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Zwei Mal in den vergangenen Jahren war für die Colorado Avalanche in der zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs trotz Favoritenstatus Schluss. 2019 unterlagen sie den San Jose Sharks nach sieben Spielen und auch 2020 ging es gegen die Dallas Stars über die volle Distanz mit dem glücklicheren Ende für den Kontrahenten durch Sudden Death in der Verlängerung.

Diese Erfahrung kennt Avalanche-Torhüter Philipp Grubauer aus seiner NHL-Karriere nur zu gut, denn während seiner Zeit bei den Washington Capitals verlor seine Mannschaft als Mitfavorit von 2015 bis 2017 drei Mal in Serie in der zweiten Runde. Doch nur ein Jahr später folgte der Sieg über den vorherigen Angstgegner Pittsburgh Penguins, an denen man 2016 und 2017 gescheitert war, in eben dieser Situation. Auch das Conference Finale gegen die Tampa Bay Lightning (4:3) und das Stanley Cup Finale gegen die Vegas Golden Knights (4:1) wurde gewonnen und so wurde die erste NHL-Meisterschaft für Washington perfekt gemacht.
"Das ist das Ziel so einen Lauf zu haben und den Cup zu gewinnen, den wir damals hatten", erzählte Grubauer am Samstag rückblickend. "Wir hatten sehr viel Erfahrung in Washington und die Jahre zuvor immer in der zweiten Runde verloren. Wir mussten unsere Herangehensweise und unser System ein wenig ändern. Das haben wir gemacht und der Rest ist Geschichte. Ich bin froh ein Teil davon gewesen zu sein und wie wir über die zweite Runde gekommen sind und wie die Intensität immer mehr zugenommen hat. Aber in den Playoffs zählt jede Kleinigkeit vom ersten Einsatz bis zum letzten."

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Eine Erfahrung, die Grubauer jetzt auch bei den Avalanche helfen soll, das aufkeimende Trauma zweite Runde zu überwinden und vielleicht sogar komplett durchzumarschieren. Genau wie die Capitals vor drei Jahren sind die Avalanche talentiert genug, alles zu gewinnen. Für Colorado wäre es der erste Vorstoß unter die besten vier Teams seit dem Einzug in das Western Conference Finale 2002. Der letzte Stanley Cup Sieg datiert aus dem Jahr 2001.
"Das Spiel hat sich im Vergleich von vor ein paar Jahren wieder verändert", stellt Grubauer vergleichend zum Lauf von 2018 fest. "Wir sind ein schnelles Team und wir haben eine längere Zeit nicht mit dem kompletten Kader gespielt. Das wird Spaß machen." Grubauer selbst musste kürzlich wegen eines positiven Corona-Tests, ausgerechnet einen Tag nach seiner ersten Impfung, zwei Wochen pausieren. Auch die Stürmer Nathan MacKinnon und Brandon Saad werden wohl zum Playoff-Auftakt wieder mit dabei sein.
In Washington hatte Grubauer durch seine Leistungen in der regulären Saison zwar wesentlichen Anteil am Einzug der Capitals in die Playoffs, doch er wurde nur in den ersten beiden Playoff-Spielen eingesetzt, ehe er Stammtorhüter Braden Holtby den Platz zwischen den Pfosten überlassen musste. Dieses Mal will er derjenige sein, der seiner Mannschaft ein starker Rückhalt ist und mit seinen Paraden die Chance zum Sieg gibt.
Grubauer, der seine dritte reguläre Saison bei den Avalanche und seine zweite als Stammspieler absolvierte, war eine dominante Kraft und einer der Schlüsselfaktoren, die das Team zu einer Bilanz von 39-13-4 (82 Punkte), der Meisterschaft in der Honda West Division und der ersten Presidents' Trophy seit 2000/01 führten.

LAK@COL: Grubauer verbucht seinen 7. Saison-Shutout

Der gebürtige Rosenheimer erzielte in fast allen wichtigen statistischen Kategorien Bestwerte und beendete seine Karriere mit einer Bilanz von 30-9-1, einem Gegentorschnitt von 1,95, einer Fangquote von 92,2 Prozent und sieben Shutouts in 40 Einsätzen (39 Starts). Seine 30 Siege und alle anderen Werte bis auf die Fangquote waren Karrierehöchstwerte. Nicht umsonst wird Grubauer als Kandidat für die Vezina Trophy als bester NHL-Torhüter der Saison gehandelt.
"Ich habe meine Videostudien intensiviert, um genau anzuschauen, was schieflief", betont Grubauer auf die Frage, ob er etwas geändert hätte, um so erfolgreich zu spielen. "Es ist nicht jede Situation vergleichbar und anders, aber es soll garantieren, dass ich nicht den gleichen Fehler wieder mache. Es sind kleine Schritte, die sich am Ende auszahlen sollen."
Grubauer ist ein akribischer Arbeiter und selbst sein größter Kritiker. Zu Hause trainiert er gerne an Ruhetagen und auch vor Spielen mit einer virtuellen Brille und einem Computerprogramm, das ihn Schusssituationen mit verschiedenen Geschwindigkeiten und aus verschiedenen Winkeln simulieren lässt. So trainiert er seine Augen und die Augen-Hand-Koordination. "Das ist ein wirklich gutes Tool, um in diesem Bereich fit zu bleiben", äußert er sich begeistert.
In den vergangenen Playoffs kam Grubauer in sieben Spielen zum Einsatz und erzielte eine Bilanz von 5-0-1, einen Gegentorschnitt von 1,87 und eine Fangquote von 92,2 Prozent, bevor er in Spiel 1 der Zweitrundenserie gegen die Stars verletzt ausschied und den Rest der Playoffs verpasste.
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Der enge Spielplan in dieser Saison lag ihm laut eigenen Aussagen mehr, denn es wurde mehr gespielt und weniger trainiert. Das garantiert einen guten Rhythmus. "Ich fand den Spielplan mit einem Spiel an jedem zweiten Tag super", verdeutlicht Grubauer und freut sich auf die Herausforderung in den Playoffs mit ebenfalls einem Spiel an jedem zweiten Tag.
Gegen die St. Louis Blues wird es kein leichtes Unterfangen und geht es gleich in der ersten Runde ab Montag (10 p.m. ET; NHL.tv; Di. 4 Uhr MESZ) zur Sache. "Ich denke, sie sind ein starkes Team, ein physisches Team", analysiert Grubauer. "Wir sind eher das schnellere Team als physisch, würde ich sagen, aber ein wirklich gutes Team. Sie haben die Erfahrung, sie haben das Spiel vor ein paar Jahren schon einmal gewonnen, also wird es sicher eine interessante Serie werden. Wir müssen diszipliniert bleiben, wir müssen aus der Box heraus bleiben und unser Spiel 5-gegen-5 spielen."
Ein optimal vorbereiteter Torhüter dürfte den Avalanche gewiss sein.