Islanders stehen über dem Strich
Playoff-Chancen nach furioser Aufholjagd so gut wie nie in dieser Saison - Coach Weight findet die richtigen Mittel
von Axel Jeroma / NHL.com/de Autor
Nachdem Anthony Beauvillier am Donnerstag im Bell Centre den Führungstreffer für die New York Islanders geschossen hatte, wischte sich sein Vater auf der Tribüne vor Rührung eine Freudenträne aus dem Auge. Beim Blick auf die Tabelle im Anschluss an die Partie bei den Montreal Canadiens dürfte es etlichen Islanders-Fans ähnlich ergangen sein. Durch den 3:0-Erfolg hatte das Team aus Brooklyn den zweiten Wildcard-Platz im Osten erklommen. Es war die vorläufige Krönung einer unglaublichen Aufholjagd in den vergangenen Wochen. Sie führte vom Ende der Conference-Tabelle bis in die Region, die zur Teilnahme an den Playoffs berechtigt.
Der Sieg bei den Canadiens war der dritte Triumph der Islanders hintereinander und der siebte aus den letzten zehn Begegnungen. Der Trainerwechsel von Jack Capuano zu Doug Weight Mitte Januar hat Wirkung gezeigt. Unter der Regie des neuen Verantwortlichen an der Bande gewann die Franchise aus New York 12 ihrer 18 Partien. Unter der Ägide von Weight blüht auch der deutsche Goalie Thomas Greiss auf. Der Coach machte ihn zur unumstrittenen Nummer eins. Der Allgäuer zahlte das Vertrauen mit starken Leistungen zurück. Im Match bei den Canadiens gelang ihm sein dritter Shutout in der laufenden Spielzeit. In keiner Saison zuvor hatte er öfter zu null gespielt.
Der doppelte Punktgewinn der Islanders in Montreal war der zweite in Folge auf fremdem Terrain. Am Dienstag hatten sie ihre neun Spiele andauernde Auswärtsserie mit einem 3:1 bei den Detroit Red Wings gestartet. Bis 11. März folgen sieben weitere Auftritte in der Fremde. Mit Ausnahme der Columbus Blue Jackets am Samstag führen die Dienstreisen dabei ausschließlich zu Kontrahenten aus dem Westen. Die Islanders wollen alles dafür tun, dass sie bei der Rückkehr nach New York immer noch über dem ominösen Strich in der Tabelle stehen.
Die Darbietung bei den Canadiens stimmt Weight diesbezüglich recht zuversichtlich. "Alle haben heute einen hervorragenden Job gemacht. Jeder hat sich mächtig ins Zeug gelegt", sagte er im Anschluss an das Match. Der Plan, den der Coach ausgetüftelt hatte, ging komplett auf. "Die Mannschaft arbeitete gut in der neutralen Zone und stand in der Defensive stabil. Das hat den Gegner mit der Zeit frustriert."
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Besonders lange dürfte der Abend dem 19-jährigen Beauvillier in Erinnerung bleiben. Der Rookie ist im knapp 80 Kilometer von Montreal entfernten Sorel-Tracy geboren und seit seiner Kindheit ein ausgewiesener Canadiens-Anhänger. Am Donnerstag ließ er diese innige Verbundenheit jedoch für eine Stunde ruhen. Mit dem 1:0 in der 6. Minute gelang ihm bei seinem ersten Spiel im Bell Centre gleich ein Tor, das sechste in dieser Saison. Dieser Umstand erklärt die emotionale Reaktion seines Vaters.
Der Schütze selbst strahlte ob seines Treffers. "Ich war noch nie in meinem Leben so froh, dass die Canadiens nicht getroffen haben, wenn ich im Bell Centre bin", sagte er augenzwinkernd zu den Journalisten in den Katakomben der Arena.
Islanders-Kapitän John Tavares konnte sich gut in die Gefühlswelt seines jungen Sportkameraden hineinversetzen. "Ich weiß wie aufgeregt er war, dass er heute diese Chance bekam. Für ihn ist es toll, dass er sich für seine Leistung belohnt und zu Hause vor den Augen seiner Familie und seiner Freunder getroffen hat."