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Trotz Heimrecht in der 1. Runde der Stanley Cup Playoffs 2018 liegen die Anaheim Ducks in der kalifornischen Serie gegen die San Jose Sharks mit 0:2 in Rückstand. Am Samstagabend (Ortszeit) musste sich die Truppe aus Orange County mit 2:3 geschlagen geben und hat vor Spiel 3 jede Menge Hausaufgaben zu erledigen. Die Fins haben nun zwar alle Trümpfe in der Hand, doch ein Selbstläufer wird dieses Conference-Viertelfinale nicht.

Bei einem Foto-Finish zum Abschluss der regulären Saison schob sich Anaheim mit nur einem Punkt Vorsprung noch an San Jose vorbei, belegte Platz 2 in der Pacific Division und sicherte sich so den Heim-Vorteil. Doch genau diesen haben die Ducks schon früh in der Serie wieder abgegeben: Nach dem 0:3 in Spiel 1 verloren die Enten auch mit 2:3 in Spiel 2 im Honda Center. Von den 16 an den Playoffs teilnehmenden Teams sind die Sharks damit eine von drei Mannschaften, die auswärts eine Partie "stehlen" konnten. Das gelang sonst nur den Philadelphia Flyers (5:1 bei den Pittsburgh Penguins in Spiel 2) sowie den Columbus Blue Jackets (4:3 n.V. bei den Washington Capitals in Spiel 1).
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Die Fins schafften dieses Kunststück sogar gleich zweimal. Klubs, die in den Playoffs auswärts mit 2:0 in Führung gingen, haben in 78,7 Prozent der Fälle dann auch die Serie für sich entschieden. Die Chancen stehen also gut für San Jose. Das zeigt auch der Blick in die Vergangenheit, in der die Sharks bereits dreimal die ersten beiden Begegnungen auf fremdem Eis für sich entscheiden konnten (1995 bei den Calgary Flames, 2013 bei den Vancouver Canucks und 2016 bei den Los Angeles Kings) und immer in die nächste Runde einzogen. Gewarnt sind die Haie dennoch: Zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an die Playoffs 2014, als die Nord-Kalifornier einen 3:0-Serien-Vorsprung gegen L.A. noch verspielten und in der 1. Runde ausschieden - wohlgemerkt mit Heimrecht.
"Wir sind lange genug im Geschäft und wissen, dass die Ducks jederzeit zurückschlagen können", warnt Sharks-Center Logan Couture. Aufwind geben die zwei gewonnenen Auswärtsspiele trotzdem. "Nach dem Auftaktsieg wollten wir unbedingt nachlegen. Das ist uns gelungen." Dabei hatten die Ducks eigentlich den besseren Start erwischt und gingen nach nur 40 Sekunden durch Jakob Silfverberg in Führung. "Sie sind im Mute der Verzweiflung in dieses Spiel gegangen - und genauso werden sie wohl auch im nächsten Spiel aus der Kabine kommen", glaubt San Joses Kapitän Joe Pavelski. Eben für dieses Spiel 3 muss sich vor allem bei Anaheim einiges ändern. Auf diese fünf Dinge wird es ankommen...

Schüsse und Chancenverwertung
Bislang nahmen die Fins das gegnerische Gehäuse deutlich mehr unter Beschuss: 35:30 Schüsse in Spiel 1 sowie 34:25 Schüsse in Spiel 2 ergeben ein Gesamtverhältnis von 69:55. "Spiel 2 war schon deutlich ausgeglichener als Spiel 1", sagt Anaheims Trainer Randy Carlyle. "Wir können immer noch sauberer durch die neutrale Zone spielen. Momentan scheint es so, als brauchen wir noch zu viele Möglichkeiten, um da durch zu kommen." Auch die Effektivität lässt bei den Ducks zu wünschen übrig. Symptomatisch dafür war der Pfostenschuss von Corey Perry im zweiten Drittel des jüngsten Aufeinandertreffens, der das 3:3 hätte bedeuten können (30.).
Top-Sturmreihe
Gerade Anaheims Top-Reihe scheint noch nicht in den Playoffs angekommen zu sein. Rickard Rakell, Kapitän Ryan Getzlaf und Perry kommen zusammengerechnet erst auf einen einzigen Assist (Getzlaf) und hat eine Plus-Minus-Bilanz von -2. Gerade diese Reihe sollte für die Ducks eigentlich den Unterschied ausmachen, bislang geht aber zu wenig Torgefahr von dieser Linie aus. Deutlich besser läuft es für die Top-Formation der Sharks um Joonas Donskoi, Pavelski und Evander Kane, die es auf fünf Scorerpunkte (zwei Tore, drei Assists) und eine Plus-Minus-Bilanz von +2 bringen.
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Das zweite Drittel
Das Mitteldrittel ist bislang das erfolgreichste für San Jose: Allein im zweiten Abschnitt schoss das Team Teal vier ihrer insgesamt sechs Treffer (4:1 Tore). In diesem Durchgang muss Anaheim also nicht nur die Anzahl der Gegentore eindämmen, sondern auch die der Schüsse (20:30).
Powerplay und Disziplin
Schon zweimal schlugen die Sharks im Powerplay zu, sie bekamen allerdings auch neunmal die Möglichkeit, ihre Überzahl-Formationen aufs Eis zu schicken (2/6, 22,2 Prozent Erfolgsquote). Auch das Ducks-Powerplay ist bislang stark (1/4, 25 Prozent Erfolgsquote), doch spielt San Jose deutlich disziplinierter und zog weniger als die Hälfte der Strafen.
Faceoffs
Die Duelle im Bullykreis entscheidet vor allem San Jose für sich (51,7 Prozent), Anaheim gewinnt deutlich weniger Anspiele (48,3 Prozent). Eine bessere Faceoff-Quote könnte den Ducks in allen Bereichen des Eises helfen.
Moral
Von zwei Heim-Niederlagen darf sich Anaheim jetzt nicht einschüchtern lassen - San Jose darf wiederum nicht abheben. "Ich kenne die Entschlossenheit in unserer Kabine und verspreche, dass wir nicht aufgeben werden", betont Carlyle.