Stone krönt mit OT-Tor Spiel-5-Comeback von Vegas

Kaum ein Meisterschaftsanwärter in der NHL kam in den vergangenen Jahren in den Stanley Cup Playoffs ohne größere sportliche Rückschläge und Blessuren zum Ziel. Wer den Stanley Cup gewinnen wollte, musste sich während der Postseason im Regelfall zwischenzeitlich mindestens einmal sportlich mit dem Rücken zur Wand wiederfinden, bevor er seinen Siegeszug erfolgreich fortsetzen konnte. Eine ähnliche Erfahrung macht aktuell auch der diesjährige Mitfavorit auf den Titel, die Colorado Avalanche.

Nach der 2:3-Overtime-Niederlage gegen die Vegas Golden Knights in der heimischen Ball Arena, bei der die Mannschaft eine zwischenzeitliche 2:0-Führung im Schlussdrittel noch verspielte, liegen Philipp Grubauer und seine Mitstreiter in der Best-of-7-Serie der Stanley Cup Second Round mit 2:3 im Hintertreffen. Sie benötigen nun unbedingt einen Sieg in Las Vegas in Spiel 6, wenn die bisher so beeindruckende Saison, die die Avalanche als punktbestes Team der regulären Saison beendet hatten, nicht schon am Donnerstag (9 p.m. ET; NHL.tv; Fr. 3 Uhr MESZ) unsanft und viel zu früh enden soll.

VGK@COL, Sp5: Stone schießt hoch zum OT-Sieg ein

Die Mannschaft befindet sich folglich in einer immensen Drucksituation, die es zu meistern gilt, wenn ihr Durchmarsch durch die Stanley Cup Playoffs nicht wie im Vorjahr, als sie gegen den späteren Finalisten Dallas Stars überraschend mit 3:4-Siegen unterlag, abermals mit einer Niederlage zu früh enden soll.
Trost und frisches Selbstvertrauen spendet in der aktuellen Situation, dass acht von zehn Stanley Cup Champions seit dem Jahre 2011 sich im Laufe der Playoffs mindestens einmal in einer solchen Situation eines Pflichtsieges wiedergefunden hatten. Auch das Wissen um die große Erfahrung ihres deutschen Torhüters soll der Mannschaft helfen. Der routinierte Grubauer, seines Zeichens immerhin Stanley Cup Champion 2018, erlebte ähnliche Drucksituationen bereits in der Zeit, als er zum Kader der Washington Capitals gehörte.
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2018 war Grubauer Backup von Braden Holtby (heute Vancouver Canucks). Von der Erfahrung kann er trotzdem profitieren, als die Capitals seinerzeit mit dem Rücken zur Wand stehend, in den Spielen sechs (3:0) und sieben (4:0) des Eastern Conference Finales gegen die Tampa Bay Lightning sich durchsetzten und ihren erfolgreichen Weg bis hin zum ersten Stanley Cup der Franchisegeschichte fortsetzen konnten.
Im Jahr darauf folgten für den Goalie zwei weitere Do-or-Die-Spiele in den Playoffs. Als Stammtorhüter erzwang Grubauer bei seinem neuen Team, den Avalanche, durch einen 4:3-Sieg nach Verlängerung in Spiel 6 gegen die San Jose Sharks ein alles entscheidendes siebtes Spiel (2:3), bevor die Avalanche dann doch noch die Segel streichen mussten.
Grubauers Erfahrungen, die in den kommenden Tagen noch von großem Nutzen sein können, wenn es für Colorado das Ausscheiden gegen die Golden Knights mit aller Entschlossenheit abzuwenden gilt, spenden Zuversicht.
Die Avalanche, die zum ersten Mal in diesen Playoffs in einer Serie hinten liegen, müssen diese große Herausforderung allerdings an einem Ort meistern, an dem sie in dieser Postseason noch nicht gewonnen haben. Zudem werden sie nicht die Unterstützung der Zuschauer im Rücken haben, wenn der Puck in der T-Mobile Arena fällt.
Das Team gibt sich trotzdem zuversichtlich. "Wir müssen so spielen wie am Dienstag. So sind wir effektiv. Wir müssen das einfach am Donnerstag wiederholen", sagte Angreifer Gabriel Landeskog im Hinblick auf die kommende Herausforderung. "Offensichtlich ist es schwer in ihrer Halle zu bestehen, aber das sind die Playoffs. Jetzt haben wir ein Spiel zu Hause verloren und daher müssen wir auswärts unbedingt einen Sieg einfahren", lautet sein pragmatischer Ausblick.

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Verteidiger Cale Makar gab sich vor dem Abflug nach Las Vegas vom drohenden Aus weitestgehend unbeeindruckt: "Das sind Dinge, durch die man als Team gehen muss, wenn man am Ende Erfolg haben will. Das weiß man ja aus der Geschichte. Wir schauen jetzt erst einmal nur auf die kommende Aufgabe, und dann sehen wir weiter", meinte er in einem Zoom-Call am Mittwoch.
Trainer Jared Bednar sagte im Vorfeld des nächsten Kräftemessens, die Botschaft an seine Spieler bleibe grundsätzlich dieselbe, wie zuletzt. "Macht es im Prinzip noch einmal genau so und verhindert etwas mehr ihrer Spielzüge. Ich habe den Spielern gesagt, dass das genau die Art und Weise ist, wie man spielen muss, um gegen Vegas zu gewinnen, und dass man es am Donnerstag wieder tun muss", gab der Coach die Richtung vor.
"Wir werden wieder schauen, ob wir taktisch noch etwas Besonderes finden können, um unseren Jungs zu helfen, aber mir hat unsere Angriffsmentalität gefallen. Ich fand, wir haben auch gut verteidigt, haben viele gute Dinge gemacht. Aber wir müssen einfach in ein paar Bereichen etwas cleverer mit dem Puck umgehen", so Bednar.
Ein Blick auf die Statistiken macht den Avalanche zusätzlich Mut, denn sie haben sich in der jüngeren Vergangenheit häufig gut geschlagen, wenn sie mit dem Rücken zur Wand standen. In den vergangenen drei K.o.-Phasen haben sie jeweils ein Spiel, bei dem sie unmittelbar vor dem Aus standen, gewonnen, darunter im letzten Jahr gleich zwei in Folge gegen Dallas, womit sie ein Spiel 7 erzwangen. Ein solches Kunststück muss die Mannschaft nun ein weiteres Mal vollbringen.