Fünf Punkte, auf die man achten sollte
Findet Pekka Rinne eine Antwort, läuft Jake Guentzel wieder heiß und wie soll man die Abwehr der Preds knacken?
von Alexander Gammel / NHL.com/de Autor
Der Höhepunkt der Saison ist da, die Finalserie der Stanley Cup Playoffs läuft zwischen den Pittsburgh Penguins und den Nashville Predators. Nach dem Sieg der Penguins in Spiel eins, steht am Mittwoch die zweite Partie an. Hier sind fünf Punkte, die man im Auge behalten sollte:
Pekka Rinne
Pekka Rinne war in den bisherigen Playoffs das Fundament, auf dem Trainer Peter Laviolette den Erfolg der Nashville Predators aufbauen konnte. Der Finnische Torhüter wuchs in der Endrunde über sich hinaus und zeigte schier unmenschliche Leistungen und führt in den Playoffs sämtliche Torhüterstatistiken an. In Spiel eins erlebte er jedoch einen schwarzen Tag und konnte bei 11 Schüssen nur sieben Saves machen, wobei auch unglücklich Situationen dabei waren, die nicht auf seine Kappe gehen.
Doch die Predators hegen weiterhin keinerlei Zweifel an seiner Leistungsfähigkeit. Warum sollten sie auch? Der 34-jährige konnte auch nach Rückschlägen, wie der 5-3 Niederlage gegen die Anaheim Ducks im Western Conference Finale wieder zurückschlagen und seinen Kasten absichern.
Video: NSH@PIT, Sp1: Boninos Schuss wird abgefälscht
"Seit meinem ersten Tag hier, war Pekks Abend für Abend unser bester Spieler", schwärmte auch Verteidiger Ryan Ellis über seinen Schlussmann. "Er ist einer der besten, wenn nicht sogar der beste Torhüter der Liga. Besonders während meinen ersten Jahren hat er die ganze Zeit den Unterschied gemacht. Er ist ein großartiger Mensch neben dem Eis. Er ist ein echter Anführer in der Kabine. Er lässt sich davon nicht unterkriegen. Er ist ein großartiger Torwart. Er war das ganze Jahr unser wertvollster Spieler."
Die Penguins können sicher nicht erwarten, dass ihre Chancenverwertung auf dem hohen Niveau des ersten Spiels bleibt.
Disziplin und Special Teams
Die Special Teams, das Über- und Unterzahlspiel ist immer wieder entscheidend für den Ausgang von Spielen. In der ersten Begegnung dieser Serie kassierten die Predators im ersten Drittel gleichzeitig Strafen gegen Calle Jarnkrok und James Neal. In der darauffolgenden fünf gegen drei Überzahl, legte Evgeni Malkin dann mit dem 1-0 den Grundstein für die 3-0 Führung innerhalb von weniger als fünf Minuten und damit auch für den Sieg.
Können wir auch, dachten sich die Predators später und verwerteten selbst zwei ihrer drei Powerplays, die ersten beiden Tore ihrer Aufholjagd zum zwischenzeitlichen Ausgleich.
Bisher hatten die Preds in den Playoffs mit 18,0% keine sonderlich berauschende Erfolgsquote, verglichen mit den 25,4% der Penguins, die bekannt sind für die Gefahr, die sie in Überzahl ausstrahlen. Wenn die Predators in Spiel zwei allerdings ähnlich effektiv wie in der letzten Partie agieren, kann die Disziplin und die Vermeidung von Strafen für beide Teams von entscheidender Bedeutung sein.
Jake Guentzel
Der junge Rookie Jake Guentzel lieferte einen famosen Start in die Playoffs. In einer Reihe mit Superstar Sidney Crosby eingesetzt, traf er bereits in den fünf Spielen der ersten Runde gegen die Columbus Blue Jackets fünf Mal, darunter auch ein Hattrick. In der zweiten Runde legte er gegen die Washington Capitals nochmal vier Tore nach. Doch dann blieb er acht Spiele ohne Treffer. Bis gestern Abend. Guentzel war es nämlich, der Rinne mit dem 4-3 im dritten Drittel den Siegtreffer einschenkte. Nun ist er der fünfte Rookie in der Geschichte der NHL, der in einem Playoffjahr 10 oder mehr Tore erzielt hat.
