WPG 4, PIT 1

In der NHL dreht sich vieles gerade um die Boston Bruins, die nur schwer zu stoppen sind. Ein Team, bei dem das Formbarometer aber ebenfalls sehr weit nach oben ausschlägt, sind die Winnipeg Jets. Die Mannschaft von Trainer Rick Bowness hat sich in den vergangenen Wochen zu einem ernstzunehmenden Kandidaten im Kampf um den Titel der Krone der Western Conference, zumindest aber der Central Division gemausert. Der jüngste Streich der Jets war am Freitag (Ortszeit) ein 4:1-Erfolg bei den Pittsburgh Penguins.

Es läuft aktuell richtig gut bei den Jets. Der Sieg bei den Penguins war bereits der siebte Sieg in den vergangenen acht Spielen und der zweite in Serie. Lediglich beim 5:7 bei den Detroit Red Wings zu Beginn dieser drei Spiele umfassenden Auswärtstour verließ Winnipeg in den vergangenen acht Partien als Verlierer das Eis. Das warf die Mannschaft jedoch nicht aus der Spur. Mit dem 4:2 bei den ebenfalls gut aufgelegten Buffalo Sabres und jetzt mit dem Sieg bei den Penguins einen Tag später, zeigte das Team, dass es mit solchen Betriebsunfällen umgehen und sie locker wegstecken kann.
Entsprechend sparte der Trainer der Gäste auch nicht mit Lob in Richtung seiner Schützlinge: "Das war vielleicht eins unserer besten Spiele in der Saison." Es habe keine Mitläufer gegeben, jeder habe seinen Teil zum Erfolg beigetragen. Es war ein Erfolg, der sich schon früh abzeichnete. Gegen ersatzgeschwächte Gastgeber - die Penguins mussten auf Marcus Pettersson, Kris Letang und Jeff Petry verzichten - übernahmen die Jets sofort das Kommando. Am Ende hatten sie mit 40 Torschüssen fast doppelt so viele wie Pittsburgh (23). Ein weiterer Beleg dafür, dass die Defensive der Jets, die ohnehin zu den besten in der NHL gehört, gut funktionierte, ist die Tatsache, dass Sidney Crosby, der Star im Team der Penguins, ohne Torschuss blieb.
Jedoch spiegelte sich die Feldüberlegenheit des Teams aus der kanadischen Provinz Manitoba nach dem ersten Drittel noch nicht auf der Anzeigetafel wider. Blake Wheeler brachte die Gäste in Überzahl in Führung. Penguins-Torwart Dustin Tokarski gab in der Szene alles, kratzte einmal den Puck sogar mit der Kelle von der Linie. Am Ende aber setzte Wheeler entscheidend nach und drückte die Hartgummischeibe in die Maschen. Die Jets trafen im ersten Drittel noch zweimal. Doch beide Tore wurden nicht anerkannt. Einmal gewann Penguins-Coach Mike Sullivan eine Challenge wegen einer Abseitsstellung, einmal verlor Bowness seine Challenge wegen Behinderung des Torwarts. Mit der Entscheidung bei seiner Challenge haderte Bowness ein bisschen: "Abseits ist in der Regel eine klare Angelegenheit. Torwartbehinderung ist es nicht." Aber man müsse sich hinter seine Spieler stellen. "Und wenn sie alles machen, was man von ihnen verlangt, und man denkt, dass sie recht haben, muss man die Challenge nehmen. Wenn es nicht klappt, dann ist das so."
Und so ging es mit 1:1 in die erste Pause, weil Jets-Verteidiger Dylan DeMelo erst seinen Schläger und dann das Gleichgewicht verlor. Kasperi Kapanen hatte entsprechend keine Probleme, Drew O'Connor vor dem Tor zu bedienen, der David Rittich im Kasten der Jets überwand. Es sollte allerdings das einzige Mal an diesem Abend bleiben, dass der Tscheche hinter sich greifen musste. 22 Saves standen für ihn in der Statistik. DeMelo hatte an diesem Abend aber trotzdem noch Grund zur Freude, weil er mit zwei Vorlagen jetzt auf 100 Scorerpunkte (zehn Tore, 90 Vorlagen) in seiner NHL-Karriere (436 Spiele) kommt.

WPG@PIT: Scheifele, Ehlers treffen in 22 Sekunden

Ein Doppelpack gegen Ende des Mittelabschnitts brachte die Jets schließlich auf die Siegerstraße. Mark Scheifele und Nikolaj Ehlers sorgten innerhalb von 22 Sekunden für einen Zwei-Tore-Vorsprung der Gäste vor dem zweiten Seitenwechsel. Bei Ehlers' Treffer gab Kyle Connor die Vorlage, der damit seine Serie an Partien mit mindestens einem Scorerpunkt auf neun ausbaute (sechs Tore, neun Assists).
"Wir hatten unsere Chancen und haben sie erst nicht genutzt. Die beiden Treffer waren enorm wichtig", meinte Scheifele. Im dritten Drittel habe das Team die Partie dann souverän runtergespielt. "Wir haben den Puck tief gehalten. Wir haben es den Penguins richtig schwer gemacht, über unsere blaue Linie zu kommen und uns in unserer Verteidigungszone unter Druck zu setzen. Wenn wir so spielen, sind wir schwierig zu schlagen", betonte der Stürmer, der im Schlussdrittel mit seinem zweiten Treffer den Schlusspunkt unter die Partie setzte und mit 26 Toren die interne Torjägerliste anführt. Bleibt er verletzungsfrei, sollte er keine Probleme haben, seine bisherige Bestmarke von 38 Toren aus der Saison 2018/2019 zu knacken. An der Spitze der internen Scorerwertung ist allerdings Connor mit 53 Punkten (21 Tore, 32 Assists).
Scheifele hat nun 156 Spiele in seiner Karriere mit mindestens zwei Scorerpunkten und hat damit Ilya Kovalchuk von Platz zwei dieser Rangliste in der Geschichte der Atlanta Thrashers/Winnipeg Jets verdrängt. Auf Platz eins ist Wheeler mit 194. Was Scheifele in dieser Saison aufs Eis bringe, da könne man nur staunen, meinte Jets-Rookie Cole Perfetti. "Entscheidend ist, wie clever er ist, in den freien Raum zu kommen. Es ist schon etwas ganz besonderes, mit solch einem Spieler zusammenzuspielen." Perfetti sammelte bei beiden Scheifele-Toren und auch bei Wheelers Treffer jeweils einen Assist ein und hat damit Platz drei in der Scorerwertung der Liganeulinge zementiert (sechs Tore, 19 Vorlagen). Zudem gelangen ihm damit als erstem Rookie in der Franchisehistorie in einer Saison mehrere Spiele mit drei Vorlagen oder mehr. Das erste Mal gelang ihm das am 29. November beim 5:0 gegen Colorado.

WPG@PIT: Scheifele versenkt einen Direktschuss

Und so konnte man im Lager der Jets, nach der trotz des Sieges nicht ganz überzeugenden Leistung in Buffalo, diesmal wieder rundum zufrieden sein. "Man sucht immer nach Lösungen. Nur darum geht es", sagte Bowness. "Manchmal laufen die Dinge so, wie man will, manchmal tun sie das nicht. Egal, was passiert, wir werden für den nächsten Wechsel bereit sein. Wir machen weiter." Die Konkurrenz wird diese Ansage vernehmen und sich Gedanken darüber machen, was wohl noch von den Jets zu erwarten ist. Mit 57 Zählern sind die Jets nun punktgleich mit Spitzenreiter Dallas auf Platz zwei in der Central Division. Und das muss bei einem Team, bei dem es offenbar in allen Mannschaftsteilen stimmt, noch nicht das Ende sein.