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NHL.com/de hat sich im Rahmen der European und North American Player Media Tours mit einigen der besten Spieler aus der NHL zu längeren Gesprächen getroffen. Mit diesen Exklusivinterviews werden wir euch im September auf die bevorstehende Saison 2019/20 einstimmen.
In dieser Ausgabe Stürmer Matt Duchene von den Nashville Predators.

Wie würdest du den entstandenen Wirbelwind in diesem Sommer beschreiben…
Ich meine, dass es schon seit ein paar Jahren den Wirbelwind gibt. Ich war glücklich genug, dass ich zuletzt in einigen guten Teams spielen konnte. Du bekommst dann ein Gefühl dafür, wo deine Prioritäten liegen, welche Dinge du magst, welche Dinge dich begeistern und das war für mich das Wichtige, als ich vertragslos wurde. Ich bin eine entscheidungsfreudige Person und obwohl ich einen großartigen Vertrag unterschrieben habe, dreht sich für mich nie alles um das Geld. Es geht darum dort zu spielen, wo ich leidenschaftlich dafür sein kann, dort zu leben und genauso bei einer Mannschaft zu spielen, an die ich glaube. Das hat es zu einer schweren Entscheidung werden lassen, weil es viele Teams da draußen gibt, die das erfüllen und eine Chance haben zu gewinnen. Aber am Ende des Tages war Nashville das beste Gesamtpaket und hat die meisten Häkchen, für uns als Familie, für mich als Eishockeyspieler und vom Lebensstil her, bekommen. Das machte am meisten Sinn und deswegen sind wir dort gelandet.

CBJ@BOS, Sp2: Duchene in Überzahl zum Sieg

Wie ist der Prozess gelaufen?
Um ehrlich zu sein, ging es eine ganze Saison lang. Ich habe schon abgewogen, als ich noch in Ottawa war; ich habe versucht nicht darüber nachzudenken, bis ich die ultimative Entscheidung treffen musste. Ich war irgendwie so drauf, alles auf mich zukommen zu lassen und wollte mich nur darum kümmern, Eishockey zu spielen. Ich war in der Lage das zu tun und in Ottawa dieses Jahr war bis zu den Playoffs vielleicht meine beste Zeit, wie ich Eishockey gespielt habe. Zu diesem Zeitpunkt sammelst du bereits einige Information und triffst die beste Entscheidung, die du treffen kannst. Die schwere Sache an diesem Business ist, dass es keine Kristallkugel gibt. Du weißt nicht, ob du die richtige Entscheidung getroffen hast, bevor du sie nicht getroffen hast und du einfach nur dein Bestes gibst. Ich habe definitiv einige gute Entscheidungen in meiner Karriere getroffen und auch einige schlechte, wie wahrscheinlich jeder von uns es schon hat. Du lernst von den schlechten und die guten nimmst du an. Ich weiß aber jetzt schon, dass es keinen Weg geben wird, dass ich diesen Wechsel nach Nashville bereuen werde, weil ich denke, dass ich es immer bereut hätte oder mich gefragt hätte 'Was wäre? ', wenn wir nicht den Schritt vollzogen hätten. Egal, wie es jetzt weitergeht oder sich entwickelt, ich weiß, dass es das Richtige für mich zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere war.

Hast du dir einen Rat von deiner Familie oder Spielern geholt?
Ich habe mit Paul Stastny ein bisschen gesprochen. Er ist ein guter Freund (und früherer Teamkollege in Colorado) und er ging durch diesen Prozess schon zwei Mal. Selbstverständlich ist es für jeden etwas anders. Dieser Sommer war sehr, sehr unterschiedlich zu anderen Free Agency-Sommern. Ich denke man sieht das daran, wie viele Jungs und sehr gute Spieler selbst bis heute noch nicht unter Vertrag sind. Der Salary Cap hat die Dinge sehr viel verändert, hat es wesentlich schwerer gemacht. Es gibt nicht mehr so viele Teams mit den gleichen Möglichkeiten, jemanden unter Vertrag zu nehmen, was den Prozess definitiv viel schwieriger für alle Seiten macht. Am Ende des Tages, denke ich, dass ich genau dort gelandet bin, wo ich ohnehin gelandet wäre, also spielt es keine wirkliche Rolle.
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Was hast du von dir selbst gelernt, als du durch diesen Prozess gingst?
Ich denke, dass du herausfindest, für was dein Herz wirklich schlägt. Als ich startete, glaubte ich sehr objektiv zu sein und die Entscheidung mit dem Kopf zu treffen und mein Herz etwas außen vor zu lassen. Aber die Teams, mit denen ich am Ende sehr ernste Gespräche führte, waren genau die, an denen ich bereits zu Beginn interessiert war. Es gab niemanden, der hinzukam und mit denen wir nicht gerechnet hatten, so dass es nicht kompliziert wurde. Der Weg war vorbestimmt und die Tür weit offen. Alles, was ich tun musste, war nur hindurchzugehen.
Was bedeutet Nashville für dich und wo stehst du gerade dort anzukommen?
Wir sind noch nicht dort (Anm.: Stand Anfang September). Wir haben ein Haus gekauft, es ist ein Neubau und er bekommt noch etwas einen ästhetischen Anstrich. Wir sind immer noch dabei, aus unserem Haus in Denver auszuziehen und es dann in diesem Monat am Markt anzubieten. Wir sind immer noch im Umzug, von daher ist es etwas chaotisch mit dem kleinen Kerl (Sohn Beau), dem Hund und das alles, aber wir schütteln das ab. Ich kann es kaum erwarten, in dieses Flugzeug zu steigen und dort anzukommen.
Was hältst du von dem Team, das in Nashville zusammengestellt wurde und wie gespannt bist du, dass es endlich auf dem Eis losgeht?
Der Kader ist der wichtigste Grund, warum ich dort bin. Ich glaube an diese Gruppe. Einfach nur von dem, was ich gesehen habe, als wir gegeneinander gespielt haben und ich sie im Fernsehen gesehen habe, was ich über die Kabine, die Jungs gehört habe, denke ich, dass es eine großartige Möglichkeit für mich ist, Bestandteil von etwas ganz Besonderem zu sein. Gemessen am Alter von jedem, glaube ich, dass es eine Mannschaft ist, die für eine lange Zeit bestehen kann und eine der Mannschaften sein kann, die um den Stanley Cup mitspielen. Ich bin erfreut zu ihnen dazu zu gehören und werde einfach versuchen reinzupassen und ihnen so gut wie möglich zu helfen.
Wie nimmst du die Rolle bei den Predators an, das fehlende Puzzleteil zu sein?
Ich sehe das nicht so, aber wenn ein Team alles unternimmt, um dich zu bekommen, wie es Nashville in Bezug auf den Free Agency Prozess und alles drum herum, tat - und wie die Stadt reagierte - dann willst du es ihnen nur zurückgeben. Diese Stadt, die sich so sehr nach einer Meisterschaft sehnt und es ist eine Stadt, die zu einer der besten Eishockey-Städte in der Liga wurde. Es ist beeindruckend wie viele Jungs dort jedes Jahr hinkommen und wieder mit dem Eindruck gehen, 'Klasse, was für eine Stadt, ' oder sie schreiben mir so etwas wie 'Matt, du kommst an einen so großartigen Platz.' Es ist einer der Plätze, wo andere Jungs fast neidisch werden, dass du dort spielen darfst. Ich denke, du willst dem gerecht werden und du willst das den Fans, der Organisation und der Kultur dort zurückgeben. Ich glaube, das ist mein größter Fokus.

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Haben wir schon das Thema angeschnitten, wie die beste Version von dir noch ausschauen wird?
Ich denke, dass ich am Weg bin. Meine ersten fünf Jahre, habe ich mich darauf zubewegt. Dann, nach vier Jahren dort, habe ich einen Prozess durchlaufen, der einige äußere Widerstände gebracht hat, die ich nicht kontrollieren konnte, mit denen ich aber umgehen musste und daran wachsen musste. Weißt du was? Du brauchst sie irgendwie nicht, aber du bist dankbar dafür. Ich wäre nicht die Person, die ich heute wäre, ohne diese Umstände. Ich bin dankbar für diese Schritte, die ich hatte. Ich fühle, dass ich jetzt bereit bin, für die beste Version von mir, aber ich bin genauso offen weiter zu lernen und mich zu entwickeln. So wird man in den späten 20er Jahren endlich erwachsen. Die Leute vergessen immer wie jung wir waren, als wir angefangen habe und ich denke, dass es bis 25 dauert bis du kapierst, dass es keine Richtlinie gibt, für das, was du tust und du das dann lernen musst. Ich denke, dass ich noch mehr draufhabe. Letzte Saison war ich schon sehr nah dran. Hätte ich noch den Glauben an die brandneue Situation in der regulären Saison gehabt, ich hätte noch viel mehr erreichen können, als ich es tat. Die Playoffs waren das, was ich erreichen wollte. In der Lage zu sein, den Teamerfolg als Erstes und als Wichtigstes vor den persönlichen Erfolg zu stellen, den ich trotz der Situation hatte, in der ich mich nicht einmal am Ende, weil alles so neu war, komplett wohl gefühlt habe, ist eine wichtiger Faktor. Ich fühle, dass dies ein wirklich guter Schritt in meiner Karriere für mich war.
Es sieht so aus, als wenn es der perfekte Zeitpunkt für einen Neustart ist?
Ja, das glaube ich auch. Mit den Erfahrungen, die ich gemacht habe, bin ich so dankbar für die letzten zwei Jahre. Wenn Jungs getradet werden, ist es ein Schlag und wirkt sich auf die Leistung aus, aber weil ich mich bewusst entschieden habe zu wechseln -- und für den neuen Ort, weil ich wusste, dass es der richtige Karriereschritt für mich wäre -- denke ich, war ich mehr in der Lage es anzunehmen, als wenn du nur einen Anruf bekommst, dass du getradet wurdest. So habe ich das irgendwie gemanagt. Jetzt hier neu anzufangen heißt, dass ich sieben Jahre haben werde. Ich möchte noch länger als dieser Vertrag spielen, aber ich will das Maximale schon jetzt daraus holen. Sieben Jahre sind eine lange Zeit und gleichzeitig geht es auch schnell.

BOS@CBJ, Sp3: Duchene baut Führung im Powerplay aus

Wie sehr sehnst du dich nach dieser Stabilität?
Ich denke, das ist großartig. Für den Zeitpunkt, an dem ich in meinem Leben bin, ideal, wonach das erste Kapitel meiner Karriere gelaufen ist und es jetzt Zeit für das zweite wird. Ich habe das alles gelernt und kann jetzt als Spieler wachsen und meinem Team helfen. Das geht Hand in Hand, richtig? Je besser das Team, desto besser die Spieler und je besser die Spieler desto besser das Team. So läuft es. Ich fühle, dass ich bereit dafür bin. Abseits vom Eis, habe ich eine neue Familie, einen kleinen Sohn, jemanden auf den ich Acht geben muss und zu wissen, dass ich ihn für sieben Jahre an einem Ort haben werde, ist besonders. Gerade jetzt ist unser Plan dort die ganze Zeit zu bleiben, auch wenn meine Karriere endet, von daher ist es erfreulich. Eine großartige Zeit für mich.
Was sind deine persönlichen Ziele? Denkst du in Zahlen?
Ich werde es nicht mit Zahlen aufrechnen, weil das sehr schwer ist zu beurteilen. Ich denke, dass ich letzte Jahr wirklich sehr nah dran war. Der Spieler, der ich in Ottawa war. Wenn du es mit Zahlen aufrechnest, die waren dort sehr gut. Das ist die Richtschnur, die ich erneut erreichen kann. Aber Zahlen sind nur die Hälfte der Geschichte, aber sie helfen deinem Team zu gewinnen, wenn du ein offensiver Junge bist. Ich glaube, dass unser Team im Gesamten vom Talentlevel der Jungs her, viel besser ist, als was die reinen Zahlen glauben lassen. Es sind viele Jung im Team, die deswegen unterbewertet sind, weil es die Leute mögen, einfach nur auf die Zahlen zu schauen. Unser gesamtes Team ist bereit, einen Sprung zu machen.