Video: NSH@PIT, Sp1: Guentzel mit der späten Führung
Er ist einfach dran geblieben", sagte Crosby. "Er ließ sich nicht frustrieren. Es gab sicher einige Schüsse, die er gerne drin gesehen hätte. Ich glaube nicht dass er seine Spielweise verändert hat, oder irgendwo nachgelassen hat. Wenn man so weiter macht, trifft man irgendwann auch wieder. Letzten Abend hat er einen wichtigen Treffer für uns gemacht."
Dabei wurde im Trainerstab der Pens vor dem Spiel schon überlegt, ob man Guentzel eine kleine Verschnaufpause gönnt und stattdessen Carl Hagelin einsetzt. Guentzel durfte doch spielen, wie sich zeigte eine gute Entscheidung. Mit dem Treffer dürfte sich der 22-jährige für einen Startplatz in der nächsten Partie empfohlen haben.
Abwehr der Predators
Die Abwehr der Predators war in Spiel eins, trotz der fünf Gegentreffer beeindruckend. Sie ließen insgesamt nur 12 Torschüsse zu und hielten die Penguins das gesamte zweite Drittel und insgesamt 37 Minuten in Folge ohne Torschuss. Damit sind sie das erste Team, dass einen Gegner in einem Playoffspiel ein gesamtes Drittel hindurch ohne Torschuss hält, seit diese Statistik in der Saison 1957-58 erstmals erfasst wurde.
Die Predators, sowohl Verteidiger, als auch Stürmer, waren immer nah am Mann und gingen aggressiv auf die Pens los, wenn die den Puck hatten. Damit erzwangen sie viele Puckverluste und verhinderten meist einen Spielaufbau, wodurch sie selbst auch wieder mehr Zeit in der Offensive verbringen konnten.
"Ich denke die Abwehr besteht aus sechs Leuten auf dem Eis, einschließlich dem Torwart", analysierte P.K. Subban "Phil und Colton (Filip Forsberg und Colton Sissons) sind großartige Zwei-Wege-Stürmer. Wenn man zuverlässige Stürmer hat, hilft das den Verteidigern. Wenn man in den Kampf an der Bande geht, wissen sie, dass sie einen unterstützen müssen... Wir haben einfach einen großartigen Job als Einheit gemacht, dass müssen wir auch weiterhin tun, wenn wir in den Playoffs Erfolg haben wollen."
Die Abwehr der Preds hat sich auch einen Ruf als die echte Gefahrenquelle in der Offensive erarbeitet. Auch gestern traf Ryan Ellis wieder, auf Vorlage seines Abwehrpartners P.K. Subban und Roman Josi bereitete das zweite Tor des Teams vor. Diese Verteidiger darf man nicht aus den Augen lassen, egal wo auf dem Eis.
Alles Kopfsache
Im Profisport ist vieles Kopfsache, besonders in entscheidenden Phasen wie dem Stanley Cup Finale. Darauf wird es zu großen Teilen auch im nächsten Spiel der Serie ankommen. Die Penguins haben zwar ein Spiel geliefert, mit dem sie ganz und gar nicht zufrieden sind, haben aber trotzdem gewonnen. Außerdem sind sie ein erfahrenes Team, dass bereits gezeigt hat, dass es sich von solchen schwächeren Leistungen nicht unterkriegen lässt. Von ihnen ist in Spiel zwei wohl ein deutlich anderes Auftreten zu erwarten.
Die Predators hingegen, haben das Spiel die meiste Zeit über absolut dominiert, standen am Ende aber mit leeren Händen da. Aus so einem starken Spiel kann man Kraft schöpfen, die Enttäuschung kann einen aber auch frustrieren. Außerdem haben sie in den diesjährigen Playoffs nie das erste Spiel einer Serie verloren und lagen bisher zu keinem Zeitpunkt der Playoffs in ihrer Serie hinten, eine ungewohnte Situation also. Was aber Mut macht: Die Preds haben in den gesamten Playoffs auch nie zwei Spiele in Folge verloren.
Es wird spannend, wie die beiden Teams mit dieser Situation umgehen, sicher dürfte aber sein, dass die Fans am Mittwoch ein spannendes Duell auf hohem Niveau erwartet