SJSharks

Ab dem 1. November nimmt NHL.com/de mit seiner 31 in 31 Serie jedes Team genauer unter die Lupe. Von den wichtigsten Geschehnissen und Spielern bis hin zu Stärken und Schwächen, bieten wir eine umfassende Bestandsaufnahme der Klubs in der Liga.
In dieser Ausgabe geht es um die San Jose Sharks.

Hinter den San Jose Sharks liegt eine Albtraum-Saison: Mit hohen Erwartungen gestartet schlossen die Nord-Kalifornier die reguläre Saison als schwächstes Team in der Western Conference ab (29/36/5, 0,45 Punktequote). Die Gründe für den Absturz sind schnell gefunden: Ein schwacher Start (0-4-0 bzw. 4-10-1), eine anfällige Abwehr (3,21 Gegentore/Spiel, 27.), formschwache Torhüter (Martin Jones: 89,6 Prozent Fangquote; Aaron Dell: 90,7 Prozent Fangquote) und jede Menge Verletzungspech: Mit Erik Karlsson, Logan Couture und Tomas Hertl fielen ultimative Schlüsselspieler langfristig aus. Vor der Trade-Deadline wurden weitere Stützen wie Brenden Dillon, Patrick Marleau oder der spätere Stanley-Cup-Champion Barclay Goodrow abgegeben. Unter diesen Voraussetzungen verpuffte auch der Trainerwechsel von Peter DeBoer zu Bob Boughner.
Ähnliches: [San Jose geht in das erste Jahr nach Thornton]
Die Schlüsselspieler
Der Plan der Sharks war immer, ihr Team über starke Verteidiger und Mittelstürmer aufzubauen. Mit Brent Bruns, Erik Karlsson und Marc-Edouard Vlasic hat San Jose durchaus enorme Qualität in der Abwehr, auch wenn das Trio in der Vorsaison ebenfalls nicht das gewohnte Niveau erreichte. Mit Logan Couture und Tomas Hertl stehen zudem zwei Top-Center zur Verfügung. Dahinter fehlt es spätestens seit dem Abgang von Routinier Joe Thornton (41, jetzt Toronto Maple Leafs) an Qualität und Tiefe. Das gilt auch für die Flügelstürmer, wo sich hinter Timo Meier und Evander Kane noch kein adäquater Angreifer aufdrängt.

SJS@CHI: Meier schießt nach Bully hoch ein

Meier gesetzt - Bergmann und Wiederer hoffen
Nach Jahren mit zahlreichen Deutschen im Aufgebot ist der Schweizer Timo Meier derzeit der einzige deutschsprachige Spieler im NHL-Kader. Der in Herisau geborene Linksschütze vereint Tempo, Physis und Scoring-Touch zu einem herausragenden Power Forward. In der Saison 2019/20 war er mit 49 Punkten (22 Tore, 27 Assists) der Top-Scorer der Sharks.
Die Hoffnung, dass in San Joses Kabine bald auch wieder deutsch gesprochen werden könnte, schüren Lean Bergmann und Manuel Wiederer. Während der Deggendorfer Wiederer noch auf seinen NHL-Einsatz wartet, schnupperte der in Hemer geborene Bergmann bereits Luft in der besten Liga der Welt: In der Vorsaison kam er in zwölf Partien (ein Assist) zum Einsatz und hofft nun erneut auf einen Platz im NHL-Kader der Sharks.

Top-10-Spielszenen der Sharks... bis jetzt

Sie könnten nachrücken
Aufgrund der vielen Verletzten und am Ende auch Abgänge stellte San Jose in den letzten Wochen der Saison 2019/20 einige Spieler vom AHL-Farmteam Barracuda auf den Prüfstand: Neben Bergmann durften sich auch die Stürmer Dylan Gambrell, Noah Gregor, Joel Kellman, Maxim Letunov, Antti Suomela, Alex True und Danil Yurtaikin sowie Verteidiger Jake Middleton in der NHL beweisen. Vielen von ihnen winkt bei ansprechenden Leistungen in den Trainingscamps ein Kaderplatz. Auf ihr NHL-Debüt hoffen auch die Talente Alexander Chmelevski, Ivan Chekhovich (beide Sturm), Nikolai Knyzhov (Verteidigung) sowie der diesjährige Erstrunden-Draftpick (31. Stelle) Ozzy Wiesblatt, der als extrem hart-arbeitender Zwei-Wege-Stürmer gilt. "Wir haben das Grundgerüst für ein gutes Team", meint General Manager Doug Wilson. "Wir haben aber auch junge Spieler, die dazukommen, um die Plätze kämpfen und den Konkurrenzkampf schüren."
Stärken
Die Sharks setzen 2020/21 voll auf den Faktor Tempo: Mit den Rückkehrern Patrick Marleau (Pittsburgh Penguins) und Matt Nieto (Colorado Avalanche) sowie mit Ryan Donato wurden vor allem schnelle Spieler verpflichtet. Zudem stehen schon jetzt Spieler mit flinken Füßen im Kader. Boughner dürfte also voll auf Geschwindigkeit als San Joses größte Stärke setzen. Bislang zeichnete das Team immer ein aggressiver und offensiver Stil mit mutigem Forechecking aus.

ANA@SJS: Marleau trifft per Handgelenksschuss

Entwicklungspotenzial
Entwicklungspotenzial offenbarten die Sharks genügend in der schwachen Vorsaison. Das gilt nicht nur für die Stars in der Spitze: Sowohl im Sturm als auch in der Verteidigung braucht San Jose einen enormen Schub, um wieder konkurrenzfähig zu sein. Das gilt insbesondere auch für die beiden Torhüter: Martin Jones (30) benötigt dringend ein Bounce-Back-Jahr und muss seine Kritiker Lügen strafen. Den Konkurrenzkampf soll nach Dells Abgang nun Devan Dubnyk (34, Minnesota Wild) schüren, hinter dem ebenfalls eine enttäuschende Saison inklusive des Verlusts seines Stammplatzes liegt (89 Prozent Fangquote). "Ich bin mir sicher, dass ich noch weiß, wie man Pucks stoppt", sagte Dubnyk selbstbewusst. "Ich habe Tonnen voll Selbstvertrauen, um zu meiner alten Stärke zurückzukehren und darüber hinaus. Ich sehe es als Chance, das mit einem wirklich guten Hockey-Team zu schaffen."
Playoff-Chancen
Obwohl im Sommer viele prominente Namen auf den Markt kamen, vertraut San Jose weiter auf Boughner. Eine mutige Entscheidung. Auch auf dem Free-Agent-Markt hielten sich die Sharks überraschend zurück und präsentierten keine großen Namen. Bahnbrechende Trades blieben bislang aus. Dies kann nur eines bedeuten: Trotz einer Horror-Saison setzen die Sharks nicht auf Umbruch, sondern darauf, dass das Team gesund bleibt und wieder in Form kommt. Ein gewagtes Unterfangen. Entsprechend ist von einer Überraschung bis hin zu einer erneuten Enttäuschung alles möglich.