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Am 1. Januar 2017 eröffnete die National Hockey League mit dem Eröffnungsbully zum Scotiabank NHL Centennial Classic die Feierlichkeiten zur Jahrhundertsaison. Seit ihrer Gründung im Jahr 1917 sah die Liga zahlreiche Kultpersönlichkeiten.
Während dem Jahr 2017 wird euch NHL.com/de jeden Samstag mit zahlreichen Geschichten über die vergangenen 100 Jahre versorgen.
In dieser Rubrik werfen wir das Licht auf diejenigen, welche die deutsche, österreichische oder Schweizer Fahne in der Geschichte der Liga hoch gehalten haben. In dieser Ausgabe: Dr. Günther Sabetzki.

Den wenigsten Eishockeyfans dieser Tage, zumindest den jüngeren, wird der Name Dr. Günther Sabetzki etwas sagen. Dabei ist er einer der Größen in der Geschichte des Eishockeysports und deswegen auch im Jahr 1995 in die Hockey Hall of Fame der NHL in Toronto aufgenommen worden. Bis heute ist er damit der einzige Deutsche, dem diese Ehre zuteilwurde.
Dabei war Dr. Sabetzki nicht einmal in Deutschland ein aktiver Eishockey-Spieler, sondern lediglich als Funktionär tätig. Seine in dieser Aufgabe eingenommene Rolle war aber selbst für die Entwicklung des Eishockeys in Nordamerika derart von Bedeutung, dass seine Ehrung zurecht erfolgte.
Der im Jahr 1915 in Düsseldorf geborene Dr. Sabetzki spielte zuerst Feldhockey, ehe er sich später auch kurz am Eishockey versuchte, er aber - überliefert berichtet - keine Lust hatte, sich die Zähne einschlagen zu lassen und deswegen diese Sportart zumindest in der Betätigung ad acta legte.
Trotzdem blieb er dem Eishockey immer treu, obwohl der promovierte Volkswirt zunächst als Wirtschaftsjournalist bei verschiedenen renommierten Zeitungen in Deutschland arbeitete. 1952 begann er sich im Eishockeyverband von Nordrhein-Westfalen zu engagieren, dessen Vorsitz er sechs Jahre später übernahm.
Im Jahr 1963 war Dr. Sabetzki Gründungsmitglied des Deutschen Eishockey-Bundes DEB und wurde 1966 als Vorstandsmitglied des Weltverbandes IIHF gewählt. Als Team Kanada ab 1970 die Teilnahme an den Wettbewerben der IIHF, also insbesondere den Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, wegen des Einsatzes von Halbprofis untersagt wurde, setzte er sich intensiv für die Rückkehr des Mutterlands des Eishockeys ein. Außerdem machte er sich für die Teilnahme von europäischen Mannschaften am Canada Cup stark.
Dr. Sabetzki wurde 1975 der erste deutsche Präsident des IIHF und konnte nach erfolgreichen Verhandlungen mit den kanadischen und US-amerikanischen Verbänden im Jahr 1977 die Rückkehr von Team Kanada in die internationalen Wettbewerbe feiern.
In diesem Zuge wurde Profis erlaubt, an den Weltmeisterschaften teilzunehmen und der Termin des Turniers wurde in den Mai verlegt, um in den NHL-Playoffs gescheiterten Spielern die Teilnahme an der WM zu ermöglichen.

GER-CAN

Im Gegenzug durften die vier stärksten europäischen Teams zum alle vier Jahre in Nordamerika stattfindenden Canada Cup reisen. Diese Entscheidung war ab diesem Zeitpunkt das Sprungbrett für viele europäische Spieler in die NHL. Der Anstoß zu einer Entwicklung, die mit dafür sorgte, dass der Anteil an in der NHL tätigen Spielern aus Europa von rund 5 Prozent im Jahr 1980 auf heute gut ein Viertel angestiegen ist.
Das Wachstum des Eishockeys in Deutschland und in der Welt war Dr. Sabetzki, der bis 1994 dem Weltverband vorstand, ein inniges Anliegen. So engagierte er sich ebenso für Länder, in denen Eishockey kein traditioneller Sport war und half bei der Gründung und Aufbau von neuen Verbänden. Unter seiner Ägide wuchsen die Mitgliedsländer des IIHF von 31 auf 50 an.
Dr. Sabetzki war maßgeblich an der Einführung eines Ausgleichsfonds beteiligt, aus dem arme Länder entsprechende finanzielle Zuschüsse erhalten konnten, um Ausrüstung zu kaufen oder Eishallen zu betreiben. Auf sein Ansinnen hin ging der legendäre russische Nationaltrainer Anatoli Tarasov nach Nordkorea und China, um den dortigen Aufbau von Ligen zu unterstützen und er war mitverantwortlich für die Austragung der ersten Pacific-Meisterschaft im Jahr 1984.
Als ob dies alles nicht genug wäre, förderte Dr. Sabetzki eine professionellere Ausbildung der Trainer und der Schiedsrichter sowie ein Austauschprogramm zwischen den Eishockey-Großmächten und den Eishockey-Entwicklungsländern.
Dr. Sabetzki, der am 22. Juni 2000 in Düsseldorf verstarb, war somit ohne Zweifel einer der Pioniere der internationalen Entwicklung von Eishockey und der Öffnung der NHL für den weltweiten Markt. Zu Lebzeiten wurden ihm für seine Verdienste um das Eishockey viele Verdienstmedaillen und -orden verliehen, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Skandinavien und vom Internationalen Olympischen Komitee.