sturm, als Draisaitl seinen Rekord brach. "Er wird Jochen und mich wahrscheinlich noch öfter in seiner Karriere mit Scorerpunkten übertreffen. Das deutsche Eishockey kann stolz sein, einen so talentierten Spieler noch lange in der NHL sehen zu dürfen."
Doch inwiefern sind diese Leistungen vergleichbar? Immerhin spielte Draisaitl diese Saison in einer Reihe mit Connor McDavid, einem der größten jungen Talente die das Welteishockey derzeit zu bieten hat. Der Kapitän der Oilers kam diese Saison auf 30 Tore und 70 Assists und war damit der einzige Spieler der Saison, der eine dreistellige Punktzahl für sich verbuchen konnte. Leon Draisaitl jedenfalls, will seine Rekordsaison nicht überbewerten.
Video: VAN@EDM: Draisaitl verhilft McDavid zum 100. Punkt
"Ich freue mich sehr über diese Marke", erklärte Draisaitl. "Der Vergleich mit Marco Sturm oder Jochen Hecht ehrt mich natürlich, aber sie haben ungeachtet der Scorerpunkte über Jahre hinweg überragende Leistungen in der NHL gebracht. So weit bin ich noch nicht. Ich werde aber alles dafür geben, weiter meine Leistung zu bringen und meiner Mannschaft zu helfen"
Das Zusammenspiel mit McDavid war sicherlich ein begünstigender Faktor, doch man darf Draisaitls Leistung nicht einfach darauf schieben. Auch seine Platzierung in der Scorerliste der Liga zeigt, wie beeindruckend seine Leistung war. Er landete am Ende auf Platz neun der Vorbereiter und auf Platz acht nach Punkten. Zum Vergleich: Sturm landete in seiner besten Saison auf Platz 80.
Auch Christian Ehrhoff darf in einer Auflistung der erfolgreichsten Saisons deutscher Spieler nicht fehlen. Als Verteidiger hält er Rang sieben in der Liste der punktreichsten Saisons deutscher Spieler. 2010-11 machte er 14 Tore und 50 Punkte in 79 Spielen und damit war das Jahr für ihn nicht beendet. Er verhalf seinen Vancouver Canucks damals mit zwei Toren und 12 Punkten in 23 Spielen zur Finalteilnahme in den Playoffs, wo sie in sieben Spielen knapp an Dennis Seidenbergs Boston Bruins scheiterten.
Bei der WM gab es auch von Seidenberg großes Lob für Draisaitl: "Leon ist ein richtiger Scorer. Er und Connor McDavid und wer sonst noch an ihrer Seite spielt, gehören zu den besten Angriffsformationen in der Liga. Leon ist unglaublich und ein echtes Vorbild für die jungen Leute. Sie schauen zu ihm auf. Jedes Kind schaut unsere Spiele und möchte eines Tages so werden wie Leon."
Sturm legte bei der Gelegenheit noch mit dem Ritterschlag nach: "Leider haben wir nicht allzu viele Spieler von Leons Kaliber. Im Grunde ist er einzigartig."
Video: ANA@EDM, Sp6: Draisaitl komplettiert Hattrick
Den Stanley Cup konnte Draisaitl diese Saison noch nicht gewinnen, doch er konnte in den Playoffs ohne Zweifel überzeugen. Er war mit sechs Toren und 16 Punkten in 13 Spielen ein Schlüsselspieler der Oilers. Mit seinen 16 Punkten stellte er auch Uwe Krupps Rekord für die meisten Punkte eines Deutschen in den Playoffs ein, der seit 1996 besteht und stellte einen neuen Rekord für die meisten Tore auf.
Dennoch unterlagen sie den Anaheim Ducks in der zweiten Runde knapp in sieben Spielen. Die letzte Partie verloren sie nur 2-1. Dabei ging der dritte Sieg Edmontons in Spiel sechs beinahe komplett auf Draisaitls Kappe. Er erzielte beim 7-1 drei Tore und zwei Assists. Der einzige Spieler in der Geschichte der Oilers, der bei seinem ersten Hattrick in den Playoffs jünger war, war der große Wayne Gretzky.
"Draisaitl war heute überragend", staunte auch Teamkollege Milan Lucic, einer der erfahrensten Spieler der Oilers. "Wir brauchten jemanden, der Verantwortung übernimmt und uns einen Schub gibt und das hat er die ganze Saison immer wieder gemacht. Er ist für uns da, wenn wir ihn am dringendsten brauchen."
Auch wenn es mit einem Ausnahmespieler wie McDavid an seiner Seite einfacher ist zu Punkten, so darf Draisaitls Saison zweifelsohne zurecht als die beste eines deutschen Spielers in der NHL bezeichnet werden. Die Maße an gebrochenen und eingestellten Rekorden und historischen Leistungen spricht dafür, dass von dem jungen Stürmer noch viel zu erwarten ist, vor allem in so einem talentierten jungen Team wie den Oilers. Auch wenn er sich selbst nicht auf eine Stufe mit Sturm, Hecht, Ehrhoff und Krupp stellen will, deutet derzeit doch alles daraufhin, dass er ihr Niveau, ihre Bedeutung für das deutsche Eishockey nicht nur erreichen, sondern auch übertreffen kann.
Immerhin kassierte er im Juni auch das wohl größte nur vorstellbare lob im Eishockey und zwar von keinem geringeren als "The Great One" Wayne Gretzky. Auf die Frage ob er Sidney Crosby und Evgeni Malkin als die Erben des Traumduos Mario Lemieux und Jaromir Jagr sehe, sagte der beste Spieler aller Zeiten: "Ich denke Leon Draisaitl und Connor McDavid sind wirklich gut", antwortete Gretzky. "Hoffentlich werden sie das nächste Paar dieser Art."