WestPlayoffs

In der Stanley Cup First Round bekommt es in der Honda West Division das beste Team der regulären Saison, die Colorado Avalanche, mit den St. Louis Blues, Stanley Cup-Sieger von 2019, zu tun. Ein Schweizer und ein Deutscher fordern mit den Minnesota Wild die Vegas Golden Knights heraus.

Colorado Avalanche (1.) vs. St. Louis Blues (4.)
20 Jahre ist es her, als Joe Sakic, Kapitän des bislang letzten Meisterteams der Avalanche, den Stanley Cup direkt an Ray Bourque weitergab. Jetzt wollen Nathan MacKinnon, Gabriel Landeskog & Co. für das nächste Stanley-Cup-Banner unter dem Dach der Ball Arena sorgen. Das Zeug dazu haben sie. Der Kader ist auf allen Positionen sowohl in der Breite als auch in der Spitze sehr gut besetzt. Dafür hat Sakic, heute als General Manager in Denver in der Verantwortung, gesorgt. Der Rosenheimer Philipp Grubauer geht als klare Nummer eins im Tor in die Playoffs. Siebenmal hat er in der regulären Saison keinen Treffer zugelassen und sich mit spektakulären Paraden als Kandidat für die Vezina Trophy in Position gebracht. Dahinter steht mit Devan Dubnyk ein Keeper bereit, der in Minnesota schon den Status einer Nummer eins innehatte. Und sollte das Verletzungspech wieder so gnadenlos zuschlagen wie im vergangenen Jahr, kann Trainer Jared Bednar auf den Schweden Jonas Johansson zurückgreifen.

ARI@COL: MacKinnon baut Punkteserie aus

In der Verteidigung gibt mittlerweile Cale Makar den Ton an. Und das erst in seiner zweiten kompletten Saison in der NHL. Devon Toews, der von den New York Islanders zu den Avalanche kam, hat sich als echte Verstärkung erwiesen. Im Sturm ist nach wie vor kein Vorbeikommen an der ersten Sturmreihe mit MacKinnon, Landeskog und Mikko Rantanen. Der Finne ist für die Tore verantwortlich. Mit 30 Treffern führt er klar die interne Torschützenliste an. Allerdings haben gerade im Schlussspurt der regulären Saison, als es um die Presidents' Trophy ging, die Angreifer aus den Reihen dahinter, wie Andre Burakovsky, J.T. Compher und Tyson Jost gezeigt, dass sie in die Bresche springen können. Am Ende hatte Colorado mit 197 Toren den besten Sturm der Liga.
Die Blues haben es dagegen nur mit Ach und Krach in die Playoffs geschafft. 63 Punkte hatte die Mannschaft von Coach Craig Berube am Ende auf dem Konto. Nur die Winnipeg Jets (61) und die Montreal Canadiens (59) haben sich mit noch weniger Zählern für die K.o.-Phase qualifiziert. Aber danach fragt irgendwann niemand mehr, wenn es wie schon 2019 für den ganz großen Wurf reichen sollte. Dafür müssen sich die Blues allerdings sowohl im Angriff als auch in der Abwehr steigern. Mit David Perron (58) und Ryan O'Reilly (54) haben lediglich zwei Stürmer mehr als 50 Scorerpunkte gesammelt. Immerhin: Sechs Angreifer haben mindestens zehn Tore geschossen. 167 Treffer reichten in der Endabrechnung der Statistik im NHL-weiten Vergleich aber nur zu Platz zwölf. Das Fehlen von Vladimir Tarasenko, der lediglich 24 Partien bestritten hat, fällt da schwer ins Gewicht. Zum letzten Mal stand er am 3. Mai gegen die Anaheim Ducks auf dem Eis. Ohne ihn wird es noch mal komplizierter für St. Louis.

o'reilly

167 - so viele Gegentore haben die Blues auch kassiert. Der Abgang von Alex Pietrangelo zu den Golden Knights hat sich da bemerkbar gemacht. Torey Krug, mit großen Hoffnungen aus Boston nach Missouri gekommen, überzeugte in seiner ersten Spielzeit in St. Louis noch nicht hundertprozentig. Das gilt auch für seine offensive Produktion. Selbst unter Berücksichtigung einer verkürzten Saison, sind zwei Tore und 32 Scorerpunkte deutlich weniger als das, was er zuvor bei den Bruins gezeigt hat. Im Tor ist Jordan Binnington die klare Nummer eins. Ville Husso ist ein solider Backup, der den einzigen Shutout für die Blues in dieser Spielzeit verbucht hat. In der regulären Saison gab es drei Siege für St. Louis und fünf für Colorado - und jedes Mal stand nach 60 Minuten der Sieger fest.
Die Avalanche gewinnen, wenn … Grubauer im Tor nahtlos an die Form aus der regulären Saison anknüpft und sich der beste Sturm der Liga weiter treffsicher zeigt.
Die Blues gewinnen, wenn …es Berube schafft, den Geist von 2019 in der Mannschaft zu wecken, als sie das Wunder vollbrachte, vom Schlusslicht zum Stanley Cup Champion zu werden.
Vegas Golden Knights (2.) vs. Minnesota Wild (3.)
Dass die Golden Knights die Playoffs erreichen, ist schon zur Normalität geworden. In den vergangenen Jahren haben sie sich vom Überraschungsexpansionsteam (2017/2018), das erst im Stanley Cup Finale den Washington Capitals unterlag, zu einem ernsthaften Titelanwärter gemausert. Prunkstück der Mannschaft von Trainer Peter DeBoer ist das Torhütergespann. Marc-Andre Fleury und Robin Lehner sind beide Nummer-eins-Goalies. Fleury, bereits dreimal Stanley Cup-Sieger mit den Pittsburgh Penguins, hat in der regulären Saison fünfmal seinen Kasten sauber gehalten. Er dürfte auch zwischen den Pfosten stehen, wenn es in den Playoffs zum ersten Bully kommt. Sollte er einmal einen schlechten Tag haben, kann Lehner ohne Probleme einspringen.

Vor sich wissen die beiden Keeper eine Abwehr, die gehobenen NHL-Ansprüchen genügt. Nur 27,4 Schüsse lassen die Golden Knights pro Partie zu - der viertbeste Wert in der NHL in der regulären Saison. Lediglich 122 Gegentreffer haben die Golden Knights kassiert (2,18 pro Spiel). Beides sind Bestwerte in der NHL. Als Taktgeber ist Alex Pietrangelo gefordert. 2019 Stanley Cup-Sieger mit den St. Louis Blues, weiß der Kanadier, was man braucht, um in den Playoffs erfolgreich zu sein. Die Paradedisziplin der Golden Knights ist das Unterzahlspiel. Mit 86,6 Prozent Erfolgsquote hatte das Team aus Nevada die beste Bilanz aller NHL-Teams in der regulären Saison. Die Verteidiger wissen aber auch, wo das Tor des Gegners steht. Fünf Defensivspieler haben zweistellige Werte, was die Scorerpunkte in der regulären Saison angeht. Shea Theodore ist mit 42 Scorerpunkten (acht Tore, 34 Vorlagen) der Spitzenreiter.
Im Sturm ist Ausgeglichenheit das Zauberwort. Sieben Angreifer haben in der regulären Saison 14 Tore oder mehr geschossen. Wichtig wird sein, dass die zuletzt angeschlagenen Max Pacioretty und Alec Martinez zu den Playoffs wieder bei 100 Prozent sind. Die Golden Knights sind auf jeden Fall gewarnt: In der regulären Saison gab es nur drei Siege bei vier Niederlagen und einer Niederlage nach Penaltyschießen gegen die Wild.
Die Wild sind in der Division so etwas wie das Überraschungsteam. Was vor allem mit der Leistung von Kirill Kaprizov zusammenhängt. Dem Russen wird die Calder Trophy für den besten Rookie nur schwer zu nehmen sein. 27 Treffer und 51 Scorerpunkte machen ihn zum besten Stürmer der Wild. Dahinter folgt erfreulicherweise schon ein Schweizer. Kevin Fiala hat mit 20 Toren und 20 Vorlagen seine neue Rolle, in der er im Angriff nach dem Abgang von Mikko Koivu und Eric Staal mehr Verantwortung übernehmen musste, hervorragend ausgefüllt. Die große Herausforderung für die beiden wird sein, diese Leistungen und die wichtigen Tore auch in den Playoffs zu bringen. Das gilt auch für Nico Sturm. Der Augsburger hat mit elf Toren und sechs Vorlagen eine solide komplette erste Saison in der NHL hingelegt. In der K.o.-Runde kann er für die so wichtigen Treffer aus den hinteren Angriffsreihen sorgen.

VGK@MIN: Fiala bringt eigenen Nachschuss heim

In der Verteidigung sind vielleicht nicht die spektakulären Namen wie bei anderen Teams zu finden. Den harten Kern bilden Jared Spurgeon, Jonas Brodin, Matt Dumba, Ryan Suter, Carson Soucy und Ian Cole. Spurgeon, Brodin und Dumba haben jeweils die 20-Punktemarke geknackt. Suter und Soucy sind mit 19 respektive 17 Punkten nur knapp daran vorbeigeschrammt. Cole kann seine Erfahrung von zwei Stanley-Cup-Siegen mit den Penguins in die Waagschale werfen.
Auch im Tor haben die Wild keine Sorgen - vorausgesetzt Cam Talbot kann seine Leistung aus der regulären Saison bestätigen. Er hat ein paar Einsätze mehr bekommen als Kaapo Kahkonen. Der Finne hat jedoch mit tollen Saves überzeugt und ebenso wie Talbot zwei Shutouts in der regulären Saison erreicht. Er könnte zu einem wichtigen Faktor werden, wenn Talbot erneut in den Playoffs die Luft ausgeht.
Die Golden Knights gewinnen, wenn … Fleury und Lehner weiterhin dem Team Sicherheit geben und die Abwehr Kaprizov unter Kontrolle bekommt.
Die Wild gewinnen, wenn … Kaprizov in den Playoffs die Leistung aus der regulären Saison bringt und Talbot zeigt, dass er ein Team in den entscheidenden Phase der Saison tragen kann.