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Seine 54 Punkte (23 Tore, 31 Assists) in 64 Spielen der regulären Saison 2019/20 haben Kevin Fiala von einem gewöhnlichen Stürmer einer Mannschaft zu einem Top-Spieler werden lassen. Die Minnesota Wild, sein NHL-Team seit dem Trade im Februar 2019 mit den Nashville Predators, dürfte diese Entwicklung des 24-jährigen Schweizers ganz besonders freuen. Fiala war nicht nur in der Hauptrunde der gefährlichste Stürmer der Wild, sondern zeigte dieses Potenzial auch in der Postseason, die für Minnesota allerdings schon in der Stanley Cup Qualifikation endete. In den vier Spielen gegen die Vancouver Canucks (1:3) in der Blase von Edmonton erzielte Fiala drei Tore und eine Vorlage.

Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass seit dem Beginn des Trainingscamps der Wild am 3. Januar für die am 13. Januar beginnende Saison 2020/21, viele Augen auf Fiala gerichtet sind. Das war auch in einer der ersten virtuellen Pressekonferenzen von Minnesota am Dienstag der Fall, zumal er wegen einer anderen Geschichte zusätzlich in den Fokus gerückt war.
Fiala wollte nämlich am Montag beim ersten Training mit den Teamkameraden aufs Eis gehen und wurde vom Trainerstab zurückgepfiffen, ehe er nach dem Ende zurückkehren und mit den Assistenztrainern zumindest noch ein paar Runden drehen durfte.

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Auf die Frage, warum Fiala nicht am Training teilnehmen sollte, antwortete Trainer Dean Evason: "Das war nur eine Vorsichtsmaßnahme." Darüber hinaus erklärte der Coach, dass es keine disziplinarische Sache war. Am Dienstag trainierte der St. Galler normal mit.
"Mir geht's gut und es war großartig zurück bei den Jungs zu sein. Das hat mich gefreut", antwortete Fiala kurz und unverbindlich auf Nachfrage zu dem Vorfall in der Pressekonferenz.
Der Fokus richtete sich aber in der Folge auf andere Dinge. So zum Beispiel, dass Fiala in einer Reihe mit den Neuzugängen Center Nick Bonino (von den Nashville Predators) und Flügelstürmer Marcus Johansson (von den Buffalo Sabres) trainierte. Bonino und Fiala kennen sich aus gemeinsamen Zeiten in Nashville noch gut. "Ich habe einige Spiele an seiner Seite gemacht", erzählte der Schweizer. "Ich fand es toll."
Über die zusammengestellte Reihe ist Fiala sichtlich erfreut. "Nick ist ein defensiver Spieler, der auch in der Offensive viel zu bieten hat", analysierte er. "Er kann den Puck gut passen und liebt es die kleinen Dinge richtig zu machen. Marcus ist ein sehr talentierter Spieler. Beide können unerwartete Spielzüge kreieren und man muss immer bereit dafür sein."
Auch Teamkollege Johansson äußerte sich sehr positiv über die von den Trainern anvisierte Reihenkombination mit Fiala und Bonino. "Ich bin begeistert, denn jeder hat letztes Jahr gesehen, was Kevin erreichen kann", verdeutlichte der Schwede. "Er hat ein unglaubliches Talent und kann mit dem Puck sehr viel anstellen. Er kann auch dem Nichts viel machen. Und gegen Nick habe ich so häufig gespielt. Er ist ein sehr starker Zwei-Wege-Center. Wir drei lieben es mit dem Puck umzugehen. Wir sind eine gute Kombination und werden hoffentlich einen guten Start haben, wenn wir weiter an unserem Vertrauen und unserer Chemie arbeiten."

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Für sich persönlich sieht Fiala noch Potenzial zur Entwicklung, zumal unter dem Eindruck, wie die Canucks ihn in der Qualifikation als Zielobjekt in den Fokus genommen hatten. "Es war nicht das erste Mal in meiner Karriere, aber es war eine spezielle Art, wie sie mir gegenüber agiert und gegen mich gespielt haben", betonte er. "Ich muss bereit sein und werde es auch. Das wird mein nächster Schritt sein. Ich muss mental stark sein, wenn ich bearbeitet werde und darf mich nicht provozieren lassen. Ich will dem Team helfen so gut es geht."
Fiala ist sich im Klaren, dass seine Gegner künftig noch häufiger versuchen werden, ihn durch Provokationen von seinem Spiel abzubringen. Er hat auch schon ein Mittel dagegen parat. "Das ist einfach, man muss nur an die Mannschaft denken", stellt er klar. "Die Mannschaft kommt immer zuerst. Dein Ego musst du zurückstellen. Ich muss kreativ bleiben und meine Sachen machen, sowohl offensiv als auch defensiv. Ich nehme diese Aufgabe an und freue mich darauf. Ich muss es nur noch besser machen als in den Playoffs."
Der Grat zwischen der nötigen Coolness als Antwort auf dauernde Bearbeitung durch den Gegner und der gebotenen Emotionalität, um seine Leistung zu bringen, ist indes sehr schmal. "Ich bin jemand, der besser spielt, wenn ich selbstkritisch und mit der nötigen Emotionalität bei der Sache bin", lässt Fiala wissen. "Aber trotzdem heißt es intelligent zu bleiben und auf das Spiel fokussiert zu sein. Das macht vieles einfacher."
Mit wachsender Verantwortung für das Team wird Fiala künftig ebenfalls konfrontiert werden. Wenn er damit gut zurechtkommt, wird er sich endgültig als Top-Stürmer etablieren. Dennoch sieht er sich weiterhin eher als Teil eines Kollektivs, in dem jeder seinen Teil leisten muss. "Jeder in der Mannschaft kann und muss in irgendeiner Art helfen", meinte er. "Für mich bedeutet das, besonders in der Offensive meine Dinge zu tun, auf ein anderes Level zu kommen und zu versuchen, so viele Tore wie möglich zu erzielen